Handeln ohne Zaudern
Folgekosten minimierenRund 200 Teilnehmer aus Deutschland und Europa nutzten die 3. EffizienzTagung Bauen und Modernisieren zum fachlichen Austausch. Vom 19. bis 20. November 2010 informierten sich die Experten im Hannover Congress Centrum (HCC) über intelligente Lösungen für Alt- und Neubauten. Im Rahmen der begleitenden Fachausstellung präsentierten 18 Unternehmen und Institutionen Produkte, Werkstoffe sowie neue technische Systeme zum energieeffizienten Bauen und Modernisieren.
Als Bernd Rosenthal, Geschäftsführer Energie- und Umweltzentrum am Deister, am 19. November 2010 das Podium betrat, und die 3. EffizienzTagung (www.effizienztagung.de) in Hannover zu eröffnen, herrschten bei den insgesamt 200 Teilnehmern unterschiedliche Stimmungen zum Thema Effizienz. Mancher steckte vielleicht voller Tatendrang und konnte kaum erwarten Neuigkeiten zum Thema zu erfahren. Andere wiederum schauten gerade mit Blick auf die schnell wechselnden Rahmenbedingungen bei Förderungen eher mit Skepsis in die Zukunft. Effizienz heißt aber auch, mit erhöhten Investitionen Folgekosten zu minimieren. Dabei zeigte gerade die Internationalisierung der Fachtagung, dass Deutschland auf einen guten Weg ist, wenn es auch noch viel Verbesserungspotential gibt.
Plenarvortrag zur Einstimmung
So würdigte Professor Anne Power von der London School of Economics im ersten Plenarvortrag die deutsche Vorreiterrolle beim Thema Energieeffizienz. Sie verdeutlichte, dass die Rahmenbedingungen in Großbritannien nicht mit denen in Deutschland zu vergleichen seien, die Bundesrepublik aber in vielerlei Hinsicht als Vorbild dienen könne.
Dr. Alexander Renner vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) gab anschließend einen Überblick zur Neufassung der EU-Gebäuderichtlinie und der Umsetzung in Deutschland. Nach dem Beitrag wurde kontrovers diskutiert, wie sich die jährlichen Sanierungsquoten in Deutschland von 1 auf 2 % verdoppeln lassen. „Wir brauchen Konstanz bei den Fördermitteln“, meinte Renner. Er habe die Hoffnung, dass das Gebäudesanierungsprogramm der KfW-Bankengruppe zukünftig wieder mit ähnlich hohen Mitteln wie im Jahr 2009 ausgestattet werde.
Im Anschluss zeigte der Architekt Olaf Reiter aus Dresden anhand zahlreicher Anschauungsbeispiele, wie sich Architektur und Energieeffizienz miteinander verbinden lassen. Der Architekt wies darauf hin, dass gerade in öffentlichen Gebäuden die Aufenthaltsqualität durch Passivhauskomponenten wie Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung enorm gesteigert werde. Bei der Diskussion standen vor allem die passivhausbedingten Mehrkosten im Fokus. Für einen von Reiter vorgestellten Passivhaus-Kindergartenneubau bezifferte er diese auf sieben Prozent. „Wir stellen fest, dass diese Kosten immer weiter zurückgehen“, berichtete der Planer. Generell seien die Investitions- und die Betriebskosten für einen Zeitraum von 30 Jahren Grundlage einer seriösen Wirtschaftlichkeitsberechnung.
Internationale Gäste
Bei der diesjährigen EffizienzTagung gehörte erstmals ein internationaler Workshop zum Programm, der unter anderem über Entwicklungen im Energieeffizienzbereich auf europäischer Ebene oder Potentiale und Marktbereitungskonzepte energieeffizienter Standards in der EU informierte. Für diesen Workshop und die Plenarvorträge boten die Veranstalter, das Energie- und Umweltzentrum am Deister - e.u.[z.] sowie der enercity-Fonds proKlima, eine deutsch-englische Simultanübersetzung an. An der 3. EffizienzTagung nahmen auch Fachleute aus Belgien, Großbritannien und den Niederlanden teil. hannoverimpuls, die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft der Landeshauptstadt und Region Hannover, unterstützte die Tagung erstmals. Zu den Kooperationspartnern zählten außerdem die Deutsche Energie-Agentur (dena), die Hottgenroth Software GmbH & Co. KG sowie die Klimaschutzagentur Region Hannover.
Weitere Workshops zu den Schwerpunktthemen Bauphysik, Energieberatung und Haustechnik rundeten das Programm der EffizienzTagung ab. Im Hottgenroth-Forum wurden außerdem Themen wie Ergebnisberichte aus der DIN V 18 599-Gütegemeinschaft oder die Planung von Wärmepumpen und solaren Großanlagen behandelt. Erstmals auf der Agenda stand zudem ein Workshop zu erhaltenswerten Fassaden.
Schnelles Handeln gefordert
Zu den Highlights der Tagung zählte der abschließende Plenarvortrag des renommierten Architekten und Passivhausplaners Dr. Burkhard Schulze Darup: „Klimaneutralität im Gebäudesektor bis 2050 – Vision oder Notwendigkeit?“. Dabei forderte der Architekt, die marktreif vorhandenen Techniken und Komponenten zum Klimaschutz zeitnah in breitenwirksamer Form einzusetzen. „Schnelles zukunftsfähiges Handeln ohne abwartendes Zaudern mit Blick auf die Anderen ist Verpflichtung und Chance gleichermaßen – sowohl im regionalen wie im nationalen Rahmen“, so Schulze Darup.