Wasserlose Urinale als wirtschaftlicher Faktor
Umrüstung des Gemeindezentrums im bayrischen Rednitzhembach
Rund 10 % der Kommunen in Bayern sind schuldenfrei. Die Gemeinde Rednitzhembach in Mittelfranken gehört seit Jahrzehnten dazu. Einer der Gründe, warum der Ort stabil schwarze Zahlen schreibt, ist ein weitsichtiger betriebswirtschaftlicher Ansatz – auch hinsichtlich der Instandhaltung der kommunalen Einrichtungen. Ein Beispiel für diese ökonomisch bewusste Haltung ist die Umrüstung der wasserführenden Urinalanlage des Gemeindezentrums Rednitzhembach auf wasserlose Becken des Herstellers Urimat im Frühjahr 2023.
Das Gemeindezentrum im bayrischen Rednitzhembach hat im Frühjahr 2023 auf wasserlose Urinale des Herstellers Urimat umgerüstet.
Quelle: Gemeinde Rednitzhembach
Insgesamt wurden neun neue Keramikbecken im Gemeindezentrum angeschlossen — der laufende Betrieb konnte dabei erhalten bleiben.
Quelle: Gemeinde Rednitzhembach
Das Umdenken begann mit zugewachsenen und verkalkten Rohrleitungen der bisherigen wasserführenden Urinale. Sämtliche Urinale waren defekt, da die undurchlässigen Rohre den Wasserdurchlauf so reduziert hatten, dass die Spülung nicht mehr funktionierte. Ein Austausch des gesamten Rohrsystems schien die einzige Lösung und der hohe veranschlagte Preis spiegelte den Aufwand. Neben den Kosten für die Sanierung zeichnete sich ein weiteres Problem ab: Bis zur Umsetzung der Maßnahme musste mit einer Wartezeit von mehreren Monaten gerechnet werden. Im laufenden Betrieb des Gemeindezentrums war jedoch ein andauernder Teilausfall der Sanitäranlagen keine Option, da in dem Gebäude auch ein Hotel und ein Restaurant geführt wurden und zahlreiche Veranstaltungen geplant waren.
Die Lösung ergab sich durch einen Zufall, als Jörg Deffner, Leiter der Gebäude- und Veranstaltungstechnik im Gemeindezentrum der Gemeinde Rednitzhembach, auf der Gastronomie-Fachmesse HOGA in Nürnberg auf die wasserlosen Urinale des Herstellers Urimat aufmerksam wurde. Die Kalkulationen ergaben im Vergleich zwischen der Sanierung der Rohrleitungen und einer Umrüstung auf wasserlose Urinale einen eindeutigen Kostenvorteil bei der Installation der wasserlosen Variante. „Für uns war der wirtschaftliche Vergleich zwischen der Sanierung der Rohre und der Umstellung auf wasserlose Urinale entscheidend für die Umrüstung. Jetzt, nach über einem Jahr Laufzeit der neuen Urinalanlage, können wir noch weitere Einsparungen verzeichnen“, so Jörg Deffner.
Da die Toilettenanlage des Gemeindezentrums unterhalb des Kanalspiegels liegt, ist eine Hebeanlage eingerichtet. Die Fäkalien werden auf die Kanalebene gepumpt, wenn das Auffangbecken voll ist. „Dadurch, dass wir allein vier Liter Wasser pro Spülgang eines wasserführenden Urinals einsparen, läuft das Auffangbecken nicht so schnell voll, wodurch wir Strom für die leistungsstarke Pumpe sparen und diese auch weniger abgenutzt wird.“
Mit den Energieeinsparungen gehen bei den wasserlosen Becken auch ökologische Vorteile einher. Die Wassereinsparung schont die Ressource Trinkwasser erheblich, insbesondere angesichts der Tatsache, dass rund ein Drittel des Trinkwassers in Bayern allein durch Toilettenspülungen verbraucht wird (Umweltstatistik Bayern, 2019). Es entsteht ein doppelter Nachhaltigkeitseffekt, denn durch den Verzicht auf Wasser wird naturgemäß auch kein energieintensives Abwasser produziert. Im Durchschnitt werden pro 1000 l eingespartem Abwasser 175 g an CO2 vermieden. Auch Ausstattung, Wartung und Reinigung der wasserlosen Urinale sind ökologisch, weil die vom Hersteller eingebauten Membranverschlüsse (Traps) aus bis zu 50 % recyceltem Material produziert werden und die benötigten Reinigungsmittel gänzlich ohne Chemie auskommen, da sie auf mikrobiologischer Basis hergestellt werden.
Aufgrund der wasserlosen Technik der Urinale gehören klassische Störungen wie Verstopfungen oder unbemerkter Wasserdurchlauf der Vergangenheit an.
Quelle: Urimat
Unter den verschiedenen Techniken des Geruchsverschlusses hat sich die Membrantechnologie durchgesetzt. Die Membranverschlüsse von Urimat bestehen aus bis zu 50 % recyceltem Material.
Quelle: Urimat
Die Mehrheit der eingesetzten Urinale in Deutschland ist zwar noch immer wasserführend, diese können aber gemessen an Nachhaltigkeitsstandards mit der Bilanz wasserloser Urinale nicht mithalten. Die wasserlose Alternative setzt sich zunehmend durch, da ihre ökologischen und wirtschaftlichen Vorteile immer häufiger erkannt werden. Die Funktionsweise wasserloser Urinale von Urimat ist aufgrund der technischen Weiterentwicklung über 25 Jahre so weit optimiert, dass Hygiene und Geruchsschutz zuverlässig gewährleistet werden. Unter den verschiedenen Techniken des Geruchsverschlusses hat sich die Membrantechnologie durchgesetzt. Erleichtert wird auch das Auswechseln des Geruchsverschlusses, da in dem von Urimat patentierten „MB-ActiveTrap“ (Membranverschluss mit integriertem Reinigungsstein) eine eingebaute Anzeige signalisiert, wann ein Wechsel erforderlich ist (nach ca. 7.000 Benutzungen).
Als ein weiterer Vorteil wasserloser Urinale kann verbucht werden, dass die Urinsteinbildung deutlich reduziert wird, da dieser nur in direkter Verbindung von Urin mit kalkhaltigem Spülwasser entsteht. Auch der unangenehme Uringeruch wird insbesondere durch den Kontakt von Urin mit Wasser begünstigt. „Wenn es einen Vorbehalt gegenüber den wasserlosen Urinalen gab, dann waren es Bedenken hinsichtlich der Geruchssicherheit. Nach einem Jahr hoch frequentierter Benutzung mit über 300 Veranstaltungen im Jahr können wir eindeutig bestätigen, dass sich diese Vorbehalte – bei sachgerechter regelmäßiger Reinigung – nicht bestätigen. Eine Geruchsentwicklung gibt es nicht“, so Jörg Deffner.
Vom Gespräch auf der Messe HOGA bis zur Inbetriebnahme der Urinale in Rednitzhembach vergingen nicht einmal anderthalb Wochen. Die verkalkten Zuleitungen wurden fachgerecht stillgelegt, die alten Becken entsorgt und die insgesamt neun wasserlosen Urinale angeschlossen. Der laufende Betrieb konnte durchweg erhalten bleiben. Jörg Deffner bilanziert den gesamten Prozess: „Der Zeitplan war vorbildlich. Von der Bestellung bis zur Montage hier vor Ort lief alles zügig und pünktlich. Nachdem ich auch die technischen und ökologischen Vorteile von Urimat erfasst hatte, war das kosten- und zeitintensive Sanierungsprojekt vom Tisch. Als Gebäudetechniker bin ich froh, dass wir nun auch mit klassischen Störungen wie beispielsweise Verstopfungen oder unbemerktem Wasserdurchlauf aufgrund der wasserlosen Technik nichts mehr zu tun haben. Und dass der Betrieb läuft.“