Handwerker nutzt soziale Medien – mit Erfolg

Was für manchen Handwerker blamabel wäre – zwei Versuche, um eine Flasche mit dem Meterstab zu öffnen – ist auf Instagram ein Hit. 140.000 Menschen schauen sich das Video der Firma Sinning Haustechnik an. Zu sehen sind Mitarbeiter, die mit ihrem Chef im Lager des Betriebs aus dem bayerischen Mödingen im Kreis stehen. Einer öffnet mit ausgeklapptem Meterstab eine Bierflasche, die Armin Sinning in Händen hält. Unter der Frage: „Was kann man mit einem Meterstab noch so anstellen?“ entwickelt sich das Kurzvideo zu einem Renner. Doch was steckt dahinter? Die Intention von Sinning war und ist es, Mitarbeiter über die Kanäle zu finden. Dabei setzt der Betrieb für Haustechnik auf Profis. Die Agentur SocialMe produziert alle Videos und Fotos, außerdem posten die Dillinger dreimal pro Woche die Inhalte auf den sozialen Kanälen. 1600 Abonnenten bei Instagram und 1000 bei Facebook sind das formale Ergebnis. Aber auch das Ziel, neue Mitarbeiter zu finden, wird erreicht. Allein 2019 stellt der Betriebswirt vier Fachkräfte ein, die über diese Kanäle kommen. Zehn Mitarbeiter findet er in Summe in den zurückliegenden drei Jahren via Facebook & Co. 30 Initiativbewerbungen flattern Sinning jährlich ins Haus.

Doch Sinning ist sich sicher: Die sozialen Netzwerke alleine machen es nicht. Als Fundament für den Erfolg sieht der Inhaber sein Wertesystem. Wertschätzung für die Mitarbeiter und freie Getränke sowie eine überdurchschnittliche Bezahlung bilden die Basis. Hinzu kommt, dass Sinning alle Prozesse im Betrieb digitalisiert. Eine eigene Online-Akademie mit mehr als 100 Erklärvideos, die vom Aufschreiben der Montagezeiten bis zur Firmenautopflege reichen und etliche Checklisten umfasst, ist hier ein wichtiger Baustein. Jeder neue Kollege schaut sich die Videos an und startet damit leichter in den Job. Und selbst Kunden sind inzwischen Teil der digitalen Ausbaustufe. Sie liefern via Onlineformular auf der Firmenwebseite Angaben, aus denen sich teilautomatisiert Angebote erstellen lassen: Von der Renovierung kleiner Badezimmer bis zum Einbau ganzer Saunalandschaften oder dem Austausch kompletter Heizsysteme. Das spricht sich herum und lohnt sich: 2020 erhält Sinning für seine Mühen den Digital-Award des Handwerks. „Wir haben 95 % Privatkunden“, erklärt der Experte, die meisten davon seien älter als 50 Jahre. Zwar sei diese Generation, nicht unbedingt Social-Media-affine wie ihre Kinder und Enkel, doch als Rückversicherung diene der Aufwand allemal. Wenn Eltern erzählen, dass sie ein Angebot vom Sinning haben, sagen die Kinder: „Der ist gut, denn kenne ich von Instagram“, berichtet der Unternehmer.

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