Der Nimbus schwindet

Clouddienste sind oft teurer als erwartet

Der Nimbus der Cloud als universale Lösung aller IT-Probleme beginnt zu schwinden. Die Gründe: Ein Wildwuchs an ausgelagerten Microservices treibt die Kosten für die Anwender in die Höhe. Geschäftskritische Daten sind unzulänglich gesichert. Und die individuelle Betreuung lässt häufig zu wünschen übrig. Eine Alternative, vor allem für Handwerksbetriebe, sind Managed Services. Meint Bernhard Biedermann, Experte für Managed Services und Geschäftsführer des Ecommerce Hosting Dienstleisters Intares.

Das Auslagern von IT-Prozessen in die Cloud gilt seit Jahren als entscheidender Schritt zur Digitalisierung von Unternehmen. Denn die großen Cloud-Anbieter offerieren ihren Kunden eine flexible und vergleichsweise günstige Rechen- und Speicher-Infrastruktur. Dazu jede Menge Microservices und Software-Instanzen, mit denen sich digitale Geschäftsprozesse einfach aufsetzen und betreiben lassen. Clouddienste werden für mittelständische Unternehmen oft als Königsweg zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen gesehen – leider nicht immer zu Recht.
Quelle: Clipdealer

Clouddienste werden für mittelständische Unternehmen oft als Königsweg zur Digitalisierung von Geschäftsprozessen gesehen – leider nicht immer zu Recht.
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Hinzu kommt: Cloud-Dienste entlasten die Unternehmen von personellen und finanziellen Aufwendungen – für den Betrieb der hausinternen IT, für Hardware-Beschaffung oder Software-Lizenzen. Vieles davon entfällt mit der Nutzung von Cloud-Services. Ganz abgesehen davon: Vor allem im Mittelstand fehlt es allzu oft an personellen Ressourcen, um die Digitalisierung konsequent umzusetzen – ob mit oder ohne Cloud.

Die Nutzer sind das Problem

Doch ganz so einfach liegt die Sache bei näherer Betrachtung nicht. „Das Problem sind die Nutzer“, meint Bernhard Biedermann, Geschäftsführer des Managed Hosting Dienstleisters Intares. „Die Cloud verführt die Anwender dazu, Microservices und Instanzen hinzuzufügen, die möglicherweise für eine aktuelle Anwendung hilfreich sind. Denn der ,Demonstrator‘ beim Cloud-Anbieter macht es ausgesprochen einfach für die IT eines Unternehmens, Dinge einfach mal auszuprobieren.“ Inzwischen jedoch, nachdem viele Unternehmen schon seit Jahren Cloud-Services nutzen, zeige sich immer häufiger ein Wildwuchs, den niemand mehr im Griff hat, der aber in den Monatsabrechnungen der Cloud-Anbieter zu Buche schlägt. „Da werden dann Dienste bezahlt, von denen oft keiner mehr weiß, dass man sie überhaupt abonniert hat, geschweige denn, dass sie tatsächlich genutzt werden. Und das treibt die Kosten in die Höhe, ohne dass die Anwender einen Nutzen davon haben.“ Verschärft werde das Ganze durch zwei Faktoren: unzureichende Dokumentation und eine hohe Fluktuation in den IT-Abteilungen. „Beides begegnet uns ständig in der täglichen Arbeit“, so Bernhard Biedermann. „Und wir erleben immer wieder, dass Geschäftsführer aus allen Wolken fallen, wenn sie merken, was da schief läuft und dass ihre Investitionen nicht wirklich angemessen, sicher und nachhaltig sind.“ Auch Anwendungen in der Haustechnik sind in der Regel cloudbasiert – von der Fernsteuerung eines Heizkreises bis zur kompletten Gebäudeleittechnik.
Quelle: Clipdealer

Auch Anwendungen in der Haustechnik sind in der Regel cloudbasiert – von der Fernsteuerung eines Heizkreises bis zur kompletten Gebäudeleittechnik.
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Alternative: Managed Services

Ein Ausweg aus dem Dilemma vor allem für Handwerksbetriebe könne das Auslagern von IT-Dienstleistungen an einen Managed Services Partner sein. Viele dieser Unternehmen betreiben ihre Infrastruktur in Deutschland, schneiden ihre Services individuell auf den konkreten Bedarf ihrer Kunden zu und bieten kompetenten 24/7-Support.

„Die global agierenden Cloud-Anbieter haben in erster Linie ihre eigene Kosteneffizienz im Blick und nicht die ihrer Kunden“, meint der Intares-Geschäftsführer. „Und wenn bei einem Kunden ein Wildwuchs an Microservices entsteht, kann ein Anbieter, der Millionen von Unternehmen bedient, ihn nicht davor warnen. Zumal er den individuellen Bedarf seiner Kunden gar nicht kennt.“

Anders stelle sich das mit einem Partner dar, der mit den Herausforderungen in Handwerksbetrieben vertraut sei und sie adäquat abbilde, so der Intares-Chef. „IT-Dienstleistung für mittelständische Unternehmen lebt nicht zuletzt davon, dass der Dienstleister seine Kunden und deren Bedarf genau kennt. Wenn ein Kunde bei uns anruft, weil er ein Problem oder eine neue Anforderung hat, dann kennen unsere Experten in der Regel dessen Anwendungen sehr genau. Sie prüfen sofort, wo es hakt, beheben das Problem meist sehr schnell oder integrieren seine Neuerungen so ins System, dass sie in die gesamte IT-Landschaft passen. Das spart Zeit, Nerven und verbessert die Kosten-Nutzenrechnung.“

Individueller Support

Einen solch individuellen und kostengünstigen Support gebe es so bei keinem großen Cloud-Anbieter für den Mittelstand. Genau das aber sei gerade für Handwerksbetriebe das A und O. Denn nur so bekomme und bezahle der jeweilige Kunde Dienste, die ihm tatsächlich nutzen. „Vor allem im B2B-Segment sind oft viele Zusatzleistungen außer dem reinen Hosting erforderlich.“ Die aber müssten passgenau zugeschnitten sein, damit sie den Bedarf optimal treffen und größtmögliche Kosteneffizienz bringen.

Ganz abgesehen davon, dass geschäftskritische Daten bei US-amerikanischen Anbietern wie Amazons AWS, MS Azure oder Google Cloud Platform (GCP) bekanntlich alles andere als sicher vor dem Zugriff Dritter seien. „Hinzu kommt, dass eigene Mitarbeiter, die sich mit den technischen Risiken und den Möglichkeiten eines guten Managed Services Partners auskennen, gerade im Mittelstand bekanntlich Mangelware sind.“ Außerdem veraltet IT-Wissen innerhalb kürzester Zeit. Die Mitarbeiter laufend fortzubilden, damit ihr Knowhow aktuell bleibt, sei für ein handwerklich geprägtes Unternehmen kaum zu leisten, so Bernhard Biedermann. „Und selbst wenn, ist es unwirtschaftlich.“ Auf der anderen Seite gehöre genau das, nämlich immer auf dem aktuellen Wissensstand zu sein, zu den Kernkompetenzen eines guten Managed Services Dienstleisters. „Das schlägt sich nicht nur in der Fähigkeit nieder, Cyber-Angriffe abwehren zu können, es wirkt sich auch positiv auf das Kosten-Nutzen-Verhältnis aus.“ Um die Sicherheit für IT-Anwendungen dürfte es bei professionellen Dienstanbietern wahrscheinlich besser bestellt sein als bei selbstgestrickten Lösungen.
Quelle: Clipdealer

Um die Sicherheit für IT-Anwendungen dürfte es bei professionellen Dienstanbietern wahrscheinlich besser bestellt sein als bei selbstgestrickten Lösungen.
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Optimierung verringert benötigte Serverzahl

So lässt sich nach den Erfahrungen des Intares-Chefs allein durch die individuelle Optimierung von Servern und Software die Zahl der benötigten Server in günstigen Fällen glatt halbieren. Und eine durchgehende Redundanz der Infrastruktur erlaube die perfekte Auslastung der Ressourcen. „Auf diese Weise lässt sich eine 99,99-prozentige Verfügbarkeit kostengünstig realisieren.“ Im Übrigen gehörten laufende zeitnahe Updates der eingesetzten Software zu den Kernaufgaben eines Managed Services Partners. „Das ist der beste Schutz vor teuren Eingriffen, wenn etwas nicht sauber funktioniert. Die Kosten, die ein solch unerwünschter Vorfall verursacht, sind in der Regel bis zum Faktor 10 höher als eine laufende professionelle Pflege.“

Bernhard Biedermann, Geschäftsführer des Ecommerce Hosting Dienstleisters Intares.
Quelle: Intares

Bernhard Biedermann, Geschäftsführer des Ecommerce Hosting Dienstleisters Intares.
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Tipp vom Fachmann

Bernhard Biedermann: „Das Vertrauen mittelständischerUnternehmen in die globalen Anbieter schwindet zusehends.Das liegt meines Erachtens daran, dass die Cloud-Konzerne zwar ihre automatisierten IT-Strukturen weitgehend im Griff  haben, nicht jedoch die Kommunikation und die Nähe zum Kunden. Und das spielt dann doch im täglichen Arbeitsumfeld eine größere Rolle als auf den ersten Blick ersichtlich. Und wenn man die Downtimes und Bugfixing-Zeiten rechnet, ist es oft genug auch nicht mehr wirtschaftlich.“ Ein mittelständisches Unternehmen, das vor der Frage steht, wohin es seine IT oder Teile davon auslagert, tue deshalb gut daran, „zumindest parallel zu den Angeboten der großen Cloud-Anbieter zu prüfen, ob ein deutscher Managed Services Anbieter seinen Bedarf nicht besser und unterm Strich kostengünstiger deckt.“

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