Bohrroboter übernimmt schwere Arbeiten
Automatisierung sorgt für Arbeitserleichterung
Am Bau existieren viele körperlich anstrengende Arbeitsschritte, die die Fachkräfte langfristig belasten können. Für Monteure und Installateure ist es mitunter auch eine mental belastende Situation, nicht zu wissen, ob sie ihrer gelernten Tätigkeit bis in das Rentenalter nachkommen können. Für den Nachwuchs ist die körperliche Belastung ein Grund, diesen Beruf gar nicht erst zu erlernen, aber ebenso hat auch das Image des Handwerks mit der Digitalisierung in anderen Branchen nicht Schritt halten können. Daher ist es an der Zeit im Handwerk und auf Baustellen intelligente und entlastende Produktlösungen anzubieten.
Investitionen in neue Technologien verhelfen Unternehmen am Bau zu einer gesteigerten Produktivität. Der Bohrroboter „Jaibot“ bringt bereits weltweit in über 100 Projekten die Automatisierung auf die Baustelle, trägt zur Entwicklung von vernetzter Projektkommunikation sowie einer Entlastung von schweren Arbeiten bei. Welche langfristigen Produktivitätsgewinne durch die Automatisierung erzielt werden, und wie sie die Zukunft der Baubranche positiv beeinflusst, zeigt die Praxis.
„Jaibot“ ist der semi-autonome Bohrroboter von Hilti, der Bohrungen für Dübel-Befestigungen auf der Grundlage digitaler Planungsdaten selbstständig ausführt. In Kombination mit der Einmessung via Totalstation „PLT 300“ wird der kabellose Roboter eingerichtet und komfortabel per Fernsteuerung positioniert. Während des Einsatzes arbeitet sich der Bohrroboter plangemäß durch den Raum, bohrt und kennzeichnet bei Bedarf die ausgeführten Bohrpunkte entsprechend dem Datenmodell für die unterschiedlichen Gewerke mit einem vorab abgestimmten Muster.
„In dem Bauvorhaben Welle 2 in Reutlingen haben wir rund 15.500 Deckenbohrungen im Sichtbereich mit der Unterstützung des „Jaibot“ vorgenommen. Wir sind mit defensiven 500 Bohrungen pro Tag in die Planung gegangen, konnten aber mit einem Ergebnis von über 1.000 Bohrungen das maximale Produktivitätsversprechen von Hilti überschreiten“, so Markus Voigt, Senior Projektmanager bei Geiger Schlüsselfertigbau GmbH & Co. KG über den Einsatz im Neubau des Bürogebäudes.
Auch bei Baustellen, die bereits teilweise mit Installationen an der Decke oder Wand versehen sind, ist der Einsatz möglich, denn der Bohrroboter erkennt Objekte wie bestehende Installationen oder Bauteile und adaptiert seinen Arbeitsbereich sowie seine Armbewegungen entsprechend. Das „Jaibot“-System wiegt 850 kg (die Flächenbelastbarkeit muss mindestens 675 kg/m² betragen) und passt durch seine kompakten Baumaße durch jeden Durchgang von mindestens 90 cm Breite / 180 cm Höhe. Die aktuell maximale Bohrhöhe bei der Bohranwendung Decke beträgt 5 m.
Bei der Bohranwendung Wand beträgt aktuell die maximale Bohrhöhe 4,80 m. Neben dem Zeitvorteil, der durch das automatisierte Bohren geschaffen wird, schont er die Muskelkraft der Monteure, reduziert den Zeitdruck und somit den Termindruck und sorgt für ein staubreduziertes Arbeiten.
Besonders bei speziellen Baustellenanforderungen, z.B. Spannbeton oder Betonkernaktivierung, sorgt der „Jaibot“ mit seiner automatischen Bohrtiefenüberwachung für maximale Exaktheit in der Ausführung. Während der Bohr- und Markierarbeiten synchronisiert sich der Bohrroboter über das mobile Datennetz mit der „Jaibot“-Cloud, sodass der Fortschritt in Echtzeit mitverfolgt werden kann. Ebenso profitiert der ausführende Betrieb von einer automatisierten As-build-Dokumentation der Bohrungen.
Arbeitssicherheit und Gesundheit als effektive Kostenreduktion
Automatisierte und halbautomatische Maschinen sind nützlich, wenn alltägliche, sich wiederholende oder gefährliche Aufgaben ausgeführt werden, die Genauigkeit oder Geschwindigkeit erfordern. Der „Jaibot“ wird für Aufgaben eingesetzt, um körperlich schwere und belastende Arbeiten auf der Baustelle zu vermeiden. Das können Anwendungen über Kopf sein oder Arbeiten in widrigen Arbeitsumfeldern, die für den Menschen ein erhöhtes Risiko darstellen. Ermüdungserscheinungen, die zu Unvorsichtigkeit führen, werden durch die Automatisierung erkennbar vermieden. Dies führt zu einer geringeren Fehlerquote und gleichzeitig zu einer gesteigerten Effizienz. Ebenso verringert die Automatisierung die Unfallquote am Einsatzort, welche langfristig einen positiven Einfluss auf die Arbeitsmoral des Mitarbeitenden hat, aber auch Versicherungs- und Arbeitsausfallkosten reduziert. Darüber hinaus wirkt der Bohrroboter mit der integrierten Staubabsaugung dem gesundheitsschädlichen Einatmen von Baustäuben entgegen.