Ablesen im Vorbeigehen
Erfassung & Abrechnung von Energieverbräuchen
Um den Campus der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben sich zahlreiche Unternehmen, Dienstleister und Forschungsinstitute angesiedelt – von Start-ups ehemaliger Studierender bis hin zu den Speziallaboren großer Konzerne. Vielen davon bietet der Medical Park Hannover durch hochflexible Gebäudekonzepte einen maßgeschneiderten Standort auf Mietbasis. Die Kehrseite der cleveren Objektzuschnitte: Das exakte Erfassen und Abrechnen der Energieverbräuche pro Mieter ist sehr aufwendig. Erst die Installation von Messgeräten mit wireless M-Bus-Schnittstellen brachte dem Betreiber die geforderte Flexibilität und damit Kostenersparnis.
An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) arbeiten nahezu 8.000 Fachkräfte und studieren über 3.000 angehende Mediziner. Diese geballte Kompetenz in den unterschiedlichsten Disziplinen der Medizin hat Anziehungskraft: Mit einem Technologie Park in direkter Nähe zur MHH wurde 1987 dieser Standort Gebäude um Gebäude, Unternehmen um Unternehmen weiter ausgebaut. Doch insbesondere jungen Unternehmern und spezialisierten medizinischen Dienstleistern sollte eine Ansiedlung an diesem Wissenschafts-Hotspot ermöglicht werden. Das führte zur Gründung des Medical Park Hannover (www.medical-park-hannover.de). Zurzeit umfasst dieses Areal vier Gebäude mit insgesamt 12.900 m² Nutzfläche.
Um den Unternehmen individuelle und maßgeschneiderte Raumkonzepte anbieten zu können, ist jedes Objekt in der Aufteilung der Nutzfläche flexibel konstruiert und kann in bis zu 50 Einheiten unterteilt werden. Passend zur „Life-Science-Branche“ gehören dazu nicht nur Büros, Besprechungsräume und Vorlesungssäle, sondern auch Labore mit spezialisierter Infrastruktur.
Viele Räume, viele Zähler
Voraussetzung, um die kleinteiligen Nutzungsflächen den Bedürfnissen der Unternehmen entsprechend zusammenstellen zu können, ist die Installation von Verbrauchszählern für jede erzeugbare Raumkonstellation. Dazu gehören in jedem Fall Stromzähler und Wärmemengenzähler für die Heizenergie. Einige Räume sind klimatisiert, sodass hier auch der Kältebedarf erfasst werden muss. In den Laboren sind darüber hinaus Wasseranschlüsse vorhanden und infolgedessen auch Wasserzähler. Die Energieverbräuche in den Gemeinschaftseinrichtungen wie Fluren, Vorlesungssälen, Toiletten, Technikräumen sowie Aufzügen sind gesondert zu erfassen. Insgesamt sind im Medical Park Hannover rund 150 Zähler abzulesen und die Verbräuche zuzuordnen. Zusätzliche Komplexität ergibt sich, wenn Mieter wechseln und sich gleichzeitig Raumzuschnitte ändern.
„Um den personellen Aufwand für das Ablesen der Zähler zu reduzieren und gleichzeitig Fehlerquellen bei diesem Prozess zu minimieren, haben wir nach einer praktikablen Lösung gesucht“, berichtet Andreas Krug, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft des Medical Park Hannover. Somit wurde vor Jahren ein Gebäude mit leitungsgebundenen Zählern ausgestattet, die fern auszulesen sind. „Das hat sich aber nicht gelohnt“, konstatiert Andreas Krug rückblickend. „Entgegen der uns vorgelegten Kalkulation haben der hohe Installationsaufwand und besonders die nachträglichen Anpassungen an neue Konstellationen der vermieteten Flächen die Kostenersparnisse beim Ablesen der Zähler wieder aufgefressen.“ Die Alternative, funkbasierte Zähler einzusetzen, brachte allerdings große Herausforderungen mit sich: Sicher funktionierenden Funkstrecken standen in dem massiven Gebäude aus Stahlbeton und mit teilweise strahlungsgeschützten Räumen viele Hindernisse im Weg.
Ein Sanitärfachbetrieb vor Ort stellte den Kontakt zu dem Spezialisten für Verbrauchsmesstechnik WDV-Molliné (www.molline.de) aus Stuttgart her. Das schwäbische Unternehmen brachte für eine zuverlässig funktionierende Systemtechnik das erforderliche Know-how ein sowie ein flexibles Messstellenkonzept. So konnte ein zweites Gebäude für das Fernablesen der Zähler fit gemacht werden – diesmal aber per Funk. Dazu lieferte WDV-Molliné außerdem die Hardware; von den Zählern über Funk-Repeater bis zu den Erfassungsgeräten. Die Installation übernahm dann der dafür geschulte Fachhandwerkspartner mit Firmensitz in direkter Nähe zum Medical Park Hannover.
Wireless M-Bus die sichere Lösung
Als Modular-Wasserzähler wurden Hauswasserzähler und Unterputzzähler für jede Einheit und die gemeinschaftlich genutzten Räume installiert. Das achtstellige Rollenzählwerk zeigt die Verbrauchswerte konventionell an, aber über ein steckbares wireless M-Bus Modul lässt sich die Fernauslesung einfach herstellen. Die Stromversorgung dafür liefert eine Batterie mit einer Lebensdauer von bis zu 13 Jahren, also über zwei Eichperioden hinweg.
Zum Messen der Energieverbräuche für Raumwärme und Klimatisierung auf den Etagen wählte WDV-Molliné den Kompakt-Wärmezähler „WingStar S1“ mit Messkapseln von Allmess (www.allmess.de). Der Vorteil hier: Neben der geforderten wireless M-Bus-Schnittstelle kann dieses Messgerät als Klimazähler eingesetzt werden. Das heißt, es erfasst die abgerufene Wärmeenergie bei einer Medientemperatur von 15 bis 90 °C oder Kälteenergie im Temperaturbereich von 5 bis 20 °C für die Raumkühlung. Die Kombination beider Funktionen reduziert die Anzahl der Zähler. Ein sehr wichtiger Aspekt bei der Vielzahl an Verknüpfungsmöglichkeiten in dem Medical Park-Gebäude.
In den größeren Hauptversorgungsleitungen mit DN 20 bis DN 50 bauten die SHK-Handwerker Klimazähler mit Ultraschallmessung ein. Auch hier stand der flexible Einsatz im Vordergrund: Ultraschallzähler lassen sich in jeder beliebigen Einbaulage und ohne zusätzliche Ein- und Auslaufstrecken installieren. Darüber hinaus ist das Rechenwerk des Ultraschallzählers „Ultramess S2 Split“ getrennt vom Volumenmessteil zu montieren, beispielsweise an der Wand. Das vereinfacht den nachträglichen Einbau an unzugänglichen Messstellen.
Verbrauchsdaten per Funk
Statt dass Mitarbeiter des Medical Park-Betreibers mehrere Tage Zählerstände manuell ablesen, den einzelnen Mietern zuordnen und allgemeine Energie und Verbrauchskosten umlegen, ist jetzt alles deutlich einfacher: Jeder Zähler erhält eine eigene ID und sendet zu voreingestellten Zeiten die Verbrauchsdaten per Funk. Die Daten sind AES 128-verschlüsselt. Anhand der Funkdaten sind keine Querverbindungen zwischen Zähler und Nutzer zu ziehen. Die Zuordnung der Verbrauchswerte zu den Mietern erfolgt in dem Softwaretool “Sysmess S1“ von WDV-Molliné. Mit diesem einfach zu handhabenden Programm lassen sich die Zähler frei gruppieren und zu Kostenstellen zusammenfassen. Die Daten können in dem übergreifenden Datenformat CSV exportiert werden – beispielsweise in eine Excel-Datei, ein Gebäudeautomationssystem oder ein Abrechnungsprogramm.
Das Auslesen der Zählerstände selbst funktioniert quasi im Vorbeigehen. Der Ableser ist dazu mit einem USB-Funkempfänger und Laptop mit der „Sysmess S1“-Software ausgerüstet. Nähert er sich einem Funkzähler, werden die Daten automatisch registriert und gemäß der mitgesendeten ID in der Auslesesoftware dem richtigen Zähler zugeschrieben. Eine optische Erkennungshilfe zeigt an, welche Zähler bereits erfasst sind und welche noch fehlen. In diesem Programm lässt sich auch eine Route festlegen, damit der Ableser auf schnellstem Weg alle Daten erfasst. Je nach Zählerposition reicht dazu eine Annäherung auf 100 m. In dem Stahlbetonbau des Medical Park Hannover läuft der Ableser allerdings durch jede Etage. Doch auch das ist in etwa einer Stunde erledigt.
Das Ablesen hat die Medical Park Hannover GmbH übrigens an den SHK-Betrieb, der auch die Zähler-Installation vorgenommen hat, outgesourct. Der Fachhandwerker liefert eine abrechnungsfertige Excel-Datei. Die letzte Kontrolle im Zuge der Rechnungsstellung übernimmt dann der Betreiber.
Fazit
Netzwerken im Sinne des engen Austauschs von Wissen ist in dem Medical Park Hannover der Erfolgsschlüssel für viele Unternehmensansiedlungen rund um die MHH. Um diesen Standort wirtschaftlich zu betreiben, ist jedoch eine ganz andere Art von Netzwerk erforderlich. Es heiß wireless M-Bus plus „Sysmess S1“ von WDV-Molliné und ermöglicht das Fernablesen der vielen Energie- und Verbrauchszähler in dieser spezialisierten Liegenschaft. Schon nach der ersten Abrechnungsperiode kommt Geschäftsführer Andreas Krug zu dem Schluss: „Das System funktioniert reibungslos und bringt genau die Flexibilität und Vereinfachung in der Verbrauchsabrechnung, nach der wir gesucht haben.“