Legionellen
Unterschätzte Gefahr in Trinkwassernetzen
Legionellen in Trinkwassernetzen sind eine unterschätzte Gefahr und führen jedes Jahr in Deutschland zu bis zu 100 000 Krankheits- und über 1000 Todesfällen. Durch die - in der Novellierung der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) vom November 2011 - jetzt stark gesenkten Grenzwerte besteht akuter Handlungsbedarf für Betreiber von Schulen, Kindergärten, Sportstätten und anderen öffentlichen Gebäuden ebenso wie für Vermieter und Hausverwaltungen. Eine wirkungsvolle und doch kostengünstige Methode zur Vermeidung und Bekämpfung von Legionellenbefall ist die Ultrafiltration.
Legionellen sind bewegliche Stäbchenbakterien und natürlicher Bestandteil des Wassers. Während sie sich bei unter 20 °C Wassertemperatur nur langsam vermehren, kommt es in Warmwassernetzen zu explosionsartiger Vermehrung. Gefahr droht Menschen nicht beim Trinken, sondern durch das Einatmen kleinster Wassertröpfchen, zum Beispiel beim Duschen. Eine Infektion mit Legionellen kann zu schwerer und oft tödlich verlaufender Lungenentzündung führen.
Die deutsche Trinkwasserverordnung schreibt vor, dass „Trinkwasser so beschaffen sein (muss), dass durch seinen Genuss oder Gebrauch eine Schädigung der menschlichen Gesundheit insbesondere durch Krankheitserreger nicht zu besorgen ist. Es muss genusstauglich und rein sein.“ Doch zur Sicherstellung der mikrobakteriologischen Reinheit wird im Wesentlichen nur das Auftreten von Fäkalkeimen wie koliformen Bakterien, Escherichia Coli oder Enterokokken im Wasser überwacht. Durch dieses Netz der Überwachung rutschen jedoch viele andere Krankheitserreger wie Viren, Parasiten und Legionellen, die in der Vergangenheit bereits zu massenhaften Erkrankungen und Todesfällen führten.
Wie allgegenwärtig Legionellen sind, zeigen Studien des Bayerischen Landesamtes für Lebensmittelsicherheit und Gesundheit von 2004: In etwa 50 % aller überwachten öffentlichen Einrichtungen, also Schulen, Kindergärten, Hotels, Krankenhäuser sowie Alten- und Pflegeheime, überschritten die Legionellenkonzentrationen die damals noch 10-fach höheren gesetzlichen Grenzwerte. Die Situation hat sich seitdem keineswegs verbessert. In Zeiten knapper öffentlicher Haushalte ist auch nicht mit einer steigenden Investitionsbereitschaft öffentlicher Trinkwasserversorger zu rechnen. Für eine regelmäßige Kontrolle sind jetzt die Betreiber, Hausverwaltungen bzw. die Vermieter verantwortlich.
Moderne, energieeffiziente Heißwasserbereiter, die mit Solarenergie oder Geothermie betrieben werden, sind zudem oft gar nicht in der Lage, Warmwasser auf entsprechend hohe Temperaturen zu erhitzen, um eine wirksame Desinfektion der Rohrleitungen gegen Legionellen und andere Keime zu gewährleisten.
Maßnahmen
Doch was ist zu tun, wenn der neue Grenzwert von 100 Legionellen pro 100 ml Wasser an Entnahmestellen in Gebäuden überschritten wird? Als erste, kurzfristige Maßnahme bei Legionellenbefall wird meist eine thermische Sanitisierung empfohlen, also das Anheben der Wassertemperatur im Vorlauf der Warmwasserzirkulation auf über 62 °C, zeitweise sogar auf bis über 70 °C. In alten Gebäuden ist diese Methode nur bedingt anwendbar und verursacht oft mehrere Probleme. Das Material alter Leitungen wird durch die hohe Temperatur starken Spannungen ausgesetzt, zudem steigen die Energiekosten ebenso an wie der CO2-Ausstoß. Außerdem erhitzen die, in alten Gebäuden oft schlecht isolierten Warmwasserrohre die parallel verlegten Kaltwasserleitungen, in denen sich die Legionellen dann ebenfalls sprunghaft vermehren.
Zugabe von Chemikalien
Alternativ oder zusätzlich wird die Zugabe von Chemikalien wie Chlor oder Chlordioxid in das Leitungsnetz eines Gebäudes empfohlen. Hierbei ist jedoch sorgfältig zu prüfen, ob die Chemikalien wirklich an jeder Entnahmestelle ankommen, um dort wirken zu können. Bei ungleichmäßiger Wasserabnahme ist dies aber meist nicht der Fall. Schließlich dürfen die zudosierten Chemikalien und die dabei entstehenden gesundheitsgefährdenden Nebenprodukte die zulässigen Grenzwerte nicht überschreiten. In Warmwassersystemen sind diese Grenzwerte nur schwer einzuhalten.
Rohrleitungshygiene
Folgender Maßnahmenkatalog hat sich als sinnvolle langfristige Vorgehensweise erwiesen: Das gesamte Rohrleitungssystem des Gebäudes muss auf Toträume untersucht und diese müssen beseitigt werden. Bei starker Verkalkung oder Korrosion des Rohrsystems sollten die Leitungen erneuert werden, denn verkrustete Rohre bieten Keimen immer wieder Unterschlupf. Wichtig ist außerdem, dass das Wasser keine gelösten organischen Verbindungen, Nitrate und Rückstände anderer Düngemittel enthält, denn diese dienen Legionellen als ideale Nährstoffe.
Eine Technologie, die bereits bei der Entkeimung von Trinkwasser im Wasserwerk gute Dienste leistet, ist auch bei Legionellen wirkungsvoll. Eingesetzt in die Warmwasserzirkulationsleitungen entfernen kompakte Ultrafiltrationsanlagen wie jene des oberbayerischen Unternehmens Seccua (www.seccua.de) nicht nur Legionellen und alle anderen Krankheitserreger, sondern auch Rost und Trübstoffe aus dem zirkulierten Wasser. Sie sorgen so für eine schnelle Senkung der Legionellenzahl im gesamten System. Installiert man solche Ultrafiltrationssysteme an der Übergabestelle vom öffentlichen Leitungsnetz ins Gebäude, werden nicht nur sämtliche Keime, also auch Legionellen, sondern auch Schmutzpartikel am Eindringen in das Gebäude gehindert. Derartige Filter sind in der Regel leicht nachzurüsten und relativ kostengünstig.