Die Wärmepumpe kann es nicht richten
Jahrzehntelange verfehlte Energiepolitik
Wärmepumpen sollen nun auf Biegen und Brechen das Weltklima retten. Haustechniker vom SHK-Handwerker über den TGA-Ingenieur bis zum Professor für Versorgungstechnik an der Uni wissen (oder sollten es zumindest), dass das keine realistische Idee ist. In diesen Zeiten ist die Kompetenz des Heizungsbauers vor Ort besonders wichtig, der verunsicherte Kunden mit Augenmaß und Fachwissen beraten kann.
Es gehört nicht viel Hintergrundwissen in Sachen Physik und auch nicht allzu viel Weitblick und gesunder Menschenverstand dazu, um vorherzusehen, dass die Energiepolitik – und ich meine explizit nicht nur die aktuelle – ins Aus führt. Es sprengt den Rahmen, wenn ich hier aufzählen würde, was die letzten 20 bis 25 Jahre alles schief gelaufen ist.
Doch bleiben wir bei den Wärmepumpen. Diese sollen nun ohne Rücksicht auf Verluste Gas- und Ölheiztechnik ersetzen. Die Kollateralschäden – wobei noch zu diskutieren wäre, ob es sich tatsächlich um solche handelt – werden groß sein. Enteignung ist ein Wort, das in diesem Zusammenhang immer häufiger und wohl auch zu Recht zu hören ist. Und diese wird in vielen Fällen existenzbedrohend sein: Wenn zum Beispiel das (vielzitierte) Rentnerehepaar im mit Mühe und Not abbezahlen Häuschen nun nicht vorhandene 50 bis 100.000 Euro in die Hand nehmen soll, um die Hütte energetisch auf Vordermann zu bringen. Denn mit dem Einbau von Wärmepumpen in ältere Immobilien ist es nicht getan. Hausherren müssen auch in die Wärmeverteilung, seien es nun wärmepumpentaugliche Heizkörper oder die Flächenheizung, und in bauliche Maßnahmen investieren. Können Sie diese Ausgaben nicht bestreiten und belassen es bei der erzwungenen Wärmepumpe, so wird das aller Voraussicht nach eine eigentlich gute Heiztechnologie nachhaltig beschädigen und in Misskredit bringen. Denn übrig bleibt, was der Hausherr auf seiner Stromrechnung sieht und was er darüber zu berichten weiß.
Diese Zustände werden sich erst ändern, wenn wieder Vernunft und gesunder Menschenverstand in unser Land einziehen. Es ist nichts gewonnen, wenn in Häuser ungeeignete Heizsysteme eingebaut werden, die später zu astronomischen Stromrechnungen führen – nicht einmal für die Umwelt, wenn die Hauptlast im Netz manchmal von inländischem Zappelstrom und in den übrigen Zeiten von Atomkraft- und Schwerölkraftwerken im befreundeten Ausland bestritten wird.
Jeder einzelne kann etwas dazu beitragen, dass besagter Vernunft wieder mehr Stellenwert zukommt, aber erst die Masse wird es bringen. Bis dahin könnte das SHK-Handwerk eine wichtige Beratungsaufgabe wahrnehmen, um die größten Schäden abzuwenden: Es gilt, mit Augenmaß und Sachverstand Heizsysteme zu beraten und entsprechend zu bauen, die die Umwelt schonen und trotzdem noch akzeptable Energiekosten verursachen. Alternativen sehe ich durchaus. Vielleicht lässt sich der Strom von einer PV-Anlage verheizen. Bei geeigneter Auslegung könnte dieser Strom im Sommer die komplette Trinkwassererwärmung und in der Übergangszeit größtenteils die Heizung übernehmen. Der Kessel hätte dann von April bis Oktober Ferien. Auch Hybridkonzepte von der Stange haben viele Vorteile. Und es wird sicher auch technologische Fortschritte geben. Wasserstoff zum Beispiel. Die Erfahrung lehrt, dass sich neue Technologien ganz von allein und mit atemberaubenden Geschwindigkeiten durchsetzen, wenn sie den Kunden echte Vorteile bieten und wenn Anbieter mit ihnen Geld verdienen können. Auf die schon über 20 Jahre mit Subventionen astronomischen Ausmaßes befeuerten, sogenannten alternativen Energien trifft höchstens die zweite Bedingung zu.
Auf bald,
Ihr SHK Profi-Chefredakteur
Uwe Bolz
Göppingen