Englische Kirche bekommt Fußbodenheizung
Flächenheizung in Kombination mit Tonziegeln
In der Kirche von Bledlow wurde eine Fußbodenheizung mit Tonziegeln ausgeführt. Das System dazu kam aus Deutschland. Was für den Kirchenbau als ungewöhnliches Projekt gilt, kann auch im alltäglichen Eigenheim- und Nichtwohnungsbau richtungsweisend sein.
Manchmal muss man wieder in die Kirche gehen, um die Dinge neu zu sehen. So geschehen im englischen Bledlow. Das kleine Dorf liegt etwa auf halber Strecke zwischen Oxford und London. Bledlow hat eine malerische kleine Kirche. So malerisch und urenglisch, dass sie in der Vergangenheit des Öfteren als Filmkulisse diente. Die „Holy Trinity Church“ stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert, wurde also im romanischen Stil erbaut, und ist bis heute weitgehend unverändert geblieben. Wer die Kirche betritt, lässt die Hektik des Alltags hinter sich und kommt zur Ruhe. Erfahrungsgemäß aber dann nicht lange, wenn es im Gebäude kalt ist. Doch diese Kirche hat seit kurzem eine Fußbodenheizung, die in der Konzeption ungewöhnlich ist.
Der Kirchenraum während der Verlegung der herotec-Flächenheizung „tempusDRY“
Quelle: herotec
Heizung und Ziegel aus Deutschland
Im Zuge einer umfassenden Sanierung des Kirchenbodens wurde hier jüngst eine Fußbodenheizung in Kombination mit einer Deckschicht aus Tonziegeln verbaut. Beide Materialien stammen aus Deutschland: Die Heizung lieferte der Flächenheizungsspezialist herotec aus Ahlen, die Tonziegel kommen von Tonality aus Weroth. Die beiden Unternehmen kamen in Bledlow über die Jupiter Underfloor Heating zusammen, eine Firma aus Chobham westlich von London, die seit fast 20 Jahren unter anderem auf den Bau von Fußbodenheizungen in Kirchen spezialisiert ist. Bei Jupiter ist man davon überzeugt, dass trocken installierte Systeme verträglicher sind als Nassgewerke wie Beton oder Zement, gerade bezogen auf historische Bausubstanz. Außerdem werden damit die Bauprozesse beschleunigt.
Raffinierte Speicherheizung
In Bledlow wurde das herotec-Fußbodenheizungssystem „tempusDRY“ verbaut. Das Trockenbausystem in Bledlow ist noch aus EPS gefertigt, der Hersteller favorisiert mittlerweile allerdings Systeme ohne EPS und bietet diese auch an. Die auf dem Systemelement befestigten Aluminiumbleche sorgen für die Wärmequerverteilung und eine gute Begehbarkeit des Systems. Durch eine Omega-Rohrführung wird der sichere Halt des Rohres in der Platte gewährleistet. Die Lastverteilschicht kann in Trockenbauweise erstellt oder mit Estrichen nach DIN 18 560 sowie Spachtelmasse ausgeführt werden. Aufgrund seiner geringen Längenausdehnung und der geringen Rückstellkraft empfiehlt der Hersteller als Rohr ein Metall-Kunststoff-Verbundrohr (MKV-Rohr). In Kombination mit Tonziegeln ergibt sich ein Speichereffekt für die Wärme, obwohl das System sehr schnell auf Wärmeanforderungen reagiert. Die Tonality-Ziegel, die in Bledlow verbaut wurden, werden bei 1200 °C gebrannt. Sie besitzen eine große Druck- und Biegefestigkeit, außerdem nehmen sie keine Feuchtigkeit auf und sind deshalb unempfindlich beim Einsatz in Feuchträumen.
Außenansicht der „Holy Trinity Church“ in Bledlow.
Quelle: herotec
Aufwärmen erfolgt schnell
Der positive Effekt des Estrichziegels in Kombination mit einer Fußbodenheizung: die Wärmeleitfähigkeit und dazu die gleichmäßige Wärmeverteilung. Gesichert ist damit eine schnelle Regulierbarkeit des Heizsystems. Das Aufwärmen erfolgt schnell, denn die Wärmeleitfähigkeit des Ziegels beträgt immerhin 1,30 W/mK. Herkömmliche Trockenestriche erreichen Werte zwischen 0,35 und 0,38 W/mK. Der Estrichziegel gibt damit die Wärme dreimal schneller an den Raum ab und kommt demnach auch mit niedrigeren Vorlauftemperaturen aus.