Rund um die Abgastechnik

Mehr als nur ein Schornstein Besondere Vorgaben sind zu beachten

Gas, Öl, feste Brennstoffe, Kombinationen mit Solarthermie, multivalente Systeme – zu solchen Heizungsanlagen gehören immer Komponenten aus der Abgastechnik. Je nach Ausgangslage sind ganz unterschiedliche Ansprüche zu erfüllen. Dabei muss die Umsetzung in jedem Fall den geltenden Normen und Verordnungen entsprechen.

Abgase aus der Verbrennung von fossilen oder nachwachsenden Rohstoffen müssen sicher abgeleitet werden; die Sicherheit der Hausbewohner bzw. der Nutzer steht im Mittelpunkt. Abgas darf nicht – durch welche Faktoren auch immer – in den Aufstellraum gelangen. Das gilt für die kleine Installation bei privaten Bauherren ebenso wie bei größeren Objekten im Nichtwohngebäudebereich. All diese Aspekte hat der SHK-Fachmann bei seinen Installationen zu berücksichtigen, schließlich übernimmt er eine mehrjährige Gewährleistung für seine Arbeit.

Vorschriften beachten

Bei der Planung, Errichtung und Änderung von Feuerungsanlagen sind zahlreiche Normen, Richtlinien, Verordnungen und insbesondere der Brandschutz zu beachten. Dazu gehören auch die Verbindungsstücke und Schornsteine bzw. Abgasleitungen. Grundsätzlich sind diese Arbeiten bei dem zuständigen Bezirksschornsteinfegermeister anzeige- bzw. genehmigungspflichtig. Einige Richtlinien unterscheiden sich in den einzelnen Bundesländern.

Eine Liste mit relevanten Regelwerken zu den offiziellen Vorgaben finden Sie in der Online-Ausgabe dieses Beitrags.

Objektspezifische Lösungen

Vor allem bei Ein- oder Zweifamilienhäusern wird im Neubau und im Bestand gern auf Komplettpakete der Heizungshersteller zurückgegriffen. Deren gerätegebundene Abgassysteme bestehen heutzutage in der Regel aus Kunststoff und werden bei dichter Bausubstanz raumluftunabhängig installiert. Diese Lösungen eignen sich allerdings nur für Öl- oder Gas-Brennwertfeuerstätten mit niedrigen Abgastemperaturen; die Grenze liegt hier meist bei 120 °C. Zwar erhält der ausführende SHK-Profi das Material passend zum Wärmeerzeuger, das Abgassystem darf allerdings ausschließlich in Kombination mit dem Heizkessel betrieben werden.

Oft genug werden aber auch Anlagen modernisiert oder neu eingebaut, die nicht diesem Konzept entsprechen. Das kann von der Wahl des Wärmeerzeugers, vom Aufstellort und der möglichen Abgasführung, von baulichen Besonderheiten oder weiteren Faktoren abhängen. Dann ist zu entscheiden, welche Abgasanlage den Sicherheitsanspruch und den bestmöglichen Betrieb am ehesten erfüllt. Zusätzlich zu diesen Aspekten können auch Gesichtspunkte wie Effizienz bzw. Brennstoffkosten, Emissionsminderung oder Geräuschentwicklung von Bedeutung sein. All diese Punkte wirken sich auf die Planung und schließlich auf die Wahl der Komponenten aus.

Einwandig für die Sanierung

Einwandige Edelstahl-Abgassysteme werden meist zur Querschnittverminderung in bestehende Schächte eingezogen. Hier ist von Bedeutung, dass durch eine große Bauteilvielfalt flexible, auf das Objekt bezogene Lösungen möglich sind. So stehen z.B. auch ovale Ausführungen für besonders beengte Platzverhältnisse bereit. Sichere Verbindungstechnik, etwa durch metallisch dichtende, konische Steckverbindungen, Schutz vor Feuchtigkeit und vielfältige Einsatzbereiche (von der Regelfeuerstätte bis zur Motoranlage) zeichnen qualitativ hochwertige Produkte aus. Je nach Beschaffenheit werden Abgastemperaturen von bis zu 600 °C verkraftet. Selbst wenn kein Schornstein oder nur ein teilweise vorhandener Rest zur Verfügung steht, bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Ein Schachtsystem in Leichtbauweise ist platzsparend als Trockenbau zu installieren und benötigt aufgrund des geringen Gewichts in der Regel kein zusätzliches Fundament. Es kann sogar als Luft-Abgas-Anlage (die Verbrennungsluft wird über das System zugeführt) ausgelegt oder mit einem Installationsschacht ergänzt werden. Je nach Anforderung wird der Schacht mit dem zur Feuerstätte passenden Schornsteinsystem bestückt. Wurde nur der über das Dach ragende Teil eines alten Kamins abgetragen, lässt sich ein neuer Stülpkopf aufsetzen, der alle Anforderungen an die Sicherheit erfüllt.

Doppelwandige Abgasanlagen

Zahlreiche Vorteile sprechen für die doppelwandigen Systeme: Sie sind schnell und sicher in jeder Nennweite zu installieren, flexibel für besondere Einbausituationen, korrosionsbeständig und für alle Brennstoffe geeignet. Ein Element ist dreischalig konstruiert – Innenrohr, Dämmung, Außenrohr – und kann sowohl innen als auch außen montiert werden. Bei hochwertigen Anlagen sind Wandbefestigungs-Abstände bis zu 4 m und eine freie Kraglänge bis zu 3 m möglich. Darüber hinaus lassen sich mit ihnen individuelle Lösungen gestalten, denn Edelstahl steht in zahlreichen Oberflächenvarianten und Farben zur Verfügung. Auch freistehende Anlagen, die einen Tragmast zur sicheren Anbindung der doppelwandigen Abgasführung aufweisen, können konzipiert werden.

Besonders schnell werden Systeme ohne elastomere Dichtungen verarbeitet. Aufgrund der konischen Ausformung werden die Rohre einfach ineinander gesteckt und manuell verdichtet. Klemmbänder sind dann nur bei horizontalen Verbindungsleitungen erforderlich.

Bei zahlreichen Heizungsanlagen kommen weitere Komponenten der Abgastechnik zum Einsatz. Dies betrifft vor allem Kessel im mittleren und großen Leistungsbereich, unabhängig vom Brennstoff. Die Bauteile erfüllen in der Regel einen ganz bestimmten Zweck, der mit den Faktoren Sicherheit, Energieeffizienz und Geräuschentwicklung zusammenhängt. Die wichtigsten Bauteile werden im Folgenden kurz vorgestellt.

Wichtigste Bauteile

Schalldämpfer: Sie sollen störende Geräusche mindern. Dies betrifft vor allem größere (Mehr-)Kessel­anlagen. Damit die Dämpfung exakt auf die Wärmeerzeuger und die Abgasanlage abgestimmt werden kann, empfiehlt sich im Vorhinein eine zertifizierte Schallmessung. Aufgrund der erhobenen Daten können so die Schalldämpfer entsprechend ausgelegt werden. Verschiedene Modelle, etwa Tiefton-, Aktiv+- oder Mündungs-Schalldämpfer, stehen hier zur Verfügung.

Nebenlufteinrichtungen, auch Zugbegrenzer genannt, bewirken einen kon­stanten Auftrieb im Schornstein, in dem Unterdruck herrscht. Durch die Bei­mischung von Luft verbessern sie zudem das Start­verhalten bei Gebläsebrennern und durchlüften die Abgasanlage während der Betriebspausen des Wärmeerzeugers, sodass weniger Feuchtigkeit anfällt. Durch die Optimierung der Betriebsbedingungen wird eine deutlich messbare Energieeinsparung erzielt und die Langlebigkeit des Abgassystems positiv beeinflusst. Es stehen verschiedene Modelle zur Verfügung: etwa selbsttätige, zwangsgesteuerte und kombinierte Zugbegrenzer sowie Bauteile für Abgasanlagen im Überdruck.

Rauchsauger: Eine weitere Möglichkeit, Zugprobleme durch ungünstige Witterungsverhältnisse im Schornstein zu beheben, stellen Rauchsauger dar. Die Modelle „Injekt“ oder „Diajekt“ beispielsweise werden auf die Kaminmündung montiert und erzeugen durch das elektrische Gebläse einen sicheren Zug im Schornstein. Ein zeitgemäßer Rauchsauger kann so eingestellt werden, dass er nur bei Bedarf aktiv ist. Selbst bei Stromausfall bleibt die Abgasanlage offen.

Wärmetauscher: Unter dem Aspekt Energieeinsparung werden vor allem bei größeren Anlagen Wärmetauscher installiert. Dies betrifft z.B. industrielle Unternehmen oder Großbäckereien, bei denen so der Wirkungsgrad der Gesamtanlage deutlich erhöht wird. Solche Komponenten entziehen den Abgasen die noch vorhandene Wärme und führen sie internen Kreisläufen zu. Je nach Einsatzort werden verschiedene Modelle eingesetzt, die im Bestand und im Neubau montiert werden können.

Feinstaubfilter dienen der Emissionsminderung bei Holzfeuerstätten, speziell des Feinstaubs. Da die Grenzwerte in der geltenden 1. BImSchV inzwischen strenger sind, werden Biomasse verbrennende Wärmeerzeuger verstärkt mit dieser Technik auszurüsten sein. Dazu gibt es Feinstaubfilter für kleine, mittlere und große Nennwärmeleistungen. Sie nutzen z.B. das elektrostatische Prinzip, nach dem die Feinstaubpartikel durch eine Elektrode aufgeladen und sicher aus dem Abgas entfernt werden.

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