Den Sinn der Wärmepumpe erkennen

Erfahrungsbericht des Installations- und Heizungsbaumeisters Umut Özdemir

Lohnt sich der Umstieg auf eine Wärmepumpe? Viele Menschen sind derzeit verunsichert. Gerade Privathaushalte wünschen sich Klarheit, viele setzen ihre angedachten Sanierungs- oder Baumaßnahmen vorerst aus. Umut Özdemir steckt mittendrin in der Wärmewende: Als Installations- und Heizungsbaumeister erlebt der 33-Jährige hautnah, wie sich Eigentümer und Bauherren sowohl mit regenerativen Energien als auch energiesparendem Wohnen auseinandersetzen.

Die Energiewende hatte bereits Fahrt aufgenommen, dann lähmte der Streit in der Koalition um das große Haushaltsloch sowohl Kommunen als auch Endverbraucher bundesweit. Die Förderung der Energieberatung wurde bereits gestrichen, andere Förderprojekte liegen auf Eis. Umut Özdemir ist von schwierigen Marktsituation unmittelbar betroffen. Er leitet den Betrieb Haustechnik Rhein-Main und ist im hessischen Hochtaunuskreis angesiedelt.

Umut Özdemir gründete seinen eigenen Betrieb Haustechnik Rhein-Main in Weilrod (Nähe Limburg). Gemeinsam mit einem Geschäftspartner führt er elf Fachleute.
Quelle: Reisser

Umut Özdemir gründete seinen eigenen Betrieb Haustechnik Rhein-Main in Weilrod (Nähe Limburg). Gemeinsam mit einem Geschäftspartner führt er elf Fachleute.
Quelle: Reisser
„Ich mache Wärmepumpe aus Überzeugung, nicht weil es eine Marktlücke ist oder ich damit eine Nische bediene“, sagt der Installateur aus Weilrod. „Die Elterngeneration hat geschlafen, doch ich wurde in eine Zeit geboren, in der Umweltschutz großgeschrieben wird.“ Auf das, was in der Politik passiert, schaut er relativ entspannt: „Im Großen und Ganzen passt das – auch wenn unsere Regierung manchmal die Brechstange benutzt. Doch das liegt daran, dass seit 40 Jahren nichts in der Richtung unternommen wurde. Jetzt sollen die Versäumnisse mit Höchstgeschwindigkeit kompensiert werden.“ Dem Handwerksmeister ist klar, dass die Menschen etwas fürs Klima tun müssen und fossile Systeme keine Zukunft mehr haben. Je schneller der Aus- und Umstieg gelingt, desto besser, ist sich Özdemir sicher.

Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen

Das System ist nicht neu, bereits in den 1980er-Jahren gab es Wärmepumpen – wenn auch nicht auf dem Massenmarkt. Özdemir selbst ist schon lange an der Technologie interessiert: „Was mich umtreibt, ist die Frage nach der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Und den Möglichkeiten, was wir hierzulande autark produzieren können.“ Seit zehn Jahren baut er kontinuierlich Wärmepumpen ein und befasst sich intensiv mit dieser alternativen Heiztechnik.

Seit zehn Jahren baut Özdemir kontinuierlich Wärmepumpen ein und befasst sich intensiv mit dieser Form der alternativen Heiztechnik.
Quelle: Reisser

Seit zehn Jahren baut Özdemir kontinuierlich Wärmepumpen ein und befasst sich intensiv mit dieser Form der alternativen Heiztechnik.
Quelle: Reisser
Doch es braucht viel Überzeugungsarbeit und Aufklärung beim Endverbraucher, erklärt Özdemir seine regelmäßigen Erfahrungen. Ob Neubau oder Altbau: Es geht um Infrastruktur und Investition, um Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit. Vorurteile halten sich hartnäckig, sei es die Lautstärke oder die Amortisation. „Die Wärmepumpe ist ein Erklärungsprodukt. Potenzielle Kunden wissen nur grob, wie das Gerät funktioniert. Warum ist das System tatsächlich besser als eine Gasheizung? Wie ist die Wärmeübertragung? Welche Parameter müssen geschaffen werden, damit der Verbrauch tatsächlich günstiger ist? Wieso kann man Wärme aus kalter Luft gewinnen? Nur wer das alles versteht, kann sich damit identifizieren“, sagt Özdemir. Weil die Kaufkraft deutlich nachgelassen hat, haben laut dem Installateur viele Menschen Angst vor Investitionen. Dann rechnet er vor, was Ersparnisse auf der Bank wert sind, warum und wann sich eine Wärmepumpe rechnet. „Die Jahre sind unwichtig, es geht um die Rendite und um günstigere Nebenkosten, wie viel man langfristig spart.“

Wärmepumpe zum Massenprodukt

Im vergangenen Jahr hat Özdemir mehr als 20 Wärmepumpen verkauft und eingebaut. Um effektiv mit der Wärmepumpe zu heizen, braucht es rechtzeitige Planung, hydraulische Optimierungen und Vorausschau, auch wenn die alte Heizung noch funktioniert. Özdemir: „Wir Heizungsbauer müssen gut geschult sein, um den Kunden das bestmögliche aktuelle Heizsystem zu präsentieren, sie zu informieren und vorzubereiten.“ Da die Anlagen durchaus kompliziert sind, brauche es qualifizierte Heizungsbauer. „Wir haben in dem Sektor viel Arbeit. Gleichzeitig kämpfen wir mit dem Mangel an Arbeitskräften. Wenn die geburtenstarken Jahrgänge im Handwerk in Rente gehen, wird es sogar noch schlimmer.“

Özdemirs Ansicht nach muss die Wärmepumpe zum Massenprodukt werden, wofür sich Politik, Industrie und das Handwerk einsetzen sollen.
Quelle: Reisser

Özdemirs Ansicht nach muss die Wärmepumpe zum Massenprodukt werden, wofür sich Politik, Industrie und das Handwerk einsetzen sollen.
Quelle: Reisser
Özdemir beobachtet in der Branche, dass viele Handwerkerkollegen das Thema nicht mehr anfassen wollen: „Die haben nur noch wenige Jahre bis zum Ruhestand, wollen nichts Neues mehr anpacken. Uns fehlen mehr Leute, die den Sinn in der Wärmepumpe sehen. Unter dem Umweltaspekt gibt es kaum Alternativen. Wenn es um erneuerbare Energien geht, müssen wir uns mit der Wärmepumpe arrangieren.“ Seiner Ansicht nach muss es zum Massenprodukt werden – dafür müsse die Politik nun den Rahmen schärfen, die Industrie nachziehen und die Handwerker ihre Bereitschaft zeigen.

Özdemirs Appell: „Wir sollten alle an einem gemeinsamen Strang ziehen – erst recht unter dem Aspekt der Menschlichkeit. Wir sind selbst verantwortlich dafür, dass die Situation wieder besser wird. Die Zukunft findet jetzt statt. Daher sollten sich die Handwerker für das Thema brennend interessieren.“

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