Vor einer Herkules-Aufgabe
„Es gibt viel zu tun, packen wir‘s an“: Mitte der 1970er Jahre warb der Mineralölkonzern Esso mit diesem Werbe-Slogan erfolgreich fürs Energiesparen. Auch auf der HEA-Jahrestagung 2011 in Berlin ging es um Vernunft und Verantwortung - allerdings stand dabei nicht des Deutschen liebstes Kind, das Auto, im Mittelpunkt, sondern die Sanierung von Gebäuden.
Denn das Sparpotential bei Wohnungen und Häusern ist enorm. Dreiviertel des Bestands wurde immerhin vor 1978 errichtet – und mache den Umfang der Aufgabe klar, betonte Anke Tuschek, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und Vorstandsmitglied der HEA-Fachgemeinschaft. Tuschek moderierte eine Podiumsdiskussion über die Sanierung von Gebäuden, dem „Schlüsselmarkt für die Erreichung der Effizienzziele“.
Lukas Siebenkotten, Direktor des Deutschen Mieterbundes, beispielsweise verwies auf die Diskrepanz zwischen den ehrgeizigen Zielen der Bundesregierung und dem Mangel an Anreizen durch eine vernünftige und verlässliche Förderpolitik. Daraus resultiere die eher abwartende Haltung vieler Investoren.
Mangelnde Transparenz im Förderdschungel und andere Investitionshemmnisse beklagte auch der Geschäftsführer von Stiebel Eltron, Karlheinz Reitze. Er forderte eine zielgerichtete und verlässliche Förderung und führte als Negativbeispiel Erfahrungen mit dem Marktanreizprogramm bei Wärmepumpen ins Feld.
Nicht die Kosten an sich seien das Problem, sondern Prioritäten der Bauherren, widersprach Holger Krawinkel vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Eine schicke Innenausstattung stünde höher im Kurs als Maßnahmen zur Energieeffizienz. Einigkeit herrschte darüber, dass für die Umsetzung der ehrgeizigen Ziele eine Umgestaltung der derzeit ungünstigen rechtlichen Rahmenbedingungen vonnöten sei.