Grundöfen im Vergleich
Interview mit Thomas Zander, Niermann Ofenbau GmbH
Ernsthafter Umweltschutz sollte nicht nur auf dem Prüfstand, sondern vor allem in der Praxis erreicht werden. Bei einem Kaminofen ein geeignetes Messverfahren für die Emissionswerte zu finden, ist allerdings schwer, da der Brennstoff Holz individuell eingelegt und verbrannt wird. Abhilfe schaffen Speicher- oder Grundöfen, die durch die Konstruktion der Brennräume und Art der Wärmeabgabe geringe Abgaswerte erzeugen und zudem holzsparend heizen. SHK Profi-Redakteurin Marlene Klocke sprach zu diesem Thema mit Thomas Zander, Ofenbauer und Geschäftsführer der Niermann Ofenbau GmbH.
SHK Profi: Herr Zander, können Sie den Lesern, die die Firma Niermann noch nicht kennen, kurz Ihr Unternehmen vorstellen?
Zander: Die Niermann Ofenbau GmbH wurde 1983 von Rainer Niermann gegründet. In der Auseinandersetzung des gelernten Heizungsbauers mit alternativen Baustoffen wurden schnell schwere gemauerte oder aus Lehm aufgebaute Grundöfen aufgrund der überragenden Verbrennungstechnik und Wärmeabgabe zum Schwerpunkt. Diese waren zu diesem Zeitpunkt in Norddeutschland kaum bekannt. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern wurden neue Bauformen wie Treppenöfen entwickelt und Lehmputztechniken erprobt – beides sind heute Spezialitäten von uns. Dabei bilden wir seit rund 20 Jahren selbst Ofenbauer aus. Bereits 2003 haben wir das Prinzip des aufgemauerten Grundofens in eine Form gebracht, die unserem ästhetischen und heiztechnischen Anspruch genügt. Entwickelt wurde eine Serie von Kleinspeicheröfen mit geringer Wärmeabgabe für den Niedrigenergiehausbereich bzw. energetisch sanierte Gebäude. Mit rund 14 fest angestellten Mitarbeitern zählen wir zu den größeren Unternehmen der Branche.
SHK Profi: Immer mehr Menschen wollen mit Festbrennstoffen heizen. Können Sie den Lesern die Vorteile des Grundofens näher erläutern?
Zander: Es gibt zwei Formen der Wärmeübertragung, Warmluft oder Strahlungswärme, die aber das Raumklima und Wohlbefinden ganz unterschiedlich beeinflussen. Die Warmluft sorgt zwar für schnelle Wärme, aber eine starke Luftzirkulation auch für viel Staub und unterschiedliche Temperaturbereiche im Raum. Nicht nur in gut gedämmten Häusern führt das schnell zu hohen Raumtemperaturen mit dem Effekt, dass der Abbrand gedrosselt wird und sich die Abgaswerte dramatisch verschlechtern. Das hat zwei negative Folgen: ein unangenehmes Raumklima und hohe Emissionen. Der Grundofen hingegen gibt ähnlich der Sonne Strahlungswärme ab, die in Materie eindringt und diese erwärmt. Die beim Abbrand entstehende Energie wird also nicht nur von dem Ofen gespeichert und langfristig abgegeben, sondern hebt auch die Oberflächentemperaturen des umliegenden Raumes an. Der Effekt ist eine angenehme, weil tiefenwirksame Wärme, die unsere Kunden begeistert. Im Übrigen hat nur die Wandheizung eine ähnliche Wirkung, auch die Fußbodenheizung sorgt zu einem Großteil für eine erhöhte Luftzirkulation.
SHK Profi: Für wen eignet sich der Grundofen als Alternative zu konventionellen Gas- oder Ölheizungen? Bietet sich der Grundofen auch für die Kombination mit anderen Energiequellen an?
Zander: Im Grunde eignet sich der Grundofen für all diejenigen, die sich vorstellen können, mit Holz zu heizen bzw. selbst gerne ins Feuer schauen. Denn im Gegensatz zum Kamin ist ein unangenehmes Überheizen der Räumlichkeiten nur schwer möglich. Bei der heutigen Bauweise ist ein richtig geplanter Grundofen in der Lage, einen Großteil des Wärmebedarfes abzudecken und dieses mit nur einem Abbrand. Automatische Verbrennungsluftsteuerungen erhöhen zudem den Bedienkomfort: Brennholz einlegen und anzünden, das war es! In Kombination mit Solarthermie oder Fotovoltaik können so Häuser autark mit Energie versorgt werden und das mit einem geringen technischen Aufwand. Low-Tec ist der Ansatz, der immer mehr Freunde findet, denn abgesehen von den raumklimatischen Vorteilen liegen die Wartungsintervalle von 8-12 Jahren jenseits aller konventionellen Heizungen. Darüber hinaus ist dieses alternative Heizsystem im Grunde nicht kaputt zu kriegen bzw. immer reparabel.
SHK Profi: Die Debatte um Feinstaub bei Autos hat jüngst viel Staub aufgewirbelt. Besonders fragwürdig ist dabei die Tatsache, dass die angegebenen Abgaswerte nur auf dem Prüfstand erreicht werden. Sie sprachen bereits von erhöhten Emissionen. Gilt eine ähnliche Problematik auch für den Ofenbau?
Zander: In Bezug auf die meisten Kaminöfen und Kamineinsätze wird das ähnlich aussehen. Die definierte Heizweise während des Prüfverfahrens ist in der Praxis nicht umzusetzen. Im Alltag hat die angesprochene Problematik der zu intensiven Wärmeabgabe in der Regel ein Drosseln des Abbrandes zur Folge. Entweder wird die Luftzufuhr reduziert oder nur ein dickes Scheit aufgelegt, welches vor sich hin glimmt. Die Abgaswerte werden also beim Betreiber dramatisch anders aussehen, als von dem Hersteller im Prüfverfahren ermittelt. Und das bei über 12 Millionen in Deutschland eingebauten Kaminöfen oder Kaminanlagen! Ein sauberer, emissionsarmer Abbrand benötigt entsprechend hohe Brennraumtemperaturen. Dieses ist nur beim Grundofen oder Speicherofen gegeben, da er immer unter Volllast betrieben wird und vor allen Dingen im Alltag auch betrieben werden kann. Messungen vor Ort haben dieses bestätigt; natürlich nur solange sich der Betreiber an die Bedienungsanleitung des Erbauers hält.
SHK Profi: Was wünschen Sie sich in Bezug auf diese Problematik für die Zukunft?
Zander: Ich wünsche mir, dass die klimapolitischen Ziele der Bundesregierung ernsthafter umgesetzt und weniger interessengeleitet gesteuert werden. Der Einfluss der Gas- und Öl-Lobby gipfelt in staatlich subventionierten hochtechnisierten Gebäuden, deren Gesamtenergiebilanz fragwürdig ist. Das hehre Ziel der Energieeinsparung führt zu energetisch aufwendigen Bauweisen oder führt zu Skandalen wie um die Wärmedämmverbundsysteme. Nicht berücksichtigt in den politischen Rahmenbedingungen und Verordnungen ist der Beitrag des Handwerks, vielmehr wird dieser beschnitten: Die 2. Stufe der BImSchV verhindert faktisch den handwerklichen Grundofenbau und fördert den Einbau industrieller Fertigprodukte. Mit dem handwerklich gebauten Grundofen bietet sich jedoch ein Lösungsansatz zur Verbesserung des Klimas. Die BImSchV sollte dahingehend überarbeitet werden und mit der Freistellung des Grundofens ein Zeichen setzen.