Zeit für den Kesseltausch

Aus alt wird grün

Statt Heizöl Pellets bunkern

Der Bestand veralteter Wärmeerzeuger, die noch in Betrieb sind, geht in die Millionen. Wie effizient und umweltfreundlich zugleich deren Sanierung aussehen kann, zeigt ein Beispiel aus Neuenhaus nahe der holländischen Grenze. Dort wurde ein völlig überalterter Öl-Kessel gegen eine CO2-neutral arbeitende Kombination aus Pellets-Heizkessel und thermischer Solaranlage ersetzt.

500 l Heizölverbrauch in jedem Wintermonat, um nur vier Zimmer im Einfamilienhaus zu beheizen – das ist eindeutig zu viel. Als der Schornsteinfeger dann auch noch die viel zu hohen Emissionswerte des 41 Jahre alten Öl-Kessels beanstandete, wurde es endgültig Zeit für einen Austausch. Außer der Vorstellung „Künftig umweltfreundlich und kostengünstig!“ hatte Familie Janßen aus Neuenhaus keine konkrete Idee, wie die Heiztechnik im Eigenheim am Weghorst nach der Sanierung aussehen sollte. Nur dass endlich etwas passieren musste, das war klar.

Für Gerhard Wirth, geschäftsführenden Inhaber des ortsansässigen Fachhandwerksunternehmens Kamps GmbH, ist die schwierige Meinungsbildung von Familie Janßen kein Einzelfall: „Gerade im Gebäudebestand finden sich in unserer eher ländlichen Region noch zahllose dieser überalterten Ölkessel, weil es vor allem in den Ortsrandlagen früher keine zentrale Gasversorgung gab. Zum Teil ist das auch heute noch so. Entsprechend haben die Menschen die Unabhängigkeit in der Brennstoffversorgung schätzen gelernt. Gleichzeitig wünschen sie sich aber eine Heizungstechnik, die deutlich umweltfreundlicher, ressourcenschonender und vor allen Dingen kostengünstiger ist.“

Der naheliegende Ansatz, den alten Kessel gegen ein Öl-Brennwertgerät auszutauschen und vielleicht sogar noch die Tanks weiter zu nutzen, wurde daher schon von vorneherein verworfen. Ebenso wenig kam die Umstellung auf Gas infrage, denn der Ortsteil muss nach wie vor auf eine öffentliche Versorgung verzichten. Den alternativ möglichen Gastank im kleinen Garten unterzubringen, war ebenfalls nicht umsetzbar. Womit sich als Lösung die Installation eines Pellets-Heizkessels mit thermischer Solarunterstützung aus Sicht von Handwerksmeister Wirth fast von selbst entwickelte: „Die Pellets-Heizkessel der großen Hersteller sind heute so ausgereift, dass sie ohne Komforteinbußen oder Betriebsunsicherheiten genau so selbstverständlich für die Wärme- und Warmwasserbereitung eingesetzt werden können wie jedes Gas- oder Öl-Brennwertgerät.“ Hinzu kommt: Gerade Hersteller wie Vaillant (www.vaillant.de) haben diese Anlagentechnik mittlerweile uneingeschränkt in ihr Systemprogramm integriert. Der Pellets-Heizkessel „renerVIT“ wird genau so in die Regel-Architektur oder in individuelle Anlagenkonfigurationen eingebunden wie jeder andere Wärmeerzeuger auch.

 

„Abgestimmte Systemtechnik

sehr hilfreich!“

Demzufolge konnte sich die heiztechnische Sanierungsplanung für das Einfamilienhaus von Familie Janßen auch ganz auf das „Wie“ in der Umsetzung konzentrieren: Wie lässt sich der Pellets-Heizkessel über die enge Treppe in den Keller einbringen? Wie kann unter den beengten Platzverhältnissen die Brennstoffversorgung abgesichert werden? Wie wird die thermische Solaranlage zur unterstützenden Warmwasserbereitung am einfachsten angebunden? Und schließlich: Wie verhindert man angesichts der ungedämmten Gebäudehülle und der jahrzehntealten Heizungsverteilung über Radiatoren mit entsprechend abrupter Wärmeabfrage ein Takten des Kessels? – Fragen also, wie sie sich bei jedem Heizungstausch im Altbau stellen, so Wirth: „Gerade das aber macht letztlich den Reiz solcher Aufgabenstellungen aus. Vor allem, wenn dafür dann auch noch eine Anlagentechnik zur Verfügung steht, die so variabel einsetzbar ist wie hier.“

Beispielhaft deutlich wird das am eingesetzten Pellets-Heizkessel. Trotz 13 kW Leistung ließ er sich dank demontierbarer Verkleidung von den beiden Monteuren Helmut Reinink und Henning Motzkus problemlos die enge, gewundene Kellertreppe hinab zum Aufstellort transportieren.

Ähnlich flexibel stellt sich die Brennstoffversorgung dar: Serienmäßig wie hier mit einem 300 l-Vorratstank ausgestattet wäre auch eine Schnecken- oder Saugförderung der Pellets aus einem größeren Bunker im Nebenraum möglich gewesen. Aber aufgrund der geringen Größe des Einfamilienhauses sollte der bislang als Heizöllagerraum genutzte Keller anderweitig Verwendung finden. Insofern entschied man sich gemeinsam gegen einen Pellets-Lagerraum und für den integrierten Vorratstank. Was für Hausherr Gerold Janßen aber auch keine Rolle spielt: „300 l Pelletsvorrat reichen aus, um je nach Wärmebedarf drei bis vier Wochen zu heizen, das Nachfüllen ist also tatsächlich kein Aufwand.“

 

Hoch effizientes Anlagenkonzept

Zu dieser langen Laufzeit trägt aber nicht zuletzt die ausgefeilte Anlagenplanung der Kamps-Fachleute bei: Statt wie sonst gängig den Pellets-Heizkessel direkt auf den für die Warmwasserversorgung zuständigen Speicher aufzuschalten, installierten sie neben einer Rücklaufanhebung zusätzlich einen zentralen 300 l-Pufferspeicher vom Typ „VPS 300“. Zunächst wird dessen Inhalt mit modulierend 3,4 bis 13,3 kW Wärme vom Pellets-Heizkessel aufgeheizt, bevor die Wärme dann auf den Solarspeicher „auroSTOR“ mit ebenfalls 300 l Inhalt übergeht. Dadurch erzielt der Pellets-Heizkessel verbrauchsgünstig lange Brennerlaufzeiten. Außerdem kann die kostenlose Sonnenenergie von den beiden exakt nach Süden ausgerichteten thermischen Solarkollektoren, die im Sommer den Solarspeicher komplett allein versorgen, bestmöglich ausgenutzt werden.

Eingeschichtet wird die Sonnenenergie deswegen ganz bewusst im unteren Speicherbereich, denn so sorgt zunächst immer die Solaranlage für die komfortable Warmwasserversorgung des 5-Personen-Haushaltes.

Kommt es in seltenen Spitzenlastzeiten dennoch einmal zu einem darüber hinaus gehenden Bedarf, kann der Solarspeicher über den Pufferspeicher höchst wirkungsvoll im oberen Entnahmebereich kurzfristig nachgeladen werden.

 

Willkommener Wissenstransfer

Diese Anlagenkonfiguration, zu der auch noch die Mischerpumpengruppe, eine Rücklaufanhebung als Schutz vor Korrosion im Kessel sowie die Pumpengruppe Solar zählen, wirkt dabei komplexer, als sie in der Praxis tatsächlich ist: Witterungsgeführt erfolgt beispielsweise die Regelung komplett über die im Pellets-Heizkessel integrierte Elektronik. Das stärkt Heizungsfachmann Wirth einmal mehr in seiner Überzeugung, auf einen umfassenden Systemverbund zu setzen: „Die Komponenten sind von Anfang an präzise aufeinander abgestimmt, es gibt keine zeitaufwendigen und damit ärgerlichen Schnittstellenprobleme.“

Wenn wenige Tage später dennoch Vaillant-Kundendiensttechniker Strehlow anreist und gemeinsam mit den Kamps-Fachhandwerkern die Anlage in Betrieb nimmt, so hat das dementsprechend andere Gründe. Als sichtbares Zeichen besonders enger Zusammenarbeit zwischen Fachhandwerk und Hersteller wirkt es beim Endkunden beispielsweise besonders vertrauensbildend – hat Wirth die Erfahrung gemacht. Mindestens genau so wichtig aber ist das Wissen, das die Kamps-Mitarbeiter auf diese Weise rund um die vergleichsweise junge Anlagentechnik in der praktischen Umsetzung gewinnen: „Da jede Konfiguration ein Unikat ist, profitieren wir von den Erfahrungen der Kundendiensttechniker und können so die Anlage im Sinne des Endkunden optimal einstellen.“


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