Schlechte Luft in Klassenzimmern - Lehrerverband schlägt Alarm

Der Berufsschullehrerverband Baden-Württemberg e. V. (BLV), sowie der Fachverband Gebäude-Klima e. V. (FGK), beklagen erneut die schlechte Luft in Schulen und Unterrichtsräumen. „In zahlreichen Untersuchungen konnte dargelegt werden, dass die Luftqualität in den meisten Klassenzimmern sehr zu wünschen übrig lässt, in vielen Fällen ist sie schlicht katastrophal“, beschreibt FGK-Geschäftsführer Frank Ernst die Situation. Thomas Waldhecker, BLV-Referat Arbeits- und Gesundheitsschutz, pflichtet ihm bei: „Die Raumluftqualität in Klassenzimmern ist der Lern- und Konzentrationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler alles andere als zuträglich.“ Die Raumluftqualität in Klassenzimmern wird anhand der Kohlendioxidkonzentration (CO2) bewertet. Bis zu einem Wert von 1.000 ppm ist diese laut der Arbeitsstättenregel „Lüftung“ A 3.6 und den Empfehlungen des Umweltbundesamtes (UBA) als „hygienisch unbedenklich“ anzusehen. Zwischen 1.000 und 2.000 ppm, so das UBA, ist die Konzentration „hygienisch auffällig“ und ab 2.000 ppm ist sie „hygienisch inakzeptabel“. „Und dieser Wert ist leider in vielen Unterrichtsräumen vorzufinden“, so Ernst. Quelle: Clipdealer

Quelle: Clipdealer

In einem Klassenraum mit einer Grundfläche von 8 x 8 m und einer Raumhöhe von 3 m, in dem sich 30 Schülerinnen und Schüler aufhalten, steigt bei geschlossenen Fenstern die CO2-Konzentration schon nach 25 Minuten auf 1.500 ppm an. In der Folge lassen Konzentrationsfähigkeit und Leistungsvermögen bei den Schülerinnen und Schülern deutlich nach. Eine dauerhafte Fensterlüftung während des Unterrichts ist nach Expertenmeinung problematisch, da sie im Raum für Lärm-, Schmutz- und Pollenbelastungen sorgt. Zudem wird im Winter die teuer aufgeheizte Warmluft „zum Fenster hinausgeblasen“.

Vor diesem Hintergrund kommt Lehrervertreter Waldhecker zu dem Schluss: „Für Unterrichtsräume ist generell eine ventilatorgestützte Lüftung zu empfehlen.“ Sie gewährleistet, dass dauerhaft der empfohlene Grenzwert von 1.000 ppm CO2 eingehalten wird und sich die Raumluftqualität deutlich verbessert. „Dadurch steigen die Lernerfolge“, weiß Waldhecker aus Erfahrung. Eine Studie aus Dänemark belegte, dass Lese- und Rechenaufgaben in deutlich kürzerer Zeit gelöst werden und eine Verdopplung der Lüftungsrate die Leistungsfähigkeit um 8 bis 14 % steigert. Ist die Lüftungsanlage mit Bedarfsregelung und Wärmerückgewinnung ausgestattet, wird zudem wertvolle Heizenergie eingespart. Und sie hat noch einen positiven Effekt: Das Zusammenwirken von Nachtauskühlung und mechanischer Lüftung wirkt im Sommer allzu hohen Temperaturen in den Klassenräumen entgegen.

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 07/2023

Lufthygiene in Schulen

Gute Raumluft für mehr Wohlbefinden und Konzentration

Grundlagen zur Innenraumluft Die Luftqualität in der Schule wird anhand der Kohlendioxidkonzentration bewertet. Beim Atmen geben die Menschen pro Person und Stunde rund 15 l CO2 ab. In einem...

mehr

FGK Online Workshop: „Lüftung in Bildungsstätten“

Das Bewusstsein für Lufthygiene hat in den vergangenen zwei Jahren aufgrund der Covid-19-Pandemie deutlich zugenommen. In vollbesetzten, schlecht belüfteten Klassenräumen steigt nicht nur das...

mehr

FGK Online Workshop „Lüftung in Bildungsstätten“ auch 2023

Der Fachverband Gebäude-Klima e.V. (FGK) veranstaltet aufgrund der positiven Resonanz auch 2023 den Online Workshop „Lüftung in Bildungsstätten“. Das Bewusstsein für Lufthygiene hat in den...

mehr
Ausgabe 07/2017

Lüftungstechnik für die Schule

System für einen ganzheitlichen Ansatz

Täglich besuchen rund 500 Kinder und Jugendliche die Grund- und Mittelschule in Dorfen im oberbayerischen Landkreis Erding. Der Campus bietet hervorragende Lern- und Arbeitsbedingungen in einem...

mehr
Ausgabe 08/2021

Bestmögliche Luftqualität für Schüler und Lehrer

Sanierung nach dem „Aachener Standard“

„In Aachen gibt es – gemäß den gesetzlichen Vorgaben – einen genau festgelegten, energetischen Standard, den Neubauten im öffentlichen Bereich, wie Schulen, erfüllen müssen“, erklärt Martin...

mehr