Münsteraner Hotel senkt Betriebskosten
Zukunftsorientiert aufgestellt mit PV, Stromspeicher und BHKW
Mit einer Investition in die Energietechnik ihres Hotels wollen Antonia und Thomas Münnich ihr Unternehmen zukunftssicher machen. Sie setzen dabei auf Photovoltaik, Batteriespeicher und Blockheizkraftwerke. Damit können die Hotelbetreiber einen großen Teil der betrieblichen Energieversorgung mit selbst erzeugten, regenerativen Energien decken.
Die Dächer des Hotels & Restaurants Münnich wurden für die Belegung mit insgesamt 243 Photovoltaik-Modulen aus deutscher Fertigung mit jeweils 410 Wp optimal genutzt. Die Anlage soll 75.000 kWh Strom pro Jahr liefern.
Quelle: Simone Reukauf/Köster Energie
Langfristige Perspektiven und nachhaltiges Handeln sind für Antonia und Thomas Münnich längst selbstverständlich. In dritter Generation betreiben sie das gleichnamige 3-Sterne-Hotel und Restaurant in Münster. Die vierte Generation steckt buchstäblich in den Kinderschuhen, denn die Tochter ist noch im Grundschulalter. Doch gerade in ihrem Interesse will das Ehepaar das Familienunternehmen nun mit betriebswirtschaftlichem Weitblick aufstellen – und setzt dabei auf eine zukunftsorientierte Energieversorgung.
„Schon heute an morgen denken: Das bedeutet für uns, dass wir die erkennbar immer weiter steigenden Betriebskosten für unser Hotel mit seinen 77 Gästezimmern und sechs Tagungsräumen möglichst weit senken, um die Rentabilität nachhaltig zu sichern – insbesondere wenn unsere Tochter es in 20 Jahren einmal übernehmen sollte. Die Energiekosten sind zwar nur ein Baustein unter vielen, aber gerade hier können wir gut ansetzen. Und die Umstellung auf eine umweltfreundliche Energieerzeugung ist für uns eine Herzensangelegenheit“, sagt Thomas Münnich.
Für Thomas Münnich (links) und Ulf Köster sind Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit in der Energieversorgung gleichermaßen wichtig. Beide setzen bevorzugt auf erneuerbare Energien.
Quelle: Simone Reukauf/Köster Energie
Ökonomisch und ökologisch nachhaltiges Konzept
Bei der Suche nach einem sowohl ökonomisch als auch ökologisch tragfähigen Konzept ließ sich die Familie Münnich im Frühjahr 2023 von Ulf Köster beraten. Der Geschäftsführer der Köster Energie GmbH aus dem rund 30 km entfernten Saerbeck unterstützt Gewerbetreibende ebenso wie Privathaushalte dabei, sich in der Stromversorgung mit Photovoltaik und verschiedensten Stromspeichersystemen möglichst unabhängig zu machen.
Das Ziel für die Hotelbetreiber lautete, einen möglichst großen Teil der betrieblichen Energieversorgung aus der selbst erzeugten regenerativen Energie zu decken. Das Augenmerk des Ehepaares und des Energieexperten lag folgerichtig darauf, die vorhandenen Dachflächen der beiden Gebäude optimal zur Stromgewinnung zu nutzen.
Stromspeicher gleicht schwankende PV-Leistung aus
Ulf Köster ermittelte hier ein Potenzial von rund 475 m2 Dachfläche, die mit Photovoltaikmodulen bestückt werden konnten. Seine Planung umfasste 243 Module aus deutscher Fertigung mit jeweils 410 Wp. „Diese Anlage liefert pro Jahr rund 75.000 kWh Solarstrom für den Eigenbedarf sowie zur optionalen Einspeisung des überschüssigen Stroms in das Netz. Ein weiteres wesentliches Element des Konzepts ist der stationäre Stromspeicher mit einer Akkukapazität von 35 kWh sowie einer Lade- und Entladeleistung von 10 kW. Dieses System hilft dabei, die zeitlichen Schwankungen hinsichtlich Stromproduktion und -nutzung im Tagesverlauf auszugleichen. So kann das Hotel also auch nachts noch einen Teil des Stroms verbrauchen, der tagsüber mit der eigenen PV-Anlage hergestellt wurde“, so Ulf Köster.
Betriebszustände und Erträge lassen sich jederzeit über ein Smartphone oder über einen Rechner nachvollziehen.
Quelle: Simone Reukauf/Köster Energie
Dachflächen für PV optimal genutzt
Mit der Leistung der im September 2023 in Betrieb genommenen 99,7-kWp-Anlage sind Antonia und Thomas Münnich mehr als zufrieden. „Unsere Erwartungen hinsichtlich der Erträge wurden voll und ganz erfüllt. Der Schutz der Ressourcen ist für uns eben ein wichtiges Anliegen, und wir wissen, dass dies auch viele unserer Gäste mit uns teilen. So sparen wir jährlich voraussichtlich mehr als 50 Tonnen CO2 ein. Für einen Teil unserer Stammgäste – z. B. Geschäftsreisende und Konferenzteilnehmer – ist neben der idyllischen Lage am Waldrand auch die Nachhaltigkeit ein überzeugendes Argument, uns treu zu bleiben. Nicht zuletzt deshalb weisen wir in unserer Außendarstellung gern auf diese Ausrichtung hin“, betont Thomas Münnich.
Die PV-Anlage produziert Strom vor allem in der helleren und wärmeren Jahreszeit und ergänzt sich somit ideal mit den beiden Blockheizkraftwerken, die neben Wärme auch Elektrizität erzeugen.
Quelle: Simone Reukauf/Köster Energie
Obwohl die Dachflächen für die Photovoltaik bereits optimal genutzt werden, reicht die dort bereitgestellte Strommenge noch nicht aus, um den kompletten Energiebedarf zu decken, der bei jährlich rund 170.000 kWh liegt. Vor allem in den Sommermonaten stellt die Klimatisierung der Tagungsräume einen bedeutenden Faktor dar. Neben der Grundlast über das ganze Jahr hinweg ist das Reinigen der Hand- und Badetücher aus den Hotelzimmern besonders energieintensiv. So verbrauchen die Waschmaschinen und Trockner bereits einen erheblichen Teil des Solarstroms. Eine Änderung des Nutzungsverhaltens haben die Hoteliers in Angriff genommen, indem die Wäscherei beispielsweise bevorzugt während der Stunden mit hoher Sonneneinstrahlung und PV-Stromerzeugung genutzt wird. Thomas Münnich: „Diese Umstellung kann natürlich nur einen relativ kleinen Beitrag leisten, um die Lücke zwischen Stromproduktion und -verbrauch zu schließen. Aus diesem Grund und weil die Chancen für PV bei uns bereits weitgehend ausgereizt sind, haben wir uns entschieden, zwei Blockheizkraftwerke in unser Energieversorgungskonzept aufzunehmen.“
Blockheizkraftwerke springen in der kühlen und dunklen Jahreszeit ein
Weit mehr als nur ein angenehmer Nebeneffekt sei hierbei, dass die Blockheizkraftwerke in der kühleren und dunkleren Jahreszeit zum einen die unmittelbar benötigte Wärme erzeugen und zum anderen zusätzlichen Strom bereitstellen. Denn gerade in diesen Phasen sind die Photovoltaikmodule grundsätzlich weniger produktiv. Aus diesem Grund ergänzen die PV und die Blockheizkraftwerke einander ideal. Die BHKW sind zum Zeitpunkt der Berichterstellung noch in der Produktion beim Hersteller. Es handelt sich um zwei Anlagen von 2G, die bei Maximalauslastung 100 kW Wärme und 40 kW Strom liefern. Sie sollen 12 bis 17 Stunden pro Tag in Betrieb sein und die Leistung der PV-Anlage vor allem in den Zeiten niedriger Solarerträge ergänzen.
In ihrem Internetauftritt verweist die Familie Münnich auf „Gastlichkeit seit 1913“ – und dies soll noch lange gelten. Die Investition in die moderne Energieversorgung ist zunächst auf 20 Jahre ausgelegt, wobei eine Amortisationsdauer von 6 bis 7 Jahren errechnet wurde. Zu diesem Zeitpunkt wird die Tochter voraussichtlich noch nicht in den Familienbetrieb eingestiegen sein, sie kann aber auf ein zukunftsträchtiges Energiekonzept bauen, wenn sie die Tradition fortsetzen möchte.