Mit dem BVF vor Ort
Gesprächsrunde zur Flächentemperierung
Der BVF e.V. (www.flaechenheizung.de) sucht als Bundesverband für Flächenheizungen und Flächenkühlungen aktiv und unterstützend den Kontakt zu seinen Mitgliedern. Im Frühjahr 2017 waren Vorstandsvorsitzender Ulrich Stahl und Geschäftsführer Axel Grimm beim Verbandsmitglied PYD (www.pyd.de) in Bischofswiesen zu Gast. Der Tag war geprägt von einer angeregten und fundierten Diskussion mit dem BVF und den PYD-Geschäftsführern Stefan Ilsanker und Manfred Rieger sowie einem offenen Dialog.
SHK Profi: Der BVF steht immer wieder im direkten Austausch, im Diskurs mit den Mitgliedern – so wie heute hier bei PYD in Bischofswiesen. Welche Erkenntnisse gewinnen Sie dabei für die Verbandsarbeit und die anderen Mitglieder?
Axel Grimm: Wir gewinnen hier wichtige Einblicke in die Arbeit unserer Mitglieder. Sie sind es, die in den Projekten stecken, die am Markt stehen und mit den Kunden im täglichen Gespräch und auf der Baustelle agieren. Die Informationen, die wir auf solchen Terminen bekommen, sind notwendig, denn wir können nicht vom Schreibtisch aus in Hagen oder Berlin erahnen, was die Themen sind. Was unsere Mitglieder bewegt, wie der Bauablauf optimal läuft und wo Probleme liegen. Hätten wir diesen Austausch nicht – ganz egal ob über Besuche vor Ort, über Messen oder Fachveranstaltungen – wären wir orientierungslos in unserer wichtigen Verbandsarbeit. Darüber hinaus macht es allen Freude, weil wir sehen: Was läuft vor Ort und was sind die Besonderheiten und individuellen Qualitäten unserer Mitglieder.
SHK Profi: Ist die individuelle Entwicklung und Planung für aufwendige und auch große Projekte eine besondere Qualität der BVF-Mitglieder?
Axel Grimm: Absolut. Wir haben sehr aktive Mitglieder, so wie PYD, die sich damit eine besondere Kompetenz erarbeiten. Es sind immer wieder Mitgliedsunternehmen wie dieses, die im Verband herausragende Qualitäten zeigen.
Manfred Rieger: Wir haben keine Standardprojekte. Wir arbeiten in Projekten zum Großteil ab einer Objektgröße von über 500 m2. Und hier müssen wir ständig individuell planen, entwickeln und einbauen. Ich bin mir sicher, dass sich das die großen Unternehmen der Branche besser leisten könnten – allein von den Kapazitäten, die wir als kleines Unternehmen in solche Leistungen stecken. Es ist stets eine Herausforderung, so zu arbeiten. Aber es ist wichtig für uns und ein Mehrwert für unsere Kunden und Auftraggeber. Deswegen kommt man zu uns.
SHK Profi: Es setzt sich immer mehr durch, dass mit Dämmung allein die Einsparziele nicht erreicht werden können. Die Sekundärenergie – also die Einsparung durch energiesparende und effiziente TGA-Systeme (Heizungen, Ventilatoren, Stellmotoren, Pumpen etc.) – rückt verstärkt in den Fokus der Energie- und Effizienzdiskussion. Wo sehen Sie hier die Flächentemperierung und ihren Beitrag?
Axel Grimm: Der Bund gibt zuallererst einmal klar vor: „Efficiency first“. Also die Energie, die nicht verloren geht, braucht man schlicht nicht zu ersetzen. Das heißt also, dass ein hoher Dämmstandard durchaus Sinn hat. Im Neubaubereich ist das Maximum an sinnvollem Dämmen bereits erreicht. Im Bestand ist die Situation komplett anders. Er ist oft schlecht gedämmt, hier bieten sich große Potentiale zur Energieeinsparung. Doch unabhängig von der Energiediskussion müssen sich die Menschen in den Gebäuden wohlfühlen. Da aktuell niemand weiß, wie und woher wir in 20, 30 Jahren unsere Energie beziehen, kommt der Flächentemperierung eine große Bedeutung zu. Die Anlagen können mit allen gängigen Wärmeerzeugern arbeiten und werden dies auch zukünftig mit neuen Systemen leisten. Damit sind wir zukunftsoffen. Das ist eine große Chance für die Flächentemperierung.
Manfred Rieger: Wir erleben es schon seit Jahren im Kleinen. Unsere Systeme führen bereits die Grundlast ab, ergänzende Anlagen sind dann nur für Spitzenlasten notwendig. Hinzu kommt, dass bei den dichten Gebäuden heutzutage die Lüftung sehr wichtig geworden ist. Hier kann kleiner dimensioniert werden, wenn z.B. eine passive Grundkühlung in Boden oder Wand integriert ist. Die Rede ist ja nicht mehr vom Heizen, sondern vom Temperieren. Dabei rücken der Außenraum und die Bedingungen draußen viel stärker in den Hintergrund als noch vor einigen Jahren.
Ulrich Stahl: Ein wichtiger Aspekt ist und bleibt die Behaglichkeit. Bei größeren Objekten gibt es z.B. die Himmelsrichtungsfaktoren. So kann es sein, dass bei gleichen Außenlufttemperaturen parallel auf der einen Gebäudeseite geheizt, auf der anderen Seite gekühlt werden muss. Das muss eine Systemtechnik wie die Flächentemperierung mit einer „intelligenten“ Regelung leisten können. Doch darüber hinaus ist eine Regelung quasi nicht mehr notwendig, wenn das Raumklima ausdifferenziert ist.
Manfred Rieger: Das sehe ich ein wenig anders. Die Regelung wird weiterhin wichtig bleiben oder sogar noch wichtiger werden. Die hochgedämmten Gebäude haben keine konventionelle Speichermasse mehr, wie beispielsweise ein Ziegelbau. Dieser konnte die Wärme speichern oder nach außen abgeben. Sicher war die Heizlast früher größer, aber solche Bauten haben am Behaglichkeitsgefühl in den Räumen sozusagen „aktiv mitgearbeitet“. Nun sind Außendämmungen aufgebracht, die so dicht sind, dass nichts mehr puffert oder abgibt im und am Baukörper. Gerade dann ist die Regelung wichtig, die kontinuierlich das Raumklima einregelt.
Stefan Ilsanker: Die Regelungstechnik ist aber nur dann sinnvoll, wenn ich auch die Heizspiralen so verlege, dass ich eine kurze Latenzzeit habe, also die Regelung den Raum schnell heizt oder kühlt. Regelungstechnik ist systemabhängig. Die Leistungsfähigkeit und Flexibilität des eingebauten Produkts ist entscheidend.
SHK Profi: Wo sieht der BVF das besondere Potential der Flächenkühlung? Und wie wichtig sind spezielle Systeme zur Flächenkühlung?
Axel Grimm: Das Potential ist noch immer sehr groß, weil die Flächenkühlung bei den Planern und den Endkunden noch immer nicht in Gänze bekannt ist. Die Wirtschaftlichkeit, die überschaubaren Betriebskosten und die damit verbundene Nachhaltigkeit sind wesentlich und müssen weiterhin herausgestellt werden. Sicher: die Aufwände bei der detaillierten Planung und Dimensionierung sind im Vorfeld etwas größer, doch der Nutzen für den Bauherrn und Investor ist, wie schon gesagt, immens. Die Möglichkeiten und die Produkte sind da. Doch wir müssen als Verband noch einiges an Kommunikationsarbeit leisten, in den kommenden Jahren, bis dieses Thema in allen Köpfen präsent ist.
SHK Profi: Wie wichtig ist der Austausch für die eigene
Arbeit und für PYD als Mitglied des BVF?
Manfred Rieger: Für uns als BVF-Mitglied ist das eine wichtige Möglichkeit, fundiert und in knapper Zeit die Themen zu behandeln, die uns bewegen. Wir haben nicht immer die Zeit, uns in den Ausschüssen zu engagieren, weil wir schlicht in die Projekte so tief und langfristig eingebunden sind. Hinzu kommt, dass es in der Konstellation mit den zahlreichen Mitgliedern in den Arbeitskreissitzungen kaum möglich ist, sich zu zeigen, Schwerpunkte zu umreißen oder die Qualitäten unserer Firma vorzustellen.
Stefan Ilsanker: Wir ziehen aus dem direkten Austausch immer ein Plus an Informationen und einen Mehrwert aus einem Termin wie dem heutigen. Ich würde mir wünschen, dass wir uns in naher Zukunft erneut zusammensetzen und nicht nur die offiziellen Sitzungen und Termine für die Diskussion nutzen.
Ulrich Stahl: Vielleicht noch ergänzend: Die Arbeitskreissitzungen können Einzelpositionen jedes Mitglieds nicht transportieren. Hier werden konkrete Aufgaben diskutiert und Themen auf Verbandsebene erörtert. Doch umso wichtiger ist der direkte Austausch mit den Mitgliedern in einem persönlichen Rahmen, wie er hier und heute in Bischofswiesen gegeben war.
SHK Profi: Vielen Dank für das Gespräch.
(Das Interview für den SHK Profi führte Tim Westphal.)