Monitoring im Wohn- und Geschäftshaus
Automatische Mengenerfassung
Verbraucherverhalten positiv beeinflusst
Basis für reduzierten Energieverbrauch
Die energetische Ertüchtigung von Bestandsobjekten durch Dämmung und/oder eine neue Anlagentechnik ist in aller Regel aufwändig. Oft reichen aber schon geringinvestive Maßnahmen aus, um dennoch zu nennenswerten Energieeinsparungen zu kommen, und zwar durch die Optimierung der Betriebsführung von Heizung und Lüftung. Notwendig dafür ist ein übergreifendes Monitoring- und Automatisierungskonzept, dessen Ausgestaltung derzeit im Rahmen eines Forschungsprojektes in Stuttgart-Wangen untersucht wird. Für die Datenbasis im Bereich Heizung und Trinkwasser sorgen M-Bus-fähige Verbrauchsmessgeräte und ein Webportal, über das zum Beispiel auch Endkunden ihr Verbrauchsverhalten überprüfen können.
Harmonisch fügt sich das Wohn- und Geschäftshaus „Ulmer Straße 325“ in Stuttgart-Wangen in die gewachsene Bebauung des Straßenzuges ein, obwohl es schon im 17. Jahrhundert erbaut wurde. Für Eigentümer und Nutzer bedeutet der historische Baustil aber eine Herausforderung, denn aus energetischer Sicht ist das Objekt nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand auf aktuelle Standards zu heben. Die Energiekennziffern sind jedoch ein wichtiger Faktor, wenn es um Vermietung und Verpachtung geht. Gleichzeitig ist eine energetische Verbesserung des Gebäudebestandes aber auch aus gesamtgesellschaftlichen und ökologischen Gründen notwendig, was ein Blick auf die Verbrauchsverteilung des Endenergiebedarfs in Deutschland deutlich macht: Fast 40 % dieses Verbrauches werden allein für die Konditionierung von Gebäuden aufgewendet. Bei dem hohen Anteil unsanierter Bestandsgebäude und einer Sanierungsquote von nur 1 %/Jahr sind also solche Lösungsansätze gefragt, die kurzfristig greifen und dennoch gleichzeitig zu einer signifikanten Verbrauchsreduzierung führen – wie die optimierte Betriebsführung von Heizungs- und Lüftungssystemen auf der Basis eines übergreifenden Monitoring- und Automatisierungskonzeptes, das in Stuttgart-Wangen Forschungsgegenstand des Projektes „E-MonAut“ (siehe Kasten) ist.
Bedarfsgerechter Betrieb
Heizungen werden insbesondere in Bestandsobjekten bisher nicht bedarfsgerecht betrieben. Gründe dafür sind aber nicht nur der oftmals fehlende hydraulische Abgleich, sondern auch die fehlende Abschätzung des tatsächlichen Heizbedarfs durch witterungsgeführte Regelungen, da hierbei bauphysikalische Parameter ebensowenig einfließen wie solare Wärmegewinne, die Luftqualität oder die Luftfeuchte. In (teil-)sanierten Objekten mit ergänzend installierter Lüftung kommt dann noch die fehlende Abstimmung der Systeme hinzu.
Ändern lässt sich diese Situation nur durch eine optimale, idealerweise automatische Steuerung und Regelung der Anlagentechnik über entsprechende Messdaten. Dies sollte auf der Basis von Sensormessdaten erfolgen. Zum anderen muss natürlich auch das aktuelle Verbraucherverhalten einfließen, das sich vor allem durch den Wärme- und Warmwasserverbrauch, aber auch über Temperaturveränderungen im Raum erfassen lässt.
Datenübermittlung
Um im Objekt „Ulmer Straße 325“ aussagefähiges Datenmaterial zum Wasser- und Wärmebedarf, also dem unmittelbar heizungsbezogenen Verbraucherverhalten in den zehn Wohn- und vier Geschäftseinheiten zu ermitteln, hat WDV/Molliné rund ein Dutzend Wärmezähler mit M-Bus-Modul installiert (siehe Kasten). Im Minutentakt greifen sie die unterschiedlichsten Werte, darunter auch Vor- und Rücklauftemperaturen oder Volumenströme, ab und übermitteln sie via Datenkabel oder Funk (für PWC / PWH) an zwei M-Bus-Datagateways. Diese verfügen über integrierte Webserver, um die Daten im gängigen XML-Format über das Internet auslesen und bspw. im Online Abrechnungsportal von WDV/Molliné nutzen zu können.
Die parallele Datenübermittlung per Kabel und Funk wurde bewusst eingesetzt, um beide Varianten unter Praxisbedingungen im direkten Vergleich zu haben, so Markus Günther-Hirn, Leiter Technik bei WDV/Molliné: „Gerade im Bestand kann nicht überall eine kabelgebundene Wasser- oder Wärmemengenerfassung realisiert werden. Die Funkzähler sind also eine praxisgerechte Alternative, die Features der direkten Auslegung bspw. in vermieteten Wohneinheiten ohne weiteren Installationsaufwand zu nutzen.“
Verbrauchswerte visualisieren
Dieser Aspekt spielt insofern eine Rolle, als die optimierte Betriebsführung der Heizungs- und Lüftungstechnik in Bestandsgebäuden nur die eine Hälfte des Projektes „E-MonAut“ darstellt. Mindestens genauso wichtig sind die nutzerbezogene Darstellung und Auswertung der Verbrauchswerte sowie der Außen- und Raumklima-Informationen:
Die zeitnahe Darstellung der Verbrauchswerte spielt eine Rolle, um eine Verhaltensveränderung auszulösen. Bisher erhalten die Nutzer nur in großen Zeitabständen ein eher unzureichendes Feedback über ihr Verbrauchsverhalten. Die unmittelbare Auswertung der Messdaten und bspw. grafische Darstellung über ein Internetportal mit nur wenigen Stunden oder Tagen Zeitversatz sorgt hingegen für einen wesentlich reflektierteren Umgang mit Wärme bzw. (Warm-)Wasser.
Die automatische Erfassung und Übermittlung der Verbrauchsdaten kann zur weitestgehend automatisierten Abrechnung mit Dokumentation gegenüber dem Mieter genutzt werden. WDV/Molliné bietet dafür z.B. ein Onlineportal an, das u.a. über spezielle Zugänge mit Rechteverwaltung für Verwaltung, Mieter, Wartungsfirmen und Administration verfügt. Neben der eigentlichen Abrechnung lässt sich also der Anlagensupport hier ebenso steuern wie eine umfassende Dokumentation, zu der auch Vergleichsmöglichkeiten mit früheren Abrechnungsperioden gehören. Für den Betreiber der Immobilie ist diese Variante der Onlinedatenerfassung, -abrechnung und -dokumentation zudem wirtschaftlich interessant, da keine weiteren Investitionen in Anlagentechnik oder Software notwendig sind.