Legionellen !
Vorsorge und Maßnahmen
Todesfälle, fehlende Wasserhygiene und Folgekosten fallen einem beim Wort Legionellen direkt ein. Damit bilden sie einen Alptraum sowohl für Gebäudebetreiber als auch Besitzer. Um das Legionellenrisiko jedoch möglichst gering zu halten, muss man verstehen, welche Bedingungen Legionellen bevorzugen.
Wärme, Ruhe, Nahrung – diese drei Kriterien bilden die idealen Rahmenbedingungen für Legionellen in der Hausinstallation, ihre Vermehrung und langfristigen Bestand.
Wärme
Legionellenfreundliche Wassertemperaturen liegen im Bereich zwischen 20 und 50 °C, wobei man nicht dem Irrtum erliegen sollte, dass Legionellen nur in Warmwasserleitungen zuhause sind. Jüngste Untersuchungen brachten es an den Tag, dass gerade auch in Kaltwasserleitungen Legionellen ein immenses Problem darstellen. Und damit sind wir wieder beim Faktor Wärme. Denn gerade, aber nicht nur in Sommermonaten, viele Kaltwasserleitungen bieten zu warmes Trinkwasser. Oft sind es Isolierungsmängel, die für eine zu hohe Temperatur selbst in den Kaltwasserleitungen sorgen.
Ruhe
Das ist eines der zentralen Probleme so mancher Hausinstallation, in der sich sogenannte Totleitungen befinden. Wie können diese entstehen? Z.B. im Rahmen von Umbauten und Sanierungen, durch stillgelegte Gebäudetrakte oder durch lange nicht benutzte oder in Betrieb genommene Wasserleitungen. Die Möglichkeiten einer Stagnation sind ganz unterschiedlicher Natur. Bereits nach wenigen Wochen sind ungenutzte Wasserleitungen ein idealer Nährboden für Keime – d.h. selbst eine dreiwöchige Urlaubszeit kann ausreichen, die Wasserqualität zu verändern. Aber auch überdimensionierte Systeme, die die Fließgeschwindigkeiten innerhalb der Hausinstallationen vermindern, oder zusätzliche Totleitungen bedeuten ein erhöhtes Legionellenrisiko.
Nahrung
Wenn Legionellen bereits Ruhe und Wärme als Lebensbedingungen vorfinden, ist zumeist ebenso für ihre Nahrung gesorgt. Wo sich diese Nahrung findet? In Biofilmen lebende Mikroorganismen liefern wichtige Nahrungsbestandteile aber auch Korrosionsprodukte. Organische Substanzen können den Nährboden weiter fördern.
Wo finden sich Legionellen?
Die Gefahr einer Legionellenkontamination besteht in allen Hausinstallationen von Bestands- und damit Altbauten sowie in Neubauten. Dazu zählen alle öffentlichen, halböffentlichen, gewerblichen aber auch privaten Gebäude. Kurz – Legionellen legen sich nicht auf einen bestimmten Gebäudetyp fest.
Warum wir uns Gedanken über Legionellen machen?
Legionellen sind eine ernst zu nehmende Gefahr für die menschliche Gesundheit und das menschliche Leben. Zu den besonderen Risikogruppen zählen:
Verbreitet ist die Meinung, man sollte aus Gründen der Prophylaxe bereits im Vorfeld jeglicher Legionellengefahren regelmäßig und kräftig Behandlungen des Leitungsnetzes vornehmen. Wenn allerdings keine außerordentlichen, vom Experten festgestellten Gründe zur kontinuierlichen Behandlung vorliegen, kann diese Fehleinschätzung mit ihren zum Teil erheblichen Folgen für die Wasserqualität nur Fragen aufwerfen.
Grundsätzlich muss man sich die Frage stellen, warum wir überhaupt etwas gegen Legionellen tun müssen, bzw. das Wasser einer Behandlung aussetzen müssen, wenn wir davon ausgehen können, dass die Wasserwerke uns eine gute Trinkwasserqualität liefern, eine Anlage nach allen Regeln der Technik installiert und betrieben wird.
Kluge Vorsorge
Grundsätzlich ist Vorsorge immer von Vorteil. Aber wissen wir auch alle, dass Vorsorge ganz einfach sein kann und eigentlich bereits bei einer richtig durchgeführten Installation und einem abgestimmten Leitungsnetz einsetzt? Und wenn wir wissen, dass Ruhe, Wärme und Nahrung den Legionellen ein besonders angenehmes Lebensumfeld bieten, gibt bereits diese Kenntnis einen wertvollen Ansatz zu einer wirkungsvollen Prophylaxe ohne außerordentliche Maßnahmen, ohne eine Veränderung oder Beeinflussung der Wasserqualität, etc. Wenn man z.B. weiß, dass ein Leitungssystem nicht zu groß bemessen sein darf und nur ein abgestimmtes Leitungssystem innerhalb der Hausinstallation für einen geregelten Durchfluss sorgt, sind zwei wichtige grundsätzliche Vorsorgemaßnahmen bereits ergriffen. Mit einem schlanken Leitungssystem kann sogar die Fließgeschwindigkeit erhöht werden. Auch können regelmäßige Spülungen – sogenannte Hygienespülungen – wichtige Kernaufgaben innerhalb der Legionellenprophylaxe übernehmen. Diese Hygienespülungen vermeiden, dass es zu Stagnationen des Wassers kommt. Denn schließlich gilt: Was regelmäßig in der „Ruhe“ gestört wird, kann in der Regel kaum überleben. Besonderer Vorteil – diese Maßnahme erfordert keinen großen Aufwand. Grundsätzlich gilt: Eine Hausinstallation, die nach allen Regeln der Technik installiert, betrieben und gewartet wird, bietet Legionellenkontaminationen kaum eine Chance.
Risikobereiche können allerdings durch Wartungsfehler oder in Zeiten von längerem Standwasser entstehen. Risiken entstehen ebenfalls, wenn durch Sanierungsarbeiten längere Standzeiten eingetreten sind. Ebenfalls zu den Risikoaspekten gehören sogenannte „kontaminierte Einbauteile“. Bereits vor Einbau mit Legionellen kontaminierte Komponenten (das Problem kann z.B. durch stehendes Wasser in Komponentengehäusen entstehen) bedeuten in der Praxis eine akute Gefahr für das Trinkwassersystem.
In derartigen Fällen gilt es schnell und überlegt zu reagieren und geeignete Maßnahmen einzuleiten. Im ersten Schritt zählen dazu die bewährten Maßnahmen der thermischen Behandlung und intensiven Spülung des gesamten Hausleitungssystems einschließlich der Zapfstellen. Eine enge Kooperation mit Fachleuten, z.B. der Hygieneinstitute, sollte immer in Betracht gezogen werden.