Badplanung im Cyberspace
3D-Planungssoftware
Visualisiserung in der Virtual Reality
In Bädern wird viel Geld verbaut, Fehlplanungen sind deshalb teuer. 3D-Badplaner helfen, die vorhandene Fläche optimal auszunutzen, und zeigen vorher, wie es hinterher aussieht. Doch die digitalen Badplaner können mehr als nur bunte Bilder. 3D-Badplaner helfen bei der Entwicklung erster Einrichtungsideen und deren Präsentation. Sie unterstützen die Ausführungs- und Detailplanung, Ausschreibung bzw. Angebotserstellung, Bestellung und Ausführung. Unterschiede gibt es sowohl in der Konzeption und im Funktionsumfang als auch in der Ausgabe von Visualisierungen, Plänen, Stücklisten oder Kosten. Während die Präsentation und Verkaufsunterstützung bereits einen hohen Qualitätslevel erreicht hat, gibt es bspw. beim zunehmend aktuellen Thema barrierefreie Badplanung noch Defizite.
Müssen Nasszellen in Mehrfamilienhäusern modernisiert werden, kommen schnell 5.000 € und mehr zusammen. Das Fünf- bis Zehnfache kann man für exklusive Wellness-Badlandschaften ausgeben. Planungsfehler kann man sich in keinem dieser Fälle leisten. Wie man Badewanne, Dusche, Waschbecken, WC und Bidet auch auf engstem Raum möglichst Platz sparend und ergonomisch anordnen kann, lässt sich am besten vorher mit speziellen 3D-Planern ausprobieren. Natürlich lassen sich Bäder auch mit TGA-spezifischen CAD-Programmen planen, die im Ingenieurbüro meist ohnehin vorhanden sind. Spezielle Planungsfunktionen und Automatismen bieten aber nur 3D-Badplaner. Sie unterstützen sowohl die Entwicklung erster Einrichtungsideen, als auch die Detailplanung und Ausführung. Da sich Modelle, Abmessungen, Farben oder Oberflächen der Sanitärgegenstände schnell ändern lassen, kann man dem Kunden mit geringem Aufwand Alternativvorschläge unterbreiten. Noch bevor die erste Leitung oder Fliese verlegt wird, lässt sich das Bad auf ergonomische Schwächen, Abstandsflächen, Installations- oder Montageprobleme auf Grundlage des interaktiv dreh- und zoombaren 3D-Modells überprüfen. Neben der Präsentation bieten Badplaner auch spezielle Planungsfunktionen: So werden bspw. beim Einfügen von Sanitärgegenständen oder Armaturen automatisch durch Normen vorgeschriebene Montagehöhen und ‑abstände überprüft. Räumliches muss nicht mehr manuell in zweidimensionale Zeichnungen umgesetzt werden. Die für die Ausführung erforderlichen, bemaßten Grundrisse, Ansichten oder Schnitte, Einrichtungs-, teilweise auch Montage- und Installationspläne werden automatisch aus dem vom Anwender erstellten 3D-Modell generiert. Ist das Objekt fertig eingerichtet, erhält man eine komplette Stückliste, woraus man die Kosten ermitteln und eine Material/Leistungsübersicht für Angebote oder Ausschreibungen generieren kann. Ausführende Unternehmen können darüber hinaus die Bestellung per Internet abwickeln, was Zeit sowie Kosten spart und Fehlbestellungen minimiert. Die rechnergestützte Badplanung ist deshalb in vielen planenden und ausführenden Unternehmen zu einem wichtigen Werkzeug geworden, weil sie den gesamten Planungsprozess verkürzt – von der Zeichnung und Konstruktion, über die Visualisierung, LV-, respektive Angebotserstellung. Außerdem ist sie ein wertvolles Akquisitions- und Verkaufsinstrument.
Von der Skizze zur Virtual Reality
Auf Basis eines 3D-Modells können automatisch Ansichten, Schnitte, Perspektiven oder Isometrien generiert werden. Mit Hilfe einer „Skizzenfunktion“ lassen sich diese technischen Darstellungen in künstlerisch wirkende „Handskizzen“ umwandeln, auf Wunsch auch in kolorierter Form. Alle grafischen Darstellungen lassen zu einer attraktiven Exposé-Mappe für die Kundenpräsentation zusammenstellen. Einige Softwarehersteller offerieren, auch als App erhältliche „Viewer“ – kostenlose Präsentations-Programme, mit denen Kunden die Entwürfe zu Hause am eigenen PC oder Tablet in Ruhe anschauen können. Andere bieten die Möglichkeit, 360 °-Panoramen auf einem Tablet-Display anzuzeigen.
Die Erstellung von Präsentationsvideos ermöglichen fast alle Programme. Noch mehr Realitätsnähe, bei gleichzeitig höherem technischen Aufwand, ermöglicht die Präsentation innerhalb virtueller Realitäten (Virtual-Reality). Damit kann der Kunde schon während der Planungsphase sein künftiges Bad virtuell begehen und nahezu real erleben. Dazu werden mittlerweile verschiedene Systeme angeboten – von der 3D Stereo-Projektion, über eine spezielle VR-Brille, bis hin zur Präsentation innerhalb einer dreidimensionalen Illusionswelt. Je realistischer das Eintauchen in die virtuelle Umgebung ist, desto technisch aufwändiger und teurer ist das System (zwischen 10.000 und 25.000 € und mehr). Entscheidet sich der Bauherr/Kunde dadurch schneller und werden Missverständnisse ausgeräumt, machen sich die Präsentationskosten aber in jedem Fall bezahlt.
Unterschiede bei eingabe & Einrichtung
Exakte Raumdaten sind Voraussetzung für eine korrekte Planung und problemlose Ausführung. Nach einem präzisen Aufmaß folgt in der Regel die manuelle Eingabe der Räume auf Basis des Grundrisses. Dabei wird der Raum entweder Wand für Wand eingegeben oder es stehen vordefinierte Raumformen zur Auswahl, die durch Eingabe der Wandinnenmaße individuell angepasst werden. Anschließend werden Fenster und Türen in der 3D-Darstellung oder in den verschiedenen 2D-Ansichten platziert. Alternativ ist auch das Einlesen von CAD-Plänen per DXF-Schnittstelle möglich. Teilweise kann der Raum auch auf Grundlage eines gescannten Grundrissplans eingegeben werden, indem die Wände einfach „nachgezeichnet“ werden. Unterschiede gibt es sowohl in der Bedienung, in der Werkzeugauswahl, aber auch in der Möglichkeit, runde oder frei geformte Wände, Dachschrägen, Podeste, Raumtrennwände, Vor- bzw. Installationswände eingeben zu können. Hier zeigt sich, wie leistungsfähig die Software ist, wie effizient die Werkzeuge sind und wie durchdacht das Raumeingabe-Konzept ist. Insbesondere die Eingabe frei geformter Grundrisse, unterschiedlicher Dachschrägen, von Dachgauben oder Oberlichtern ist nicht immer möglich oder einfach und setzt Übung und Geduld voraus. Die eigentliche Einrichtung mit Sanitärgegenständen und Armaturen geht dann allerdings schnell von der Hand: Am einfachsten ist die Auswahl der Objekte aus einem bebilderten Katalog und das Einfügen des Objektes in den aktuellen Grundriss per „Drag and drop“. Bei allen acht Programmen, deren Hersteller Mitglied der Interessengemeinschaft „ARGE Neue Medien“ (www.arge.de) sind, lassen sich Sanitärobjekte von über 100 Produktanbietern der Sanitärindustrie aus den umfangreichen ARGE-Herstellerkatalogen auswählen. Zusätzlich sollte im Zusammenhang mit der demographischen Entwicklung auch eine Übernahme von Produkten und Daten aus der Online-Produktdatenbank des ZVSHK (www.shk-barrierefrei.de) für die Planung barrierefreier Badlösungen möglich sein. Da die aus internen oder externen Datenbanken eingefügten Objekte in Größe, Material und Farbe schnell modifiziert werden können, lässt sich der Raum schnell und kreativ einrichten.
Liegen keine digitalen Pläne für den Datenimport vor, kommt man um ein manuelles oder rechnergestütztes 2D- oder 3D-Aufmaß und eine Neueingabe nicht herum. Achten sollte man dabei auf die Möglichkeit, auch runde oder frei geformte Wände, Dachschrägen, Podeste, Bodenvertiefungen oder Vorwandinstallationen eingeben zu können. Die Einrichtungsgegenstände sollten über einen bebilderten Katalog mit Sanitärobjekten möglichst vieler Hersteller per Mausklick ausgewählt und in den aktuellen Grundriss eingefügt werden können. Eine Suchfunktion nach Serien, Warengruppen und Artikelnummern vereinfacht die Auswahl. Die Aktualisierung der mitgelieferten Kataloge sollte online möglich sein. Automatismen sollten die Badeinrichtung unterstützen und bspw. auf Mindestflächen und -abstände sowie normgerechte Installationshöhen achten. Da die Nachfrage nach alters- und behindertengerechten Bädern zunehmen wird, wären auch automatische Kontrollen von Öffnungsmaßen, Rangier-, Bewegungs- und Abstandsflächen sowie eine Überprüfung auf eine barrierefreie Badplanung mit unterschiedlichem körperlichen Einschränkungsgrad der Benutzer sinnvoll. Eine Messfunktion sollte jederzeit eine manuelle Kontrolle von Flächen, Abständen und Höhen ermöglichen. Nützlich ist die Möglichkeit, bspw. einen kompletten Waschtisch mit allem Zubehör als Gruppe definieren zu können. Das aktuelle Projekt sollte jeweils in verschiebbaren Fenstern, in beliebigen Ansichten und Detailausschnitten darstellbar sein. Das vereinfacht die 3D-Planung. Wichtig ist auch, dass die automatisch erzeugten 2D-Planskizzen mit CAD-Programmen grafisch ergänzt bzw. nachbearbeitet werden können, was neben dem gängigen PDF- auch einen DXF- oder DWG-Zeichnungsexport voraussetzt. Für Präsentationszwecke (Print und Online) ist ein Grafik-Export sinnvoll (JPG, TIF, BMP, VRML etc.). Alle verwendeten Einrichtungsgegenstände sollte man inklusive Stückzahl, Abmessung, Bezeichnung, Bestellnummer etc. auflisten können, etwa für Kostenkalkulationen. Unterschiedlich sind auch die Fliesenplanungs-Funktionen: Neben einer umfangreichen Fliesendatenbank mit Fliesen der wichtigsten Hersteller, Mustertafeln und Fliesenverbänden sollte eine einfache und zugleich präzise Verlegung den Planer unterstützen. Das Ergebnis der Fliesenplanung sollte eine Fliesenstückliste und ein bemaßter Fugen- bzw. Verlegeplan sein. Neben Fliesen sind auch Dekore für die Wand- und Deckengestaltung sinnvoll. Mit „Leben“ erfüllt wird die ansonsten etwas steril wirkende Präsentation durch den gezielten, aber möglichst sparsamen Einsatz von Accessoires wie Heizkörpern, Steckdosen etc. Lichtakzente sorgen für unterschiedliche Lichtstimmungen, das Spiel von Licht, Schatten und Reflexion beleben die Szenerie.
Die einzelnen Programme unterscheiden sich im Leistungsumfang erheblich. Einrichtungsorientierte 3D-Planer verfügen über Stärken bei der schnellen Einrichtung mit Sanitärgegenständen und der Visualisierung und eignen sich damit vor allem als Präsentations- und Verkaufsinstrument. Daneben gibt es auch Badplaner, die Teil einer umfassenden Sanitär-CAD-Lösung sind, mit der auch das Trink- und Abwasserrohrnetz berechnet werden kann (Viptool Design). Die meisten Programme sind speziell für die Badplanung zugeschnitten, mit einigen lassen sich zusätzlich Küchen, Büros oder ganze Wohnungen einrichten (z.B. ArConOpen/planTEK, Palette CAD etc.). Auch einige Badproduktanbieter offerieren 3D-Planungsprogramme (z.B. Villeroy & Boch), die allerdings nur auf die jeweilige Produktpalette zugeschnitten sind. Für Endverbraucher konzipierte, kostenlose Online-Planer gibt es ebenfalls (z.B. Palette@Home, www.onlinebadplaner.at, www.webplaner-innoplus.de etc.).
Die Kosten für Profi-Tools liegen zwischen 250 und 4.000 €, wobei auch Mietlösungen möglich sind (ab 90 €/Monat). Einige Anbieter offerieren auf Anfrage auch abgespeckte Einstiegslösungen zu günstigeren Preisen zum „Reinschnuppern“.