Intersolar 2017
Vom Wandel in der Solarbranche
Die Photovoltaiknachfrage in Deutschland zieht wieder spürbar an, so lautet ein wichtiges Fazit der Intersolar Europe 2017. Die Fachmesse mit ihren über 1.100 Ausstellern spiegelte diesen Trend wider und konnte mit ihren Themen 40.000 Messebesucher auf das Messegelände locken. Zu den meist diskutierten Themen gehörten in diesem Jahr die Eigenstromnutzung sowie das Geschäftsmodell Mieterstrom. Basis hierfür sind die gesunkenen Strompreise. Die regenerative Energiezukunft in Deutschland wird dabei die Sonne stärker als bislang einbeziehen müssen.
Laut Branchenverband SolarPower Europe wird der jährliche weltweite Zubau von PV-Anlagen 2017 erstmals die 80 GW-Marke überschreiten. Schon im Jahr 2016 war der Zubau um rund 50 % im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Nur der deutsche Photovoltaikmarkt zeigte sich in den letzten Jahren schwächer, nun gibt es aber wieder eine Tendenz zum Wachstum. BSW-Solar erwartet für 2017 in Deutschland einen Zubau in Höhe von 1.600 bis 2.000 MWp. Doch der Umbau des Energiesystems benötigt noch mehr Bausteine. So spielen Speicherkonzepte eine wichtige Rolle.
Speicherkonzepte
Die Batteriespeicher spielen dank einer Halbierung der Speicherkosten in den letzten fünf Jahren eine zunehmend eigenständigere Rolle in der Energieversorgung eines Gebäudes. Sie wirken als Strompuffer und sorgen in Kombination mit elektrischen Heizstäben in Warmwasserspeichern dafür, dass auch der Überschussstrom aus photovoltaikscher Erzeugung eigengenutzt werden kann. Dies findet in verschiedenen Lösungen zunehmend Berücksichtigung, wie z.B. bei der von my-PV genannten Produktreihe mit der „Elwa“, die für unterschiedliche Anwendungsbereiche angepasste elektrische Warmwasserbereitungsgeräte bietet.
Bei den Solarspeichersystemen vereinen mit sonnen, Senec und E3/DC derzeit drei Anbieter fast 50 % des deutschen Marktes auf sich. Allerdings weitet sich das Feld. So ist die Anzahl der Anbieter von Solarspeicherprodukten 2017 auf über 50 Unternehmen mit mehr als 300 Produkten und Varianten angewachsen, die aus einem breiten Spektrum vom Systemintegrator über Inverterhersteller und Zellproduzenten bis hin zum Automobilkonzern stammen. Für 2017 wird in Deutschland die Installation von 22.000 elektrischen Heimspeichern erwartet. Dabei wird bereits jede zweite neue PV-Anlage in Eigenheimen inzwischen mit einem Batteriespeicher ausgestattet. Letztlich geht es darum, die Sonnenenergie optimal zu nutzen. Bei Fronius International spricht man von der Vision „24 Stunden Sonne“ als Nutzung der regenerativen Energien aus der Sonne rund um die Uhr.
Digitalisierung
Um die Anforderungen zu erreichen, spielt auch im Photovoltaikmarkt die Digitalisierung eine wichtige Rolle. Zunehmend werden PV-Anlagen, Wärmeerzeuger und die energienutzenden Systeme miteinander verknüpft, um die notwendige Energie immer zeitgenau und im passenden Umfang dort zu Verfügung zu stellen, wo sie gerade benötigt wird.
Ein mögliches Vorgehen hierzu, stellte Viessmann auf der Messe mit der „Energy Community“ vor. Dabei handelt es sich um eine Strom-Flatrate für Endkunden, die es erlaubt, 100 % des eigenen Stroms mit dem privaten Stromkonto selbst zu nutzen, durch den Strombezug aus der Community unabhängiger zu werden sowie letztlich zu 100 % grünen Strom und grüne Wärme zu nutzen und sich damit letztlich vollständig regenerativ zu versorgen. Dazu vernetzt die „Energy Community“ regenerative Energieerzeuger unterschiedlicher Größe und übernimmt die „intelligente“ Steuerung von Erzeugung und Verbrauch. Damit ist diese kein virtuelles Konstrukt, sondern schafft mithilfe smarter Technologien ein Energiemanagement, das für seine Mitglieder Vorteile und Unabhängigkeit bieten soll. Eine cloudbasierte Lösung zur Planung bietet Zeversolar, ein Tochterunternehmen des Wechselrichterherstellers SMA, mit seinem überarbeiteten Planungsportal „ZeverPlan 2.0“. Das Portal ist in neun Sprachen verfügbar und in der Lage, Anlagen mit unterschiedlich ausgerichteten Modulfeldern auszulegen. Zusätzlich können Eigenverbrauchsberechnungen ausgeführt werden. Die digitalen und dezentralen Lösungen sind damit in ihrer Bedeutung so stark gewachsen, dass diese künftig parallel zur Intersolar als eigenes Messekonzept unter der Bezeichnung EM-Power stattfinden wird.
Das nächste Ziel lautet daher die Photovoltaik stärker in die Innenstädte zu bringen. Hier sind Gebäude bislang noch eher selten mit PV ausgestattet. Hierbei sehen auch regionale Energieversorgung und Stadtwerke einen Markt, um in Kombination mit Batteriespeichern das elektrische Stromnetz zu stabilisieren und sich dazu als Dienstleister für das Strommanagement in Kombination mit der Photovoltaik zu positionieren. Damit steigt die Bedeutung dezentraler, regenerativer Energieanlagen, Speicher und Verbraucher als „Prosumer“, die zugleich als Verbraucher sowie auch als Erzeuger im Markt auftreten. Mit diesem Wandel treten erneuerbare und effiziente Energietechniken, Lastflexibilität und Energiemanagement immer mehr in den Mittelpunkt des Branchengeschehens der erneuerbaren Energien.
Fachmesse stellt sich neu auf
Dies hat auch Auswirkungen auf die Fachmesse, die sich ab 2018 komplett neu aufstellen wird. Unter dem Dach The Smarter E Europe (siehe Infokasten) finden dann Intersolar Europe, ees europe, Power2Drive Europe und EM-Power vom 20. bis 22. Juni 2018 auf der Messe München statt.
Aus zwei mach vier
Aus Intersolar Europe (www.intersolar.de) und ees europe (www.ees-europe.com) schmiedet der Veranstalter Solar Promotion gemeinsam mit den Partnern Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG (FWTM) und Messe München GmbH 2018 einen Messeverbund aus vier Fachmessen unter dem gemeinsamen Namen „The smarter E Europe“ (www.TheSmarterE.de). Dabei steht das E für Energy. Der Wandel von der einstigen Solarthermie- und Photovoltaikmesse zu einer Gebäudeelektroenergiemesse geht damit einen deutlichen Schritt weiter. Neu hinzukommen die „Power2Drive“ (www.powertodrive.de) als Fachmesse für Elektromobilität und Ladeinfrastruktur und die „EM-Power“ (www.EM-Power.eu) als Zukunftsplattform für die intelligente Energienutzung in Industrie und Gebäuden. Zwar steht im Kern noch die Nutzung der Sonne als regenerative Energie für die Photovoltaik; darauf aufbauend zielen alle weiteren Schritte der Energienutzung auf eine effiziente Nutzung im Gebäude ab.