Die Preise gehen durch die Decke

Preisentwicklungen bei Baumaterialien

Die Preiskurven für Stahl und viele andere Baustoffe wie z. B. Dämmmaterial oder Kupfer zeigen derzeit nur in eine Richtung – nach oben. Speziell das letzte Kettenglied des dreistufigen Vertriebs kann Preissteigerungen nicht eins zu eins weiterreichen. Perspektiven eröffnen sich nur bei noch nicht abgeschlossenen Verträgen.

Auf die Frage, ob die derzeit kräftig anziehenden Material- bzw. Rohstoffpreise auch vom eigenen Unternehmen weitergereicht werden, antwortete vor kurzem in einer Pressekonferenz ein Hersteller von Sanitärkeramik sinngemäß: Man kam um einen Material­teuerungszuschlag, wie viele andere Hersteller, nicht herum. Eine solche Preisdynamik habe das Unternehmen in den letzten zehn Jahren nicht gesehen und außerdem sei auch hier ein vermehrtes „Hamstern“ von Material seitens der Hersteller zu beobachten. Eine gewisse Analogie zur Toilettenpapiersituation Anfang 2020 lässt sich da kaum von der Hand weisen: Die Ware wird knapp und teuer, die Lager werden aufgestockt.

Was einerseits durchaus positiv für SHK-Betriebe ist, da alles getan wird, damit Lieferketten nicht unterbrochen werden. Andererseits stehen Betriebe derzeit vor der Herausforderung, ihren eigenen Kunden diese dynamische Preisentwicklung erklären zu müssen. Dies bewegte Michael Hilpert, Präsident des ZVSHK, im April zu einem Statement, das mit den Worten „Es reicht“ beginnt und eindringlich darauf hinweist, dass das SHK-Handwerk die Preissteigerungen bei Baumaterialien „nicht so einfach bei den Kunden abladen kann“. Die letzte Gruppe im dreistufigen Vertrieb steht vor einem Problem.

In Zahlen zeichnet sich das Problem folgendermaßen ab: Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie attestierte schon zum vierten Quartal 2020 einen Anstieg der Preise bei Stahl, Holz und erdölbasierten Produkten wie Dämmstoffen und Bitumen. Im März 2021 lagen die Preise nun um etwa 20 % über dem Niveau von Dezember 2020 – wohlgemerkt, auch im Dezember war laut Statistischem Bundesamt schon eine Steigerung gegenüber September um beispielsweise ca. 30 % bei Betonstahl zu beobachten. Bedeutsam für die SHK-Branche ist vor allem der derzeitige Rekordstand beim Kupferpreis: Für das laufende Jahr liegt die Preissteigerung bis Mai bei mehr als 30 %. Gründe für die Preissteigerungen sind eine anziehende Nachfrage im Automobilsektor, eine steigende Konjunktur in Asien sowie ein wachsendes Interesse von Investoren an Öl und Industriemetallen – und insgesamt die Aussicht auf Konjunkturerholung.

Es ist daher nachvollziehbar, dass Michael Hilpert einen Appell an Hersteller und Großhandel richtet: die Preissteigerungen bitte „verträglich“ weiterzureichen. Dennoch: Die Ursache der Situation liegt weder bei den Herstellern noch beim Handel. Demensprechend wird es wohl auch für sie schwierig, sich „kalt lächelnd zurückzulehnen“ und das SHK-Handwerk „die Suppe auslöffeln zu lassen“. Denn letztlich betrifft die Situation alle Marktteilnehmer.

Doch was tun? Einen guten Überblick zum richtigen vertraglichen Umgang bietet der Beitrag „Preissteigerungen und Preisgleitklauseln“ auf Seite 20-22 in dieser Ausgabe. Ein grundlegender Tipp: Angebote zu befristen oder zumindest mit einem Preissteigerungsvorbehalt zu versehen. Darüber hinaus sind auch freibleibende Angebote eine Möglichkeit, auf die derzeitige Situation zu reagieren. Bei bereits abgeschlossenen Verträgen mit der öffentlichen Hand können Betriebe zumindest nachprüfen, ob bei sogenannten „materialempfindlichen“ Bauvorhaben eventuell Stoffpreisklauseln festgesetzt wurden.

Ihre SHK Profi-Redakteurin
Anja Michalski
Gütersloh
 
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