Arbeitskleidung aus
PET-Flaschen

„Das Interesse an nachhaltiger Arbeitskleidung ist sehr hoch“

Bei der Auswahl von Berufskleidung ist für Unternehmen und Betriebe zunehmend auch Nachhaltigkeit ein Kriterium. Entsprechend zertifizierte Textildienstleister bieten dafür einen umweltgerechten und ressourcenschonenden Mietservice für die Betriebsausstattung an. Noch einen Schritt weiter will der Textildienstleister Mewa mit seiner ersten Kollektion aus Recyclingmaterial im Mietservice gehen. Warum die Produktion nachhaltiger Arbeitskleidung ebenso notwendig wie herausfordernd ist, berichten Dascha Guttenberger, Leitung Supply Chain Management textile Dienstleistung, Trendscout Nicole Kiefer und Mark Weber, Leitung Produktentwicklung.

SHK Profi: Was sind die wichtigsten Kriterien, um eine Arbeitskleidung „nachhaltig“ nennen zu können?

Nicole Kiefer: Nachhaltigkeit umfasst viel mehr als die Kleidung selbst und ihre Fertigung. Dazu gehören alle Prozesse rund um die Textilien wie Lieferketten, der CO2-Fußabdruck oder Wasser- und Energieverbrauch bei den Vorprodukten. Insgesamt geht es darum, ob die Kleidung ressourcenschonend und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurde und auch, wie lange sie getragen werden kann. Je länger die Lebenszyklen einer Kleidung oder je größer die Möglichkeit ihrer Zweit- oder Drittverwendung, umso nachhaltiger. Diese Langlebigkeit ist nur mit hochwertigen Materialien zu erreichen.

 

SHK Profi: Welche Lebenszeit kann von Berufskleidung erwartet werden?

Mark Weber: Das hängt natürlich sehr davon ab, wie stark sie beansprucht werden. Eine Mewa-Latzhose ist beispielsweise etwa drei Jahre im Einsatz, eine Bundjacke hält rund fünf Jahre. Das ist im Vergleich zu einem privat gekauften Kleidungsteil schon enorm viel mehr. Mit unseren Kunden vereinbaren wir bei Vertragsabschluss, dass in definiertem Umfang Reparaturarbeiten vorgenommen werden. Das ist branchenbedingt unterschiedlich. Außerdem werden bei unseren Kollektionen stark verschleißende Teile schon vorproduziert, um sie später austauschen zu können, und von ausgemusterten Kleidungsstücken werden noch funktionstüchtige Teile wiederverwertet. All das trägt auch zu einem nachhaltigen Konzept bei.

 

SHK Profi: Worin bestehen die Herausforderungen bei der Produktion nachhaltiger Arbeitskleidung?

Dascha Guttenberger: Die große Herausforderung im Textilservice ist die Qualität der Recyclingmaterialien. Dabei geht es zum einen um die Festigkeit, die wir im Berufsbekleidungsbereich dringend benötigen. Zum anderen ist für uns auch das Färbeverhalten relevant. Farbiges oder in irgendeiner Form verunreinigtes Plastik muss entfärbt und neu eingefärbt werden. Bei Modeartikeln besteht hinsichtlich des Farbtons eine größere Toleranz, Arbeitskleidung im Corporate Design kann sich keine Farbschwankungen erlauben. In den vergangenen Jahren ist die Qualität des recycelten Polyesters jedoch deutlich besser geworden. Zugleich wurden Technologien weiterentwickelt und die Bereitschaft in den Recycling-Bereich zu investieren, hat allgemein zugenommen – auch in unserem Netzwerk. Dadurch hatten wir jetzt die Chance, mit „Peak“ unsere erste nachhaltige Kollektion zu produzieren.

 

SHK Profi: Wie könnte sich Berufskleidung durch die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit verändern?

Nicole Kiefer: Eine Berufskleidung aus recyceltem Polyester und einer fair gehandelten Bio-Baumwolle ist mit dem heutigen Stand schon sehr nachhaltig. Allerdings haben wir hier schon jetzt Probleme mit der Verfügbarkeit. Aus meiner Sicht muss es daher das Ziel sein, einen geschlossenen Stoffkreislauf zu haben, der kaum noch externe Ressourcen benötigt. Diese Aufgabe haben wir zu lösen, denn nicht alle Fasern eignen sich für ein Recycling. Auch mehrlagige oder aufwendig gestaltete Kleidungsstücke sind da eine Herausforderung. Wir müssen also beim Design wieder umdenken, es einfacher machen und verstärkt Monomaterialien einsetzen.

 

SHK Profi: Wie sieht es mit neuen Materialien bei der PSA aus?

Dascha Guttenberger: Bei PSA ist es deutlich schwerer, aktuell eingesetzte Faserrohstoffe und Materialien zu substituieren, da hier die Schutzfunktionen der Kleidung an erster Stelle stehen. Ganz besonders kritisch muss unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit der Trend zur Multinorm-PSA betrachtet werden. Denn: Je mehr Eigenschaften eine PSA erfüllt, desto schwieriger wird es, sie am „End of Life“ einer Weiterverwertung zuzuführen.

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