Riviera am bayrischen Ammersee

Nahwärmenetz versorgt neues Wohnquartier

Wo früher Leichtbauplatten der Firma Prix entstanden, lässt es sich heute entspannt leben: Die Gemeinde Schondorf am Ammersee hat ein ehemaliges Gewerbegebiet in Wohnbauland umgewidmet und ein attraktives Wohnquartier in Seenähe geschaffen. Alle Gebäude werden über ein Nahwärmenetz von einem zentralen Blockheizkraftwerk effizient versorgt. Eine nachhaltige Lösung – vor allem weil die guten Dämmeigenschaften der verwendeten Rohrleitungen von Uponor Netzverluste deutlich reduzieren.

Alle Gebäude im Quartier
werden über ein Nahwärmenetz
von einem zentralen Blockheizkraftwerk effizient versorgt.

Quelle: Uponor

Alle Gebäude im Quartier
werden über ein Nahwärmenetz
von einem zentralen Blockheizkraftwerk effizient versorgt.
Quelle: Uponor
Schondorf liegt am Ammersee, etwa auf halber Strecke zwischen München und Augsburg und am Westufer des drittgrößten Voralpensees in Bayern. Der Luftkurort hat rund 4.000 Einwohner – und ist als Wohnort sehr beliebt. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach Wohnraum. Für den Schondorfer Gemeinderat war das 2015 der Anlass, das vormals gewerblich genutzte Areal mitten im Ort zu Wohnbauland umzuwidmen. Der Planungsbereich umfasste eine Fläche von rund 17.600 m². Nachdem die Gemeinde das Areal erworben hatte, erstellte sie einen Bebauungsplan für das Gelände. Den Auftrag für die Bebauung erhielt die Wüstenrot Haus & Städtebau GmbH. Baubeginn des vom Architekturbüro Knoop & Rödl geplanten Projekts war schließlich im Herbst 2020. Seit Ende 2022 ist das Gelände nun bewohnt.

Leben am See

Das Wohnquartier „A Riva“ liegt nur wenige Gehminuten von der beliebten Uferpromenade entfernt – und bietet den Bewohnern beste Voraussetzungen für eine hohe Lebensqualität. Die einzelnen Wohngebäude verteilen sich großzügig auf dem Grundstück – zwischen den Häusern befinden sich weitläufige, grüne Freiräume. Auch an einen Spielplatz wurde gedacht. Gebaut wurden zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 59 Zwei- bis Vier-Zimmer-Eigentumswohnungen und 16 Reihenhäuser, darunter Galerie-Eckhäuser mit separat zugänglicher Einliegerwohnung. Die Gemeinde Schondorf am Ammersee hat ein ehemaliges Gewerbegebiet in Wohnbauland umgewidmet und ein attraktives Wohnquartier in Seenähe geschaffen.
Quelle: Uponor/Sebastian Schels

Die Gemeinde Schondorf am Ammersee hat ein ehemaliges Gewerbegebiet in Wohnbauland umgewidmet und ein attraktives Wohnquartier in Seenähe geschaffen.
Quelle: Uponor/Sebastian Schels

Energieversorgung mit Fokus auf Nachhaltigkeit

Für das neue Wohnquartier hat der Energiespezialist Lava Energy das Konzept für die Energieversorgung erstellt. Im neuen Wohnquartier liefert eine zentrale Energieerzeugungsanlage für alle Wohneinheiten Energie zum Heizen und für die Warmwasseraufbereitung sowie Strom nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung: nämlich ein Gas-Blockheizkraftwerk mit zusätzlichen Pufferspeichern, um die Laufzeiten zu optimieren. Der Heizraum und die einzelnen Gebäude sind über ein Nahwärmenetz verbunden. Dieses ist als Heißwassernetz ausgeführt. Auch beim Stromkonzept setzt Lava Energy auf nachhaltige Lösungen. So wurde beispielsweise darauf geachtet, dass genügend Lademöglichkeiten für Elektroautos vorhanden sind.

Nahwärmenetz mit „Ecoflex VIP“

Das 600 m umfassende Nahwärmenetz wurde mit dem Rohrsystem „Ecoflex VIP“ von Uponor umgesetzt. Der dafür ausschlaggebende Grund: Es verbessert die CO2-Bilanz des Nahwärmenetzes im Vergleich zu anderen Systemen deutlich. Dafür verantwortlich sind sogenannte Vakuum-Isolations-Paneele (VIP): Sie bieten sehr gute Dämmeigenschaften, Wärmeverluste können damit um bis zu 60 % reduziert werden. Weitere Vorteile der Rohrlösung sind ihre Flexibilität und ihr geringer Außendurchmesser. Das spielt beispielsweise bei der Installation eine Rolle. Josef Witzenberger, der das Projekt bei Uponor betreut hat, erklärt: „Die Installationszeit der flexiblen und vergleichsweise dünnen Rohre reduziert sich im Vergleich zu flexiblen Rohren mit PUR-Schaum-Dämmung um bis zu 20 % und im Vergleich zu Stahlrohren um mehr als die Hälfte.“ Dass die Entscheidung für „Ecoflex VIP“ sowohl in ökologischer als auch ökonomischer Hinsicht nachhaltig ist, betont Witzenberger: „Die rund 12 % höheren Kosten für den Bauherren im Vergleich zu anderen Systemen rechnen sich sehr schnell, sie amortisieren sich bereits nach rund drei Jahren. Darüber hinaus ist die Entscheidung für das Uponor-Rohrsystem ein erheblicher Beitrag für das Klima, weil Energie effizienter genutzt wird.“

Zukunftslösung Nahwärme?

Das 600 m umfassende Nahwärmenetz wurde mit dem Rohrsystem „Ecoflex VIP“ der Firma Uponor umgesetzt, das besonders gute Dämmeigenschaften bietet.
Quelle: Uponor

Das 600 m umfassende Nahwärmenetz wurde mit dem Rohrsystem „Ecoflex VIP“ der Firma Uponor umgesetzt, das besonders gute Dämmeigenschaften bietet.
Quelle: Uponor
Das Prinzip Nahwärme ist so einfach wie wirkungsvoll: Eine Energiezentrale versorgt mehrere Gebäude, Quartiere oder ganze Dörfer und Städte mit Wärme. Dafür wird in der Energiezentrale Wasser erwärmt und über gut isolierte Leitungen zu den einzelnen Gebäuden verteilt. Damit es dabei nicht zu Netzverlusten kommt, sind die Rohre stark gedämmt. Über Wärmeübergabestationen gelangt die thermische Energie in das Heizungs- oder Warmwassersystem des Gebäudes. Als Heiztechnik kommen verschiedene Technologien in Frage: außer Blockheizkraftwerken, wie es im neuen Wohnquartier in Schondorf der Fall ist, vor allem Wärmepumpen, Holzhackschnitzel-Heizungen oder Solarthermieanlagen – aber auch die Abwärme von nahen Produktionsprozessen kann als Wärmequelle dienen. In Hinblick auf die Energiewende ist Nahwärme von großer Bedeutung: Die gemeinsame Versorgung mehrerer Energieabnehmer ist immer effizienter als Individuallösungen. Vor allem die auf dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung beruhenden Blockheizkraftwerke, nutzen den ganzjährig konstanten Wärmebedarf zur Warmwasserbereitung und erzeugen viel Strom. Zudem ermöglicht Nahwärme es, den Wärmebedarf ohne größeren Umbau der Gebäude aus zentralen, im besten Fall erneuerbaren, Quellen zu decken. Deshalb sind Wärmenetze eine besonders kosteneffiziente Lösung. Nahwärme ist somit eine gute Möglichkeit, die Bevölkerung mit bezahlbarer, erneuerbarer Wärme zu versorgen und hilft gleichzeitig, die nationalen Klimaschutzziele zu erreichen. Entsprechend fördert der Bund den Anschluss an Nah- und Fernwärmenetze.

Dabei lässt sich Nahwärme nicht nur in Neubauquartieren nutzen, auch Bestandsgebäude können zu „Quartieren“ zusammengefasst und mit Nahwärme versorgt werden. Bei der Umsetzung müssen die Planer dann die bestehende Gebäudetechnik in den unterschiedlichen Gebäuden beachten.

Wie Nahwärmenetze erfolgreich geplant und umgesetzt werden können, zeigt das neu entstandene Quartier auf dem ehemaligen Prix-Gelände: Die Effizienz der Kraft-Wärme-Kopplung wird genutzt, um alle neu entstandenen Wohneinheiten mit Wärme und Strom zu versorgen. Weil darauf geachtet wurde, dass die Netzverluste möglichst gering sind, ist dabei eine sehr effektive und sparsame Energieversorgung entstanden.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 07/2023

Nahwärme mit BHKW und Spitzenlastkessel

Unterirdische Heizzentrale versorgt Wohnquartier

Entwickelt wurde das Baugebiet auf dem Gelände des ehemaligen Klinikums und Schwesternwohnheims von der oleg Osnabrücker Land – Entwicklungsgesellschaft mbH gemeinsam mit der Stadt Dissen. Die...

mehr

„Nahwärme als wirtschaftliche Alternative“

Rehau lud zum Seminar nach Erlangen

In Deutschland werden etwa 40 % des Energieverbrauches durch Gebäude verursacht. Ein Teil dieser Gebäude wird mittels Fernwärme bereits heute sehr effizient mit Wärme versorgt. Das Ausbaupotential...

mehr
Ausgabe 5-6/2021

Abwasserwärme – das flüssige Gold

Ohne Brennstoff heizen

Der technologische Fortschritt bei Wärmepumpen und Geräten zur Wärmeübertragung in Verbindung mit einem Kalten Nahwärmenetz ermöglicht, neben Einzelobjekten auch komplette Wohngebiete durch...

mehr

Nahwärme für Oberndorf: Quartierskonzept zeigt wirtschaftliche Potenziale für kleines Wärmenetz

Das zentrale Ergebnis: Ein Wärmenetz für alle 1.500 Einwohner und rund 480 Gebäude ist in einem wirtschaftlichen Rahmen nicht umsetzbar – ein kleines Netz für den Ortskern ist jedoch denkbar....

mehr
Ausgabe 02/2022

Pelletheizung speist Nahwärmenetz

Ein Beispiel aus Deggenhausen zeigt die Möglichkeiten

Die Energiewende hat viele Gesichter. Eines ist das der Bürgerenergiegesellschaft solarcomplex aus Singen. Ihr Ziel ist, seit der Gründung im Jahr 2000, die regionale Energiewende in der westlichen...

mehr