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Entwässerung von Umkehrdächern

Zunehmende Erderwärmung, Extrem-Hitzephasen im Sommer, überlastete Kanalsysteme durch Starkregen. Jedes einzelne Problem ist ein Plädoyer für ein Gründach, beispielsweise ausgeführt als Umkehrdach. Der stille Held, der schon länger verbaut wird, verzeichnet in diesen Zeiten eine vermehrte Nachfrage. Auch bei der Entwässerung fließen hier neue Perspektiven ein.

Wenn die Klimabedingungen Handlungsbedarf signalisieren, ist Umdenken gefragt. Ein Umkehrdach, bei dem der Dachaufbau, wie der Name schon sagt, umgekehrt ist, empfiehlt sich da als interessante Alternative zum klassischen Warmdach-Aufbau. Die Dämmung, die ein wasserresistentes Material voraussetzt, befindet sich hier oberhalb der Abdichtung, und das macht diese Konstruktion so interessant, aber auch ebenso anspruchsvoll bei der Entwässerung. Bei der Planung und Ausführung der Entwässerungsbauteile für die Haupt- und Notentwässerung, sind darum einige Besonderheiten zu beachten.

Grüne Alternative

Jedes Umkehrdach benötigt eine Auflast, um ein Abheben der Dämmplatten durch Windsog zu verhindern. Eine gute Alternative zur handelsüblichen Kiesschüttung ist eine Dachbegrünung, die in manchen Kommunen gezielt gefördert wird. Mancherorts ist sie ab einer gewissen Dachgröße sogar vorgeschrieben. Angesichts zunehmender Flächenversiegelung avanciert das Gründach zu einer beliebten Variante der „grünen Lunge“ in der Stadt. Neben ökologischen Pluspunkten bietet es – abgesehen von architektonischen Aspekten – eine Reihe ökonomischer Vorteile: eine längere Lebensdauer des Daches, einen optimierten Lärmschutz und eine verbesserte Wärmedämmung.

Auch hier ist es so, dass eine Entwässerung ausschließlich auf der Abdichtungsebene nicht ausreicht. Das Regenwasser sickert zwar in den Bodenaufbau, aber langsamer, als viele denken. Bei starkem Regen bilden sich schnell Wasseransammlungen auf der Oberfläche. Daher ist es wichtig, dass auch die oberste Lage der Begrünung/Vegetationsschicht ein Gefälle zu den einzelnen Dachabläufen aufweist.

Hauptentwässerung mal drei

Generell gilt: Wie jedes Flachdach sollte auch ein Umkehrdach mit einem Mindestgefälle von 2 bis 3 % ausgeführt werden, um stehendes Wasser zu vermeiden. Gibt es beim Warmdach nur eine, bis maximal zwei Entwässerungsebenen für die Hauptentwässerung, so sind bei einem Umkehrdach bis zu drei Ebenen zu berücksichtigen. Neben dem Wasser, das oberflächlich über die Auflast in den Gully gelangt, ist auch das Regenwasser auf der Abdichtungslage unterhalb der Dämmung zu beachten. Bei einem Gründachaufbau spielt darüber hinaus auch noch der Wassereintrag über die eingebaute Drainage­schicht eine Rolle. Um Stauwasser zu vermeiden, ist es wichtig, stets einen ungehinderten Abfluss sicherzustellen. Ein kurzfristiges Überstauen der Wärmedämmplatte gilt gemäß des Kommentars zur DIN 1986-100 als unbedenklich. Langfristiges Überstauen muss durch ein sorgfältig ausgelegtes Entwässerungssystem ausgeschlossen werden.

Die unterste Entwässerungsebene liegt direkt auf der Dachabdichtung. Hier wird das wenigste Wasser abgeführt, primär das, welches zwischen den Fugen der Wärmedämmung einsickert. Hier kommt in der Regel ein Flächengully mit passendem Aufstockelement zum Einsatz. Beim Einbau muss zwingend darauf geachtet werden, dass der Dichtring zwischen Gully und Aufstockelement nicht eingebaut wird. Dies ist elementar wichtig, weil ansonsten die Entwässerung auf der Abdichtungslage versperrt ist. Beispielsweise eignen sich die Gullys der Produktfamilie „SitaTrendy“ für diesen Einsatzzweck.

Die zweite Entwässerungsebene befindet sich auf dem Dachvlies, also der Schutzlage zwischen Wärmedämmung und Auflast. Das Oberflächenwasser wird hier von dem Aufstockelement aufgenommen. Bei einem Kiesdach, das – im Vergleich zu einem Gründach – über ein vermindertes Wasserrückhaltevermögen verfügt, wird hier ein Großteil der Regenspende oberhalb des Dämmpaketes über das Element in den Gully fließen.

Die dritte Entwässerungsebene liegt oberhalb der Auflast. Versuche haben gezeigt, dass hier bei Starkregen die höchste Regenmenge abtransportiert wird. Insbesondere dann, wenn die Vegetationsschicht bei Gründachaufbauten schon gesättigt ist. Hier gilt es, den ungehinderten Ablauf in das Entwässerungssystem sicherzustellen. Bei bepflanzten Aufbauten sichern Gründachschächte den freien Ablauf. Um ihre Funktion ungehindert erfüllen zu können, müssen sie stets freigehalten und vor Zuwachsen geschützt werden.

Notentwässerung ganz normal

Kein Umkehrdach ohne Notentwässerung. So pragmatisch lassen sich die aktuellen Vorschriften zusammenfassen. Selbstverständlich muss auch hier eine Notentwässerung gemäß DIN 1986-100 ausgeführt werden. Diese ist bei einem Umkehrdach besonders wichtig, da es statisch höher belastet ist. Im Fall eines Starkregenereignisses verhindert sie, dass die statischen Reserven der Dachkonstruktion überschritten werden. Des Weiteren vermeidet sie, dass Regenwasser über Türen und Anschlüsse in das Gebäude gelangt.

Die exakt definierte Einbauhöhe spielt bei der Notentwässerung eine wichtige Rolle. Sind die Not­abläufe zu niedrig platziert, springen sie auch bei Normalregen an. Dies führt zu einem Tröpfeln der Abläufe, das auf Dauer Spuren an der Fassade hinterlassen kann. Sind sie zu hoch eingesetzt, erhöhen sie die statische Belastung der Dachkonstruktion. Wärmedämm- und Dachaufbauten werden immer anspruchsvoller und immer höher. Anstauelemente müssen heute große Distanzen überbrücken können, um sicherzustellen, dass die Notentwässerung nur dann läuft, wenn es erforderlich ist. Eine passende Problemlösung bringt hier unter anderem der „SitaTurbo Max Umkehrdach“ mit Anstauring.

Vorausschauende Berechnung

Zur richtigen Bestimmung der Höhen für die Haupt- und Notentwässerung gilt immer die Oberkante der Auflast - ab hier wird gemessen. Die Einlaufkante der Notentwässerung sollte unterhalb der Schwelle von Türen oder Notausstiegen liegen, um einer Überflutung vorzubeugen. Als Unterkante der Notentwässerung gilt die Oberkante der Wassersäule der Hauptentwässerung.

Bei größeren Dachflächen kommt es auf das Zusammenspiel der Gullys an. Deren Abstände ­untereinander sollten nicht zu groß sein. Bei einer funktionsgerecht ausgelegten Planung gelten 20 m als Maximalabstand. Die Anzahl der zu verbauenden Gullys hängt maßgeblich vom Gebäudestandort und den daraus resultierenden Niederschlagsdaten nach KOSTRA-DWD (Koordinierte Starkniederschlags-Regionalisierungs-Auswertung des Deutschen Wetterdienstes) ab. In der KOSTRA-DWD 2010R sind z.B. die Regenereignisse von 1951 bis 2010 statistisch aufgenommen und verarbeitet worden.

Neben diesen standortbasierten Daten und der Abflussleistung der zu verbauenden Gullys ist der Abflussbeiwert eine wichtige Kennzahl zur Berechnung, die in der DIN 1986-100, Tabelle 9, umfassend dargestellt ist. Der Abflussbeiwert gibt dabei die verzögerte Einleitung des Regens in das Entwässerungssystem an. Bei einem angenommenen Abflussbeiwert von z.B. 0,8 werden 80 % der Entwässerungsanlage zugeführt. Die restlichen 20 % verbleiben, verdunsten oder gelangen ­zeitverzögert in das Leitungssystem. Sie gehen nicht in die Berechnung der Hauptentwässerung mit ein. Diese verzögerte Einleitung beugt somit effektiv einem Kollaps des Kanalnetzes im Falle eines Starkregen­ereignisses vor.

Fazit: Mut zum Umkehrdach!

Eine Umkehrdach-Konstruktion ist ein probates und etabliertes Dachsystem, sowohl im Neubau als auch im Bestand. Wichtig ist, sich im Vorfeld mit seinen Besonderheiten der Entwässerung vertraut zu machen. Die richtige und frühzeitige Planung ist hierbei das A und O. Voraussetzung für ein funktionierendes Gesamtsystem ist die Berücksichtigung aller Entwässerungsebenen und die Auswahl der entsprechenden Gullys. Unter diesen Voraussetzungen entstehen Dächer mit vielen Vorteilen, an denen Bauherren und Umwelt ihre Freude haben werden. Eine zusätzliche Dachbegrünung macht besonders im urbanen Raum Sinn. Sie beugt u.a. einer Überhitzung im Sommer vor und sorgt gleichzeitig für eine verzögerte Wassereinleitung in das Kanalsystem.

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