Kommentar: Anti-Großhandelskampagne
„Wer mit Dreck wirft, macht sich selbst die Hände schmutzig“...In ganzseitigen Anzeigen „wirbt“ der Händler Reuter für sich und hetzt dabei gegen andere Unternehmen des SHK-Handels, gegen die zurzeit ein Untersuchungsverfahren des Kartellamts wegen Preisabstimmung läuft. Der Zweck heiligt in diesem Falle allerdings nicht die Mittel.
Ja, es stimmt: Das Bundeskartellamt hat am 6. März 2013 eine Durchsuchung im Bereich des Sanitärgroßhandels durchgeführt. Die Behörde ist dabei dem Verdacht nachgegangen, dass Sanitärgroßhändler ein System der Preiskoordinierung betreiben, das die Preisabstimmung zwischen den Großhändlern bezweckt und zu Kartellpreisen gegenüber den Installateuren führt. Die Durchführung einer Durchsuchung dient jedoch nur der Aufklärung des Sachverhalts und bedeutet ausdrücklich nicht, dass sich die betroffenen Unternehmen und Personen tatsächlich eines Kartellrechtsverstoßes schuldig gemacht haben. Bis zum Abschluss des Verfahrens gilt die Unschuldsvermutung. Und solange niemand für schuldig erklärt wurde, sollte man sich auch davor hüten, allzu laut Anschuldingen zu erheben. Das gilt für Fälle von Mord und Diebstahl, bei denen ein Staatsanwalt ermittelt, genauso wie für Kartellamtsuntersuchungen.
Die Unschuldvermutung hält die Firma Reuter (www.reuter.de), die Bad-Produkte direkt an den Endkunden verkauft, aber nicht davon ab eine Kampagne loszutreten, die unter die Gürtellinie geht. In Anzeigen, u.a. in der BILD, macht Reuter Stimmung gegen den Sanitär-Großhandel. Mit Slogans wie „Ich hab noch jeden über den Waschtisch gezogen“, „Der Handwerker macht die Arbeit, ich mach das Geld“ oder „Beim Klo habe ich gerne mal beschissen“ wird undifferenziert und nur aufgrund eines Anfangsverdachts der komplette SHK-Großhandel angeprangert. Auf der Reuter-Homepage heißt es da: „Wir verkaufen direkt an den Endkunden zum bestmöglichen Preis. Unsere Weste ist genauso weiß, wie die Keramik, die wir verkaufen.“ Nach einer derartigen Imagekampagne kann man von einer weißen Weste allerdings nicht mehr sprechen.
Weiter rühmt sich Reuter: „Unser Erfolg beruht auf Qualität, Fairness, Transparenz und günstigen Preisen.“ Davon, dass man im Geschäftsleben auch marktbegleitende Unternehmen fair behandeln sollte, hält Reuter anscheinend nichts.
Die Anzeigen-Kampagne hat – wenn man es freundlich ausdrückt – nicht mehr als Stammtischniveau.
Die Verantwortlichen hierfür bei Reuter, die ja anscheinend viel Spaß an der Verballhornung von Sprichwörtern haben, sollten sich an ein anderes Sprichwort erinnern, dass derjenige, der mit Dreck wirft, sich auch immer selbst die Hände schmutzig macht.