Fachkräfte & Qualifizierung
Interview mit Rolf Steffen, Akademie Zukunft Handwerk
Ein Handwerksunternehmen mit der hauseigenen Akademie Zukunft Handwerk AZH-AG (www.akademie-zukunft-handwerk.de) wurde für Rolf Steffen zum Erfolgskonzept. Rolf Steffen, der sich 2016 aus der Unternehmensleitung und dem aktiven Geschäft der Team Steffen AG zurückzog, um nach 33 Jahren anderen das Feld zu überlassen und sich voll und ganz auf die Weiterentwicklung der Akademie Zukunft Handwerk zu konzentrieren, weiß wie das Handwerk tickt. Am Rande der neunten UPTODATE-Unternehmertage (Der SHK Profi berichtete in Ausgabe 2/2017) sprach er mit SHK Profi-Redakteurin Marlene Klocke über Qualifizierung, die Bereitschaft zur Veränderung und die aktuelle Marktsituation.
SHK Profi: Das UPTODATE-Qualifizierungsprogramm ist ein ganzheitliches Konzept, was den Unternehmern viel abverlangt. Für wen eignet sich dieses Angebot?
Steffen: Grundsätzlich muss man sagen, für Kleinstunternehmen ist diese Maßnahme nicht geeignet. Sie richtet sich an Unternehmen ab fünf Mitarbeitern plus Chef. Das ist aber wirklich die absolut untere Grenze. Einen haben wir dabei, der es in dieser kleinen Größe geschafft hat – eine Unternehmensneugründung mit drei Mitarbeitern – ansonsten sind es zehn oder mehr Mitarbeiter. Eine ganz wichtige Voraussetzung ist – und die kann man nicht genug betonen –, dass die Bereitschaft zur Veränderung im Management vorhanden sein muss. Die Chefs dürfen nicht meinen, durch die ganzen Maßnahmen würden sich die Dinge verändern, wenn der Chef der gleiche bleibt, der er vorher war und die gleichen Dinge tut, die er vorher getan hat. Ein Chef, der glaubt, er müsse jede Rechnung kontrollieren und jedes Angebot selber schreiben, ist kein Chef, sondern ein Sachbearbeiter. Und wir wollen aus Sachbearbeitern Unternehmer machen. Deshalb muss er bereit sein, sich zu verändern. Das heißt auch, den Mitarbeitern die Chance zu geben, Dinge selber zu machen. Und die Mitarbeiter müssen die Chance haben, Fehler zu machen. Es kann ja sein, dass der Chef mit 30 Jahren Berufserfahrung der beste Mann im Unternehmen ist, aber das Unternehmersein ist endlich. Und auch deshalb sollte er sich früh genug Gedanken machen, um den Nachwuchskräften eine Chance zu geben.
SHK Profi: Sie selbst haben Ihr Handwerksunternehmen mit Ihrer Frau gegründet und aufgebaut. Helfen Ihnen diese Erfahrungen heute?
Steffen: Wir haben den Schritt aus dem Angestelltenverhältnis gemacht. Meine Frau war 19, ich war 23. Wir waren beide im öffentlichen Dienst und unsere Eltern haben geglaubt, wir sind gut angekommen. Und dann schmeiße ich meinen Job und meine Frau hat ihren zwei Jahre später gekündigt. Da waren unsere Eltern natürlich ziemlich fertig. Ich habe die Karriere von der Gründung eines Ein-Mann-Betriebes über verschiedene Status bis zum Ausscheiden und der Übergabe des Unternehmens gemacht. Ich weiß genau wie das ist, wenn man beispielsweise den ersten Mitarbeiter einstellt – das bedeutet eine Verdopplung der Kapazitäten, aber auch fixe Kosten – ich weiß wie es ist, aus einer Einzelfirma eine GmbH und später eine Aktiengesellschaft zu machen, ich habe mehrere Betriebsstätten gebaut: Ich kenne all diese Dinge. Ich kann also fast mit jedem mitreden. Als ich den Betrieb abgegeben habe nach über 30 Jahren, hatte er 70 Mitarbeiter. Der Weg ein erfolgreicher Unternehmer zu werden, ist nicht leicht und auch ich habe viele Fehler gemacht, an denen ich andere teilhaben lassen möchte.
SHK Profi: Was bedeutet das konkret?
Steffen: An der Seite stehen und Verständnis zeigen, ist das Wichtigste. So mancher Unternehmer stand während der Maßnahme schon kurz vor dem Aufgeben. Da muss man dann auch ein bisschen Mut machen. Die meisten kennen ihre Probleme und eigentlich auch die Lösungen. Da hilft es oftmals einfach gut zuzuhören, qualifizierte Fragen zu stellen und dann kommen sie selbst mit Lösungen um die Ecke. Wenn man einen Berg besteigt und auf der Hälfte angekommen ist, dann ist es immer noch weit bis zum Gipfel und es mag auch ermüdend sein, weil man schon Kräfte gelassen hat, wenn man aber den Blick zurückwirft und sieht, was man schon alles geschafft hat, dann bekommt man wieder Kraft, den Rest des Weges zu bezwingen. Unterstützung ist da ganz wichtig.
SHK Profi: Inwieweit hat die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens?
Steffen: Ohne Arbeitszufriedenheit bekomme ich keine Kundenzufriedenheit hin und ohne zufriedene Kunden mache ich keine Gewinne. Und ohne zufriedene Kunden habe ich weder ein gutes Image noch einen guten Unternehmenswert. Wir haben den 1a-Arbeitgeber, was hervorragend funktioniert, wo die Unternehmen ihre Mitarbeiter über 60 Fragen beantworten lassen, zu allen Themenbereichen. Am Ende bekommt man eine Auswertung mit Stärken, aber auch mit Potentialen, die man anpacken muss. Der Erfolg ist immer wieder ein Tun. Wenn ich die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigere, steigere ich automatisch auch die Zufriedenheit der Kunden. Daraus resultieren letztlich dann die Gewinne, denn nur zufriedene Kunden zahlen ihre Rechnung.
SHK Profi: Woher weiß ich, dass meine Kunden zufrieden sind?
Wir haben das Institut für Kundenzufriedenheit gegründet. Der Handwerker gibt bei seinen Kunden Karten ab, über die er den Handwerker qualifiziert bewerten kann. Diese schickt der Kunde an das Institut für Kundenzufriedenheit e. V.; die Ergebnisse werden dann auf der Internetseite des Unternehmers veröffentlicht. Mit jeder erfassten Bewertung, wird die Gesamtnote automatisch angepasst. Im Hintergrund gibt es für die Unternehmen eine detaillierte Auswertung. Es gibt jeden Monat einen Report, wo jede einzelne Bewertung dargelegt ist und die Mitarbeiter bekommen ein Ranking, an welcher Stelle sie im Vergleich zu den Kollegen-Betrieben stehen.
SHK Profi: Gibt es von Unternehmerseite manchmal Ängste zu viel offenlegen zu müssen?
Steffen: Nein. Die Kollegen öffnen sich viel weiter, als das nötig wäre. In der Maßnahme müssen sie sich eigentlich gar nicht öffnen. Sie bringen aber ihre betriebswirtschaftlichen Auswertungen mit, zeigen wie die Situation ist und wollen darüber sprechen. Ob das jetzt Arbeitszufriedenheit oder Kundenzufriedenheit ist, ich habe noch nicht ein einziges Mal gehört, dass ein Kollege in irgendeiner Form Angst davor hatte, etwas offenzulegen oder sich dafür geschämt hat. Erst in dem Moment, wo ich mir über die Probleme klar bin, habe ich eine Chance zur Veränderung. Vielleicht gibt es Kollegen, die solche Gründe in sich tragen, aber es uns nicht sagen oder gar nicht erst mitmachen. Das kann natürlich sein. Was wir schon mal haben, sind Kollegen, die ihren Mitarbeitern nicht sagen wollen, wie hoch der Deckungsbeitrag ist, der auf der Baustelle verteidigt werden soll und damit vertun sie Chancen. Um den Mitarbeitern aber den Deckungsbeitrag nennen zu können, braucht es eine gewisse Bereitschaft sich zu öffnen. Da gibt es Kollegen, die das nicht möchten.
SHK Profi: Wie hat sich der Markt aus Ihrer Sicht entwickelt: Sind die Unternehmen heute professioneller als früher?
Steffen: Im Gegenteil. Ich glaube sogar, dass sich die Kundenorientierung und auch die Qualität insgesamt deutlich verschlechtert hat. Der Hintergrund ist, dass sowieso genügend Aufträge da sind. Man muss sich um einen Kunden heute gar nicht bemühen, der kommt sowieso. Das führt automatisch zu einer Verschlechterung der Qualität. Und viele nehmen mehr Aufträge an, als sie bewältigen können. Es fehlt an qualifizierten Mitarbeitern, dadurch kommt es zu Überlastungen und das erhöht wiederum die Fehlerquote. Aktuell ist der Kunde in einer sehr schlechten Position und das rächt sich ganz sicher für die meisten Unternehmen. Nach einem Hoch kommt immer ein Tief und deshalb ist es so wichtig, sich auch in guten Zeiten weiterzuentwickeln. Wenn mal die Kunden ausbleiben, dann zeigt sich, wer seine Kunden gut bedient hat und auf Qualität gesetzt hat. Heute bitte schon für morgen sorgen!
SHK Profi: Herr Steffen, vielen Dank für das Gespräch.
In einer 24-monatigen Qualifizierungsmaßnahme bestehend aus Präsenz- und Online-Seminaren, Live-Trainings, Praxisleitfäden, Trainingseinheiten und Erfahrungstreffen werden Unternehmer in allen Bereichen geschult, die den Erfolg eines Unternehmens ausmachen. UPTODATE setzt da an, wo die fachspezifische Ausbildung zum Meister oder Ingenieur aufhört. Das erfolgreich praktizierte Modell und Konzept wird mit hohem Bezug zum handwerksunternehmerischen Alltag vermittelt. Die Seminarteilnehmer können live vor Ort im Handwerksbetrieb der Team Steffen AG sehen, wie die Theorie in der Praxis umgesetzt wird.