Hoffnungsträger Wasserstoff

Ambitionierte Klimaziele treffen auf neue eine Technologie

Anlässlich der Wasserstoff-Wochen des DVGW, die von 07.06. bis 02.07. online stattfanden, lohnt es sich, einen Blick auf den derzeit dauerhaft präsenten Energieträger Wasserstoff zu werfen – scheint er doch das Mittel der Wahl, um die gewünschte Geschwindigkeit bei den im April noch einmal verschärften Klimazielen zu erreichen. Was verheißungsvoll klingt, ist jedoch nicht von heute auf morgen umgesetzt und bedarf neben passenden technischen Lösungen auch eines gesetzlichen Regelwerkes.

Klimaneutral bis zum Jahr 2045: Mit der im April vom Bundesverfassungsgericht beschlossenen Änderung des Klimaschutzgesetzes verschärfte die Bundesregierung noch einmal geltende Klimaschutzvorgaben. Allein bis 2030 sollen die CO2-Emmissionen um 65 statt wie bisher 55 % gesenkt werden. Die jährlichen zulässigen Emmissionsmengen für die einzelnen Sektoren wie Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr oder Gebäudebereich werden im Zuge dessen abgesenkt.

Ein großer Hoffnungsträger speziell im Gebäudebereich ist dabei Wasserstoff, denn gerade die Beimischung von Wasserstoff ins bestehende Gasnetz bietet ein hohes CO2-Reduktionspotential. Die Eintrittsbarrieren für Wasserstoffanwendungen im Wärmesektor sind dabei, im Vergleich zu einer Anwendung in der Industrie und im Verkehr, verhältnismäßig gering: Über die bestehende Gasinfrastruktur kann Wasserstoff schon jetzt in die Haushalte transportiert werden, das vorhandene DVGW-Regelwerk deckt bereits heute bis auf wenige Ausnahmen eine 20 %-H2-Einspeisung ab und auch bei den Endanwendungen stehen keine großen Hindernisse im Weg. So wurde in einer Testreihe im Rahmen des DVGW-Leitprojekts Roadmap Gas 2050 der H2-Gehalt jeweils um 10 bis 40 Volumenprozent erhöht, um die Wasserstofftoleranz bei Anwendungen aus dem häuslichen und industriellen Bereich zu analysieren. Erste Ergebnisse zeigen, dass die untersuchten Technologien eine Beimischung von mindestens 20 % H2 vertragen. Und: Bis vor etwa 40 Jahren war noch Stadtgas weit verbreitet, das zur Hälfte aus Wasserstoff bestand. Seitens der Hersteller wird zudem an Produktpaletten gearbeitet, die entweder mit reinem Wasserstoff, Methan oder auch Gasgemischen betrieben werden können. Verfügbar sollen die ersten vollständig wasserstofffähigen Produktpaletten bereits ab dem Jahr 2023 sein. Hinzu kommt, dass laut DVGW speziell der Austausch von Heizungssystemen ein hohes Einsparpotential an CO2 birgt: So kann beispielsweise der Tausch eines Erdöl-Kessels gegen einen Gasbrennwertkessel kombiniert mit Solartechnologie bis zu 52% durchschnittliche CO2-Einsparung bringen. Wird andererseits zum Beispiel nur die Außenwand gedämmt, sind zwar auch CO2-Einsparungen möglich - mit im Schnitt etwa 16 bis 27 % jedoch weniger.

Ein weiterer Vorteil: Laut DVGQ besitzt Wasserstoff ein hohes Klimaschutzpotential, da er perspektivisch zu 100 % erneuerbar produziert werden könnte. So herrscht derzeit zwar noch Grauer Wasserstoff – Wasserstoff aus Erdgasreformierung – vor. Jedoch soll auch Grüner Wasserstoff, der durch Elektrolyse aus erneuerbaren Energien hergestellt wird, bis zum Jahr 2050 durch eine deutliche Verringerung der Herstellungskosten wirtschaftlich konkurrenzfähig werden. Im Mix enthalten sein werden auch Türkiser Wasserstoff, der aus Erdgaspyrolyse gewonnen wird, sowie Blauer Wasserstoff, der per Dampfreformierung mit CCS (Carbon Capture and Storage) hergestellt wird.

Es deutet also vieles darauf hin, dass die Gase der Zukunft grün sein werden. Wer sich schon jetzt zum Thema informieren will, dem sei eine Online-Modulreihe des DVGW nahegelegt, die alles Wissenswerte rund um die Wasserstofftechnologie und -anwendung zusammenfasst: www.dvgw-veranstaltungen.de/veranstaltungen/wasserstoff-veranstaltungen.

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Anja Michalski

Gütersloh

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