Modernes Wohnkonzept für Studierende
Komfortlüftung als Teil einer nachhaltigen Wärmestrategie
Ein zukunftsweisendes Wohnprojekt für Studierende entstand mit dem neuen, sogenannten „Campus-RO“ auf dem 1971 gegründeten Campus in Rosenheim. Ökologisch, smart und hochwertig bietet er viel Platz für moderne Interaktion und Gemeinschaft. Die Gebäude entstanden in nachhaltiger Holz-Hybridbauweise im KfW-40-plus-Standard. Zur Haustechnik zählt auch eine Komfortlüftung.
Das Wohnkonzept für Studierende bietet ausreichend Platz für 211 Studenten-Apartments sowie ein weiteres Boardinghouse mit zusätzlichen 40 Apartments.
Bild: Sigurd Steinprinz / ACMS Architekten
Auch in Rosenheim ist mit der attraktiven Lage im Alpenvorland bezahlbarer Wohnraum Mangelware. Als sich die Gelegenheit bot, eine freiwerdende Gewerbefläche direkt gegenüber der Hochschule Rosenheim zu neuem Wohnraum umzuwidmen, ergriff sie ein privater Investor. In Zusammenarbeit mit der Stadt entstand dort ein Campusgelände mit zukunftsorientiertem Wohnkonzept für Studierende. Die 1,4 Hektar umfassende Fläche bietet ausreichend Platz für 211 Studenten-Apartments sowie ein weiteres Boardinghouse mit zusätzlichen 40 Apartments. Nach Durchführung eines internationalen Ausschreibungsverfahrens erhielt das Konzept von ACMS Architekten aus Wuppertal den Planungszuschlag. Der Campus Rosenheim ist Teil eines komplett neu entwickelten Quartiers, in dem benachbart ebenfalls günstiger Wohnraum für Familien sowie für das Pflegepersonal der städtischen Kliniken entstand.
Die Gebäude gruppieren sich um vernetzte Höfe mit bis zu sechs gestaffelten Geschossen. Private und gemeinschaftliche Bereiche sind getrennt, die kompakten Wohneinheiten bieten Möglichkeiten zum Rückzug. Laubengänge und Außentreppen verbinden die Geschosse. Begrünte Höfe und Dachterrassen mit Sitzgelegenheiten und Fahrradstellplätzen fördern den Austausch. Ein Restaurant und ein Café im Boardinghouse dienen als Treffpunkte.
Nachhaltige Bauweise
Nachhaltigkeit stand im Fokus der Wohnanlage. Die Hybridbauweise kombiniert vorgefertigte Holztafel-Außenwände mit Decken in Holz-Beton-Verbund. Sämtliche Wandmodule wurden im Werk komplett mit Dämmung, Fenstern sowie den vorbereiteten Vorrichtungen für die Installation der Haustechnik versehen. Das galt auch für die Montagekästen der Lüftungsgeräte und die Kanäle zur Be- und Entlüftung.
Die Fassadenoptik sollte nicht durch die Fassadenabschlüsse für Außenluftansaugung und Fortluft-ausbringung beeinträchtigt werden. Für solche Fälle bietet Hersteller Meltem eine unauffällige Fensterlaibungslösung an.
Bild: Sigurd Steinprinz / ACMS Architekten
Die Stromversorgung wird zu 70 % durch eine eigene Photovoltaikanlage sichergestellt. Die dazu benötigten Module wurden auf den Flachdächern montiert. Dabei war die anteilige Nutzung der Dachflächen für Terrassen, Dachbegrünung sowie die PV-Anlage zu berücksichtigen. Die Gebäudebeheizung erfolgt mittels Fernwärme. Insgesamt ist das Baukonzept in der Nachhaltigkeit so ausgelegt, dass eine DGNB-Zertifizierung im Platin-Standard mit einem Gesamterfüllungsgrad für das studentische Wohnen von 85,8 % erreicht werden konnte. Der Campus Rosenheim ist damit das erste studentische Wohnquartier Deutschlands mit diesem DGNB-Standard.
Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung
Einen wichtigen Teil, der vom IB Lackenbauer GmbH geplanten Haustechnik, übernimmt die Komfortlüftung mit Wärmerückgewinnung. Die so zurückgewonnene Wärme kommt erneut der Raumtemperierung zugute.
Der Vorteil des hier eingesetzten Lüftungskonzeptes ist ein kontinuierlicher Luftaustausch, indem einzelne Räume mit einem Lüftungsgerät ausgerüstet werden. In diesem Fall wurde komplett auf die Mehrraumlösung von Meltem zurückgegriffen, bei der je Apartment ein eigenes Gerät eingesetzt wurde. Mithilfe eines Kanalanschlusses wird im innenliegenden Bad (nach DIN 18017-3) die Abluft abgesaugt und gleichzeitig der Wohnraum mit Zuluft versorgt.
In den drei Gebäuden A bis C installierte die Schupfner GmbH 161 Lüftungsgeräte vom Typ „M-WRG-II-P“, die den erforderlichen Luftaustausch ermöglichen. Dazu kamen weitere 40 Geräte der gleichen Bauart im Boardinghouse. Sämtliche Komfortlüftungsgeräte kamen in der optisch sehr dezenten, wandintegrierten Einbauart „U2“ zum Einsatz. Sie wurden im Zuge des Innenausbaues in die bereits vorintegrierten und projektbezogen gefertigten Montagekästen mit einer Rahmentiefe von 25 mm in den Außenwänden eingesetzt. Der ausreichende Schallschutz konnte in der vorliegenden Einbausituation im Rohbau im vorgezogenen Musterapartment nachgewiesen werden. Für die Zufuhr der Luft entschied man sich für Flachkanäle, während die Abluft über bauseits integrierte Rundrohre DN 100 abgeleitet wird.
Bei der Installation der Lüftungstechnik wurde je Apartment ein eigenes Gerät eingesetzt. Mithilfe eines Kanalanschlusses wird im innenliegenden Bad die Abluft abgesaugt und gleichzeitig der Wohnraum mit Zuluft versorgt. Diese gelangt bereits vorgewärmt und zugfrei in den Wohnraum.
Bild: Sigurd Steinprinz / ACMS Architekten
Während der Heizperiode wird die verbrauchte, warme Raumluft über einen Kreuzgegenstrom-Wärmeübertrager abgesaugt. Dabei wird ihr die Wärme entzogen und an die gleichzeitig getrennt zugeführte Frischluft übertragen. Bis zu 94 % der Wärme lässt sich so zurückgewinnen. Außerdem gelangt die Zuluft auf diese Weise bereits vorgewärmt und zugfrei in den Wohnraum. Das bedeutet nicht nur eine Senkung des Energiebedarfs, sondern auch höheren Wohnkomfort.
Die kontinuierliche Be- und Entlüftung bewirkt außerdem den Abtransport von in der Luft vorhandenen Schadstoffen. Auch Allergiker können aufatmen, denn alle Geräte sind im Standard mit einem Feinstaubpartikelfilter (ISO ePM1 60 % (F7)) für die Außenluft ausgerüstet. Sein feines Filtermedium hält wirkungsvoll lungengängige Feinstaubpartikel wie Pollen, Ruß und Bakterien der Staubklasse PM1 zurück. Auf Wunsch ist optional ein spezieller Aktivkohlefilter erhältlich, der die Gerüche von Schadgasen, Stickoxide und Ozon bindet.
Fensterlaibungslösung an der Fassade
Die Holzfassade der Gebäude mit ihrer vertikalen Struktur und der auffälligen Bänderung durch die Geschossdecken ist ein zentrales architektonisches Kennzeichen der Campusgebäude in Rosenheim. Die Fassadenoptik sollte daher nicht durch die Fassadenabschlüsse für Außenluftansaugung und Fortluftausbringung beeinträchtigt werden. Für solche Fälle bietet Meltem mit der Fensterlaibungslösung eine Möglichkeit, die Fortluft- und Außenluftkanäle in der Fensterlaibung münden zu lassen. So bleibt die Fassade unberührt. Lediglich eine unauffällige und für den Betrachter kaum sichtbare Edelstahlblende bildet den äußeren Abschluss.
Steuerung der Geräte
Die Lüftungsgeräte werden kontinuierlich gemäß der voreingestellten Parametrierung betrieben. Dabei wird die Entlüftung der innenliegenden Bäder bei Nutzung über den externen Steuereingang (O/EST) über die Lichtschalter gesteuert. Änderungen in den Einstellungen der Geräte können vom Betreiber über eine Funkfernbedienung vorgenommen werden.
Fazit
Der Campus Rosenheim setzt neue Maßstäbe im studentischen Wohnen. Sowohl die Umsetzung der Gebäude im KfW40+ Standard als auch die Holzhybridbauweise entsprechen einem Standard für zukunftsgemäßes Bauen. 2023 wurde das wegweisende Objekt mit dem Balthasar-Neumann-Preis ausgezeichnet, der von der DBZ Deutsche Bauzeitschrift und dem Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e. V. vergeben wird. Zur guten Innenraumluftqualität und vorbildlichen Energiebilanz der Wohngebäude tragen die dezentralen Komfortlüftungsgeräte einen erheblichen Teil bei.