Spiel, Satz und Sieg
Für Umwelt und Vereinskasse
Regenerative Heiztechniken sind im Wohnungsbau längst Standard, in öffentlichen Gebäuden und Großhallen arbeiten dagegen meist noch veraltete Öl- und Gasheizkessel. Dass es auch anders geht, beweist der Tennisverein Lohne e.V. Seit Ende September 2009 werden die Tennishalle des Clubs und die Umkleideräume mit Umgebungswärme und Sonnenenergie beheizt. Der CO2-Ausstoß der Hallenheizung hat sich dadurch um mehr als die Hälfte verringert, die Heizkosten auch: Rund 11 000 € spart der Verein künftig pro Jahr.
Insgesamt drei Plätze umfasst die Tennishalle in Lohne mit 2000 m² Spielfläche. Dazu kommen Umkleidekabinen und Duschen für die Spieler. „Bisher wurde das alles über eine Pumpen-Warmwasser-Heizung mit Gaskessel beheizt“, erzählt Josef Schlarmann, der zweite Vorsitzende des Tennisvereins. „Im Jahr betrugen die Kosten für Heizung und Warmwasser über 17 000 €.“ Zusammen mit der Brauchwassererwärmung, die jährlich 100 000 kWh benötigte, lag der Jahresenergiebedarf bei 320 000 kWh, nicht zuletzt bedingt durch die Größe der Halle und die mangelnde Dämmung des älteren Gebäudes. „Bei den zu erwartenden Preissteigerungen für Erdgas wollten wir dieses teure Heizkonzept nicht mehr länger tragen“, so Schlarmann.
Oberstes Energiespargebot: Wärmedämmung
Ein gewichtiges Argument war dabei, dass bauliche Energiesparmaßnahmen mittlerweile in verschiedenen Sparten je nach Gebäudeart und eingesetzter Technik vom Staat gefördert werden. Dadurch sollten die Kosten für den Umbau abgefedert werden. Gleichzeitig empfahl ein externer Energieberater, Hallenheizung und Nebenräume zu trennen, um für die Bereiche jeweils optimale Heizkonzepte entwickeln zu können. Voraussetzung für den effizienten Einsatz moderner Systeme war allerdings zunächst die Sanierung der Gebäudehülle mit dem Ziel, die Halle besser zu dämmen und den Wärmeverlust zu minimieren, wie der zweite Vereinsvorsitzende berichtet: „Dazu wurde das Dach mit Thermopaneel-Elementen neu eingedeckt und zusätzlich die Hauswand auf der Nordseite komplett isoliert.“
Die Planung der beiden Heizbereiche übernahm die nordluft Wärme- und Lüftungstechnik GmbH & Co. KG (www.nordluft.com). Das Unternehmen hat sich auf umweltfreundliche Heizungstechnik für Hallen und Industriegebäude spezialisiert und entwickelte dafür unter anderem einen mit Biomasse betriebenen Warmlufterzeuger. Für die Umkleiden und Duschen der Tennisanlage wurde eine Kombination aus einer Gasbrennwertheizung mit 25 kW Leistung und einer Solarthermieanlage konzipiert. Die Sonnenkollektoren auf dem Dach unterstützen so bei der Beheizung und der Erwärmung des Brauchwassers für die Duschen. Zudem wird die Kollektorfläche über das Bundesamt für Wirtschafts- und Ausfuhrkontrolle (BAFA) mit 105 € pro m² aus dem Marktanreizprogramm gefördert. Weitere Fördermittel gab es für den Austausch des alten 320 kW-Gasheizkessels und für die neue Umwälzpumpe.
Wärmepumpen mit Schalldämpfer
„In der Beheizung der Sporthalle selbst haben wir vier Luft-Luft-Wärmepumpen mit Power-Inverter eingesetzt“, erklärt der Projektleiter von nordluft, Cornelius Griefing. Diese Wärmepumpen nutzen die Wärmeenergie in der Umgebung um die Halle, ein Kompressorkreislauf erhöht die Temperatur der Luft anschließend noch zusätzlich, so dass auch im Winter angenehme Plusgrade erreicht werden. Insgesamt liegt die Heizleistung der Anlage bei 100 kW, die Wärmepumpen erreichen Jahresarbeitszahlen von 3,61, was bedeutet, dass die eingesetzte elektrische Leistung das 3,61-fache an Wärmeenergie erzeugt. Damit werden die Wärmepumpen nach den „Richtlinien zur Förderung von Maßnahmen zur Nutzung Erneuerbarer Energien im Wärmemarkt“, die eine Mindest-Jahresarbeitszahl von 3,3 verlangen, ebenfalls vom Staat über das Marktanreizprogramm bezuschusst.
Die Wärmeübertragung aus der Wärmepumpe in das Heizungssystem erfolgt in einem separaten Lüftungsgerät über einen Wärmetauscher. Eine eigene Filterkammer säubert hier die Luft von Schmutzpartikeln, bevor über Mischklappen die erwärmte Luft mit der Hallenluft verbunden wird. Die moderne „Direct Digital Control“-Regelung (DDC) sorgt dabei dafür, dass die Temperatur und die Qualität der Raumluft gleichmäßig gehalten werden. „Durch dieses Lüftungssystem haben wir ein gleich bleibendes Klima ohne Temperatursprünge“, so Vereinsvize Schlarmann – für die Vereinsmitglieder ein spürbares Qualitätsplus für die Halle. Um die Tennisspieler auch nicht durch unliebsame Maschinengeräusche in ihrer Konzentration zu stören, wurde die Anlage darüber hinaus mit einem Schalldämpfer versehen.
60 % CO2-Reduktion, 60 % Kostensenkung
Klarer Umweltvorteil des neuen Heizsystems ist die Nutzung erneuerbarer Energien. Durch den Einsatz von Umgebungswärme und Sonnenlicht muss in der Tennishalle jetzt sehr viel weniger Erdgas verbrannt werden. Der CO2-Ausstoß wird sich dadurch um 38 t pro Jahr senken, das entspricht einer um 60 % geringeren Umweltbelastung durch Heizung und Brauchwasser. Und wer glaubt, dass Umweltschutz nur Geld kostet, der irrt: Durch Dämmung und Umstellung der Heizung spart der Tennisverein in der Brauchwassererzeugung künftig rund 3700 €, für die Hallenheizung sinken die Kosten sogar um geschätzte 7300 €.
„Veranschlagt man den derzeitigen Gaspreis, hat sich diese Investition in acht Jahren amortisiert“, rechnet nordluft-Experte Griefing vor – für den Verein wie für die Umwelt lohnende Aussichten. In Zukunft könnten dieses und ähnliche Konzepte dazu beitragen, auch die öffentlichen Großbauten klimafreundlicher zu machen.