Berührungslose Betätigung von Armaturen im Waschraum
Automatik an Sanitäraustattung oft nach Jahrzehnten noch nachrüstbar
Keine Taste drücken, keinen Griff drehen, keine Fläche berühren müssen – nach dieser Devise würden viele Nutzerinnen und Nutzer im (halb)öffentlichen Waschraum oder WC am liebsten handeln. Diesen Wohlfühlwunsch kann der Installateur meist erfüllen. Der Austausch einer manuellen Betätigung für die Toiletten- oder Urinalspülung gegen eine Automatik gelingt oft auch bei einem älteren System. Und am Waschtisch kann eine moderne Armatur dank Elektronik ebenfalls auf Annäherung reagieren, damit der Hautkontakt vermieden wird und nur zu passender Zeit Wasser fließt.
Die berührungslose Betätigungsplatte „Geberit Sigma80“ löst berührungsfrei aus, wenn sich eine Hand auf die Abdeckplatte zubewegt.
Quelle: Geberit
Ob im Restaurant, Theater, Kaufhaus oder Bahnhof: Der Gang zur Toilette wird oft als lästiges Übel angesehen. Schon den Griff zur Türklinke möchte man am liebsten vermeiden und den Druck auf die alte Spültaste vollzieht manch einer nur widerwillig – oder gar nicht. Einem Hygieneproblem dieser Art lässt sich begegnen. Während bei einer Neuanlage von vorneherein auf eine berührungslose Nutzung geachtet wird, trifft man im Bestand oft auf Sanitäranlagen, deren Zustand verbesserungswürdig ist. Manch einem Sanitärbetrieb oder Betreiber ist allerdings nicht präsent, dass der Schritt zur berührungslosen Spülung von WC und Urinal sowie Steuerung der Armatur am Waschplatz auch nachträglich möglich ist, selbst wenn die Sanitäranlage bereits seit vielen Jahren in Betrieb ist.
Nachrüstung ist möglich
Der Schlüssel zur Modernisierung liegt im modularen Aufbau der Technik. Denn so lassen sich einzelne Komponenten tauschen und berührungslose Elemente einsetzen. Selbst zwei Jahrzehnte alte Spülsysteme für WC oder Urinal können bereits modular entwickelt worden sein. Diese Option bieten zwar nicht alle Hersteller, doch für den Sanitärprofi kann eine Anfrage an die Werks-Hotline oder den Außendienst lohnenswert sein. Der Sanitärhandwerker agiert in drei Handlungsfeldern, um die berührungsfreie Nutzung möglich zu machen: für das Auslösen an der Toilette, für das Spülen des Urinals und für die Steuerung der Waschtischarmatur.
Exemplarische WC-Anlage mit dem Ansatz möglichst viele Ausstattungsgegenstände berührungslos bedienen zu können. Der Sanitärhandwerker agiert dabei in drei Handlungsfeldern: beim Auslösen der Toilette, beim Spülen des Urinals und bei der Steuerung der Waschtischarmatur.
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Die elektronische Steuereinheit bei Spülauslösungen mit integrierter Urinalsteuerung sitzt unter dem Urinalsystem. Sie ist ohne Demontage erreichbar und kann durch eine Dockingstation einfach entnommen werden.
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Neue Technik für Unterputz-Spülkasten
Viele ältere Installationen besitzen in der Regel ausschließlich mechanische Bauteile, die über die abnehmbare Drückerplatte erreichbar sind. Oft ist es möglich, dass über diesen Weg ein Austausch gegen ein modernes elektronisches System erfolgen kann. Bei einer solchen Nachrüst-Lösung reagiert die Spülauslösung entweder darauf, dass der Nutzer seine Hand auf die Abdeckplatte zubewegt oder sich vom Detektor hinter der Abdeckplatte entfernt (meist übliche Einstellung am Urinal). Justierbar ist die Technik meist per Fernbedienung des Herstellers.
Bedeutsam ist der geringe Arbeitsaufwand: Die für die elektronische Steuerung erforderliche Hilfsenergie muss nicht aus dem 230 Volt-Netz kommen. Stattdessen genügt bereits eine Batterie, deren Betriebszeit mehrere Jahre reichen kann. Durch den Tausch der alten Drückerplatte sowie des Lagerbocks im Spülkasten gegen eine entsprechende Technik für die berührungslose Spülauslösung ist die Montage abgeschlossen – in aller Regel ohne bauliche Veränderungen an Fliese oder Vorwandinstallation und somit ohne erheblichen Aufwand an Material, Zeit und Kosten.
Nachrüstung für Original-Druckspülung
Dank einfachem Baukastenprinzip lassen sich manuelle Urinalbetätigungen mit geringem Aufwand in berührungslose Steuerungen umrüsten. Eine Rohbaubox macht den Einbau besonders einfach, denn Ventil und Netzteil sind werkzeuglos steckbar.
Quelle: Geberit
Installations- und wartungsfreundlich: Die elektronische Steuerung für berührungslose Armaturen von Geberit befindet sich gut geschützt in einer Box unter Putz. Im Wartungsfall ist die Steuerung einfach und werkzeuglos zu erreichen.
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Am Urinal sind manuelle Druckspüler weit verbreitet, die allerdings oft deshalb nicht betätigt werden, weil viele Nutzer aus hygienischen Gründen den unmittelbaren Kontakt zur Spülauslösung scheuen. Etliche Bauarten für Auf- und Unterputz lassen sich ohne bedeutenden Aufwand modernisieren. Dafür haben inzwischen zahlreiche Hersteller gesorgt, denn der gestiegene Hygieneanspruch setzt ein klares Zeichen für die Spülautomatik. Dabei geht es nicht allein um die berührungsfreie Nutzung, sondern auch um die effiziente, wassersparende Spülung. Welche Alternativen der Hersteller für das vorhandene System entwickelt hat, lässt sich über die Werks-Hotline bzw. den Außendienst klären.
Wie beim WC kann der Installateur beim Urinal die vorhandene Mechanik gegen ein Elektronikmodul tauschen. Die Spannungsversorgung für das neue Magnetventil stellt entweder eine Batterie oder (in Einzelfällen) ein Generator sicher. Auch der Umbau am Urinal gelingt ohne großen Aufwand. Eine komfortable, berührungslose Urinalsteuerung bietet eine Vielzahl an Einstellmöglichkeiten wie z.B. Spülmenge und Intervallspülung, programmierbar per Fernbedienung. Der Gewinn liegt auch im exakt dosierten Wasserverbrauch. Selbst bei hoher Nutzerfrequenz sorgt die modernisierte Technik dafür, dass jedem eine ausgespülte Keramik zur Verfügung steht. Die komfortable Version einer Spülelektronik kann außerdem zur Trinkwasserhygiene beitragen und eine Intervallspülung auslösen, um die Stagnation in der Trinkwasserleitung zu minimieren.
Berührungslose Waschtischarmatur
Die Waschtischarmatur ist die dritte wichtige Komponente im Sanitärraum. Hier besteht ebenfalls ein großer Modernisierungsbedarf und erfreulicherweise hat sich die zur Verfügung stehende Technik in den letzten Jahren spürbar weiterentwickelt. Neue berührungsfreie Standarmaturen können ohne großen Aufwand nachgerüstet werden. Als elektrischer Anschluss kommt je nach Platzbedarf entweder ein Batterie- oder Generatorbetrieb in Frage. Besonders hervorzuheben ist die weiterentwickelte Annäherungselektronik. Mittlerweile gibt es eine Infrarot-Erfassung durch zwei Perspektiven. In der Praxis wird dieser Vorteil schnell deutlich: Detektiert die Armatur eine Annäherung fürs Händewaschen, startet der Wasserzulauf schnell und verlässlich – ältere Modelle können dagegen eine unangenehm hohe Fehlerquote aufweisen. Eine moderne, lernfähige Elektronik stoppt den Zulauf auch schnell und erst dann, wenn man die Hände tatsächlich zurückgezogen hat. Die Elektronik bietet per Fernbedienung viele Möglichkeiten, um beispielsweise die Fließdauer einzustellen oder eine Intervallspülung vornehmen zu können. In punkto Wassersparen und Hygienekomfort erweist sich eine solche Modernisierung der Waschtischarmatur als zeitgemäß.
Hygienisches Gesamtkonzept
Das ganzheitliche Konzept „Geberit Connect“ ist auf die vielseitige Steuerung von Sanitäranlagen ausgelegt – von der Überwachung bis zur Protokollierung der elektronischen Spüleinrichtungen. Mit der App „Geberit Control“ können Betreiber unter anderem auch elektronische Armaturen über eine Bluetooth-Schnittstelle direkt bedienen und in die Gebäudeautomation integrieren. Weitere berührungsfreie Einrichtungen wie automatisierte Seifen- und Handtuchspender sowie automatische Türöffner und Präsenzschalter für die Beleuchtung müssen hinzukommen, damit sich WC und Waschraum weitestgehend kontaktlos nutzen lassen. Dann allerdings ist auch für den Wohlfühlfaktor viel erreicht – das kann ein wichtiger Wettbewerbsvorteil und ein bedeutsamer Pluspunkt fürs Image des Betreibenden sein.