Altbausanierung ohne Grenzen
Hebeanlagen für jeden Entwässerungsfall
Häufig werden Kellerräume in Ein- oder Mehrfamilienhäusern nachträglich zu Wohnzwecken genutzt oder zur Lagerung von wertvollem Hab und Gut verwendet. Aufgabe des Installateurs und Planers ist es in diesem Zusammenhang, die Entwässerung von Räumen unterhalb der Rückstauebene nach DIN EN 12 056-4 rückstausicher auszuführen. Die Rückstausicherung durch Abwasserhebeanlagen stellt hierbei eine umfassende Lösung dar. Die Vielfalt der Entwässerungsaufgaben erfordert ein umfangreiches Sortiment an Hebeanlagen für die unterschiedlichsten Einsatzfälle.
Die Hebeanlage muss über eine Rückstauschleife über die Rückstauebene (i.d.R. das Straßenniveau) entwässern. Somit wird ein Schutz gegen Rückstau erreicht. Sie pumpt auch bei Rückstau Abwasser in die Kanalisation, die Hausentwässerung bleibt betriebsfähig. Die entscheidende Frage bei der Wahl der Entwässerungsoption lautet zunächst: In welchem Maße möchte der Betreiber der Entwässerungsanlage die Räume unterhalb der Rückstauebene nutzen? Die Bau- und Prüfgrundsätze für Schmutzwasser- und Fäkalienhebeanlagen unterscheiden hier verschiedene Einsatzbereiche, die anhand von drei Fallbeispielen beschrieben werden sollen.
Das Zweit-Bad ohne WC
Die Waschküche eines Kellers soll künftig als Zweit-Bad genutzt werden. Das bereits vorhandene Ausgussbecken soll zu einem Waschbecken umfunktioniert, die Waschmaschine nach wie vor entwässert werden. Zusätzlich soll eine Dusche installiert werden. Zunächst muss man fragen, wie die Entwässerung der Anschlussgegenstände bisher erfolgt ist. Wurde über einen Pumpenschacht in gemauerter oder gegossener Form entwässert? In einem solchen Fall sollte vorab geklärt werden, ob von diesem Schacht ggf. eine Geruchsbelästigung ausgeht. Gerüche können z.B. vermindert werden, indem in den vorhandenen Schacht nachträglich ein PE-Fertigbehälter eingesetzt wird, dessen glatte Innenoberfläche Ablagerungen vermeidet und damit den Aufwand für die Wartung der Hebeanlage vermindert. Einbaufertige Schächte verfügen oft über Kombistutzen für mehrere Anschlüsse DN 50/DN 100, komfortable Möglichkeiten zur Verlängerung und damit zur Anpassung an die Einbausituation. Der Anschluss für die Entlüftung kann über das Dach geführt werden oder in den Aufstellraum, wobei Gerüche über einen Filtereinsatz mittels Aktivkohle gemindert werden.
Mit einer verfliesbaren Abdeckplatte kann ein Unterflurbehälter optisch unauffällig in das Gesamtbild des neuen Bades eintauchen und zugleich die Schutzfunktion eines Bodenablaufs übernehmen. Beachtet werden muss allerdings, dass der Einsatz eines solchen Behälters nur im nicht grundwassergefährdeten Bereich gestattet ist, da die Verbindung PE-Beton nicht dicht gegen drückendes Grundwasser ist, es sei denn, der Behälter wird vollständig von der wasserdichten Wanne umgeben. Alternativ zu einem Unterflurbehälter ist auch die Rückstausicherung mittels Überflurbehälter denkbar: Diese kompakten Behälter zur Grauwasserentsorgung werden oft direkt unter dem Waschbecken angeordnet. Vor allem beim Anschluss von Waschmaschinen empfiehlt sich der Einbau einer Alarmanlage, da die Wassermenge eines Waschvorgangs meist mehr als die doppelte Wassermenge des Behältervolumens beträgt. Alarmanlagen mit Waschmaschinenstopp verhindern, dass bei Störungen an der Pumpe nachlaufendes Wasser aus der Waschmaschine zu einer Überflutung von Kellerräumen führt.
Kleine Vorwand-Hebeanlagen
Da die Ansprüche in der Badgestaltung wachsen, haben einige Hersteller in diesem Produktsegment Anlagen entwickelt, die in handelsübliche Vorwandmontagesysteme eingebaut werden können. Die Behälterlüftung erfolgt bei modernen Produkten über ein unauffälliges Lüftungsgitter (inkl. Filtereinsatz für Aktivkohle) aus der Vorwand. Optional besteht die Möglichkeit die Lüftungsleitung über Dach zu führen. Im Störungsfall ist eine Ableitung des rückstauenden Wassers aus der Vorwand mittels Ablaufschlauch möglich. Damit wird das Auslaufen von Wasser hinter bzw. in der Vorwand vermieden. Entscheidend für die Wartung ist, dass eine ausreichend große Revisionsöffnung berücksichtigt wird. Entsprechende Magnetrahmen gibt es im Zubehörprogramm. Im Wartungsfall wird lediglich die Pumpe aus dem Behälter entnommen, der Behälter verbleibt eingebaut in der Vorwand. Die Ausstattung mit einer Alarmanlage ist bei guten Produkten heute Standard.
Soll ein Kellerbad auch eine Toilette beinhalten, empfehlen sich „Hebeanlagen zur begrenzten Verwendung“. Diese Geräte unterliegen den Einsatzbedingungen der DIN EN 12 050-3 und sind am Markt auch oft als „Zerhacker“ oder „Hächsler“ bekannt. Mit dem eingebauten Schneid- oder Hackwerk sind jedoch Geräuschbelästigungen verbunden. Einzelne Hersteller propagieren daher, hier auf das Schneidwerk zu verzichten, da die rasante Umdrehungszahl des Motors in Verbindung mit dem Freistromrad der Pumpe eine ausreichende Zerkleinerung der Beimengungen bewirkt und zudem geringere Geräuschemissionen verursacht. Auch über der Kellerebene finden Hebeanlagen ihren Einsatz – z.B. im Dachgeschoss, wenn ein neues modernes Bad fernab der zentralen Abwasserleitung installiert werden soll, können Hebeanlagen die Verbindung durch klein dimensionierte Druckleitungen zur Sammelleitung schaffen. Bei Einsatz eines solchen Gerätes ist es wichtig, den Hausbesitzer auf die Einsatzgrenzen dieser Anlagen hinzuweisen bzw. Besonderheiten beim Einbau zu beachten: Maximal eine Toilette, ein Handwaschbecken, ein Bidet und eine Dusche dürfen hier angeschlossen werden. Außerdem sind diese Anlagen ausschließlich im privaten Zweit-Bad mit über die technischen Gegebenheiten informiertem Benutzerkreis zu verwenden. Zudem muss bei dieser Lösung eine weitere Toilette im Haus zur Entwässerung im Freigefälle zur Verfügung stehen.
Nicht selten werden Toiletten als Mülleimer „missbraucht“. In der Praxis heißt das, dass neben dem fäkalienhaltigen Schwarzwasser z.B. auch Essensreste, Hygieneartikel etc. entsorgt werden, die zu Störungen bei Kleinhebeanlagen führen können. Umso wichtiger ist es, die Nutzer solcher Anlagen über die Einsatzbedingungen und die Funktion der Geräte aufzuklären. Der Anschluss der Entwässerungsgegenstände hat so zu erfolgen, dass die Toilette direkt an das Gerät angeschlossen wird und sich die weiteren Entwässerungsgegenstände ebenfalls im Aufstellraum, also im Störungsfall in Sichtweite befinden, so dass damit auch die akustische Störmeldung wahrgenommen werden kann.
Souterrainwohnung (Bad und Küche)
Wird eine komplette Souterrainwohnung eingerichtet, so geht es i.d.R. um die Entwässerung des angeschlossenen Bades mit Toilette sowie der Ablaufstellen aus der Küche. In diesem Fall ist eine Hebeanlage nach DIN EN 12 050-1 zu installieren. Anlagen dieser Bauart verfügen über einen Sammelbehälter, der bei Stromausfall auch als Puffer genutzt werden kann und dabei das Volumen mehrerer Toilettenspülungen aufnimmt. Hier gibt es keine Einschränkungen im Hinblick auf die Anschlussgegenstände, jedoch empfiehlt es sich, eine hydraulische Berechnung vorzunehmen, über die der Pumpentyp, das notwendige Stauvolumen und die Rohrleitung bemessen werden. Grundsätzlich gilt, dass Anlagen für einen derart umfassenden Einsatz einwandfrei arbeiten müssen. Führende Hersteller verwenden zu diesem Zweck längswasserdicht vergossene Leitungseinführungen. Die Dichtheit der elektrischen Leitungsführungen vor eindringendem Wasser ist so gewährleistet. Um eine maximale Laufruhe zu erreichen, werden noch heute Motorträgerplattformen aus Guss auf die korrosionsbeständigen PE-Behälter aufgesetzt, die den Behälter stabilisieren und der Anlage Laufruhe verleihen. Auch für die Wartung ergeben sich hieraus Erleichterungen, da die Aufbauten wie Motor und Armaturen mittels metrischem Gewinde in der Platte fixiert sind und sich nach der ggf. durchgeführten Demontage wieder sicher und (druck-)dicht aufbauen lassen.
Die Lieferung einer solchen Anlage sollte ein bereits vormontiertes Steuergerät beinhalten, so dass die Anlage aus elektrischer Sicht steckerfertig ist. Damit sind kaum Elektrofachkenntnisse bei der Installation notwendig. Das Steuergerät muss aber bei der Montage in einem trockenen, belüfteten Raum installiert werden. Die Ausstattung des Steuergerätes selbst sollte über optische Anzeigen für Betrieb, Drehrichtung (bei Drehstrom-Anlagen) und Alarm verfügen, wobei die Alarmmeldung zusätzlich akustisch zu hören sein und ihre Weiterleitung mittels potentialfreien Kontakts möglich sein sollte. Im Falle eines Stromausfalls ist es sinnvoll, wenn die Alarmmeldung mittels Akku auch netzunabhängig erfolgt. Vollwertige Fäkalienhebeanlagen werden in unterschiedlichen Behältergrößen angeboten. Je nach Abwasservorkommen und Einbaubedingungen werden diese Behälter mit spezifischen Pumpenleistungen bestückt. Im Bereich der Einfamilienhäuser existieren leichte und kompakte Lösungen für die Ein-Mann-Montage, die auch bei geringen Platzverhältnissen unterzubringen sind. Ein Beispiel stellt die Fäkalienhebeanlage „compli 300 E“ von Jung Pumpen (www.jung-pumpen.de) dar. Mit Wechselstrom betrieben hat sie einen Platzbedarf von etwa 0,25 m2 bei einem Gesamtgewicht von unter 30 kg. Der freie Durchgang beträgt 50 mm.
Der Bauherr oder Hauseigentümer, der robuste und zuverlässige Konstruktionen bevorzugt, wird sich für die „compli 400“ entscheiden. Mit 70 mm freiem Durchgang und hohen Anlaufmomenten ist die Anlage auch bei Fehleinleitungen in das WC nahezu störungsfrei zu betreiben. Bei Einsatz einer Hebeanlage im Mehrfamilienhaus oder im gewerblichen Bereich, wo also von einem „unkontrollierbaren Zufluss“ gesprochen werden kann, ist eine Doppelanlage (zwei Pumpen) vorzusehen.